„Wo bleibst du?“, zischt T. ins Telefon. Ich kann mich an keinen Verabredung erinnern, aber „18.1., 13.00 Uhr“ steht auch auf dem gelben Post-It auf meiner Wohnungstür, und so hat T. wohl recht. Mit ziemlich nassem Haar und einer lila Bügelhandtasche zum kirschroten Mantel stürze ich eine knappe halbe Stunde später in das Kreuzberger Restaurant, welches sich der besten Schnitzel Berlins rühmt.
K. und T. sitzen sich gegenüber. Die Atmosphäre am Tisch mit „eisig“ zu beschreiben, wäre fast noch geschmeichelt. Die Versöhnung der beiden, die Zweck dieses Mittagessens war, ist offenbar noch nicht eingetreten.
Dass K. und T. sich nicht gut leiden können würden, war vorhersehbar. Der schlichte, bodenständige K, solider Insolvenzverwalter mit einem akuten Mangel an Phantasie, und der kluge, nervöse T. haben so gut wie kein Interesse gemein. Streiten hätte man sich vielleicht nicht müssen, aber nun sind über Tage böse Worte gefallen, derb von der einen Seite, von der anderen Seite ziselierte Bosheiten.
Ich lese noch in der Karte, als der K. auf die Uhr schaut. Eine Besprechung in der Kanzlei. „Gut“, sage ich. Ich habe ohnehin keinen rechten Hunger und gebe der Kellnerin die Karte ohne Bestellung zurück. Vor der Tür winkt K. einem Taxi.
In der offenen Taxitür dreht sich K. zu mir um, legt mir die Hände an die Wangen und küsst mich auf die Wange, ziemlich lang. Es fühlt sich gut an in diesem Moment, und so lasse ich mich küssen und drehe den Kopf ein wenig zu seinem Mund. Er küsst, atmet, drückt mich an sich und flüstert mir etwas ins Ohr, was ich nicht verstehen will. Mir wird die Kehle eng, ich reiße mich los. K. schaut mich an, und steigt in das Taxi.
Geh bloß weg, denke ich. Du bist es doch keinen Fall, denke ich auch noch und dann drehe ich mich zum T. um, lege ihm die Arme um den Hals und drücke ihm einen Kuss auf den Mund. Schau, K., denke ich, so ein Kuss hat gar nichts zu bedeuten, und ich liebe dich so wenig wie den T. oder sonst irgendwen. Das Taxi mit dem K. fährt weg.
T. könnte mich nun loslassen, aber er küsst weiter und zieht mich dicht an seinen Körper. Da schau her, denke ich. Fließt in diesen Adern also doch noch Blut und kein Frostschutzmittel.
Dann stehen wir einander sprachlos gegenüber und gehen stumm zum Lausitzer Platz, wo der T. parkt. „Bis dann“, sagt er, steigt ein und fährt davon.
Das Singleleben ist nichts für mich.
nun ja, mit der zeit gewöhnt mann sich an alles. offenbar. frau auch (nicht)? 😉