Männerversteherin Modeste

Noch am Donnerstag sag´ ich doch noch der Frau Fragmente, die Männerseele sei mir ewig unergründlich. Schon am Freitag allerdings kam die Erkenntnis über mich: Männer haben zuviel Phantasie. Das ist das ganze Elend – und es verhält sich folgendermaßen:

„Wenn Kathrin Angerer nicht mitspielt, komm´ ich erst Sonntag.“, verkündet der Wochenendbesuch, auf die Möglichkeit des Samstagabends in der Volksbühne angesprochen.
„Banause!“, entgegne ich. Der Besucher, fernab eines tieferen Kunstverständnisses, grunzt in den Hörer und verweist auf den T.

Die Kathrin Angerer, so der T., sei doch kein schönes Weib. Als Idol sei die gleichwohl großartige Schauspielerin der Volksbühne völlig untauglich. Sein Frauenideal sei ein völlig anderes. Sorgfältig schabt sich T. die Bartstoppeln aus dem Gesicht. Die provozierte Frage nach der eigenen Idee aller Weiblichkeit wird, das Messer an der Wange, prompt beantwortet. Dann gleitet das Messer den Hals hinab, ich halte die Luft an und es ist….Madame Catherine Deneuve. Vor ungefähr hundert Jahren.

„Blondinen find´ ich blöd.“, zicke ich den T. an und fahre mir durch die schwarzen Haare. T. zuckt mit den Schultern.

„Haben eigentlich alle Männer feststehende Ideale?“, frage ich ein paar Stunden später in die Runde. M., so stellt sich heraus, träumt von Audrey Hepburn. Sein Bruder liebt dralle Blonde, die dank der Mutter des M. unter der Sammelbezeichnung „die böhmische Köchin“ bekannt sind. Der ordinäre Begleiter meiner lieben C., den ich noch nie leiden konnte, verehrt Jennifer Lopez.

Und auf einmal wird mir alles klar:

Geht eine Frau umher und sucht nach dem Mann ihres Lebens, so hält sie sorgsam Ausschau nach Wesen und Individualität der Kandidaten. Sie wird die Herren sorgfältig ausforschen – Lieben sie die Bühne? Beherrschen sie Zeichensetzung und Konjunktiv? Haben sie vielleicht ein anstrengendes Frauenbild, weinen in intimen Situationen oder sind einer Burschenschaft eng verbunden? Am Ende eines sorgfältigen Auswahlprozesses, das demjenigen international agierender Großkanzleien in nichts nachsteht, wird der passendste Kandidat erkoren. Bei einem Höchstmaß gegenseitiger Übereinstimmung in Temperament und Neigungen sind die Aussichten auf gemeinsames Glück durchaus begründet.

Der passende Kandidat aber will nicht und steht bockig beiseite. Übereinstimmung, wahrhafte Seelenverwandtschaft und gleichartige Neigungen sind ihm Wurst. Katherine Hepburn oder keine, sagt der Kandidat und sucht nach größtmöglicher Ähnlichkeit mit dem Ideal. Traurig schleppt sich die suchende Dame nach Hause, leckt ihre Wunden und ruft alle ihre Freundinnen an. Nach einigen einsamen Monaten nimmt sie einen der nächstplazierten Herren. Weil der Übereinstimmungsindex hinter dem Optimalfall deutlich zurückbleibt, geht die ganze Sache schrecklich schief.

Aber auch der Kandidat verfehlt sein Glück. Bezaubert von einer fernen Ähnlichkeit nähert er sich einer Frau, die ihm so unähnlich wie möglich ist. Nach nur wenigen Monaten wird das Paar sich hassen. Er findet heraus, dass sie seinem Katherine-Hepburn-Ideal nicht einmal im Ansatz gleicht und geht seiner Wege.

So hat es dann wieder einmal nicht funktioniert. Traurige Singles betrinken sich in schummerigen Bars. „Frauen sind merkwürdige Wesen“, lallen die Männer und denken an das Idol. „Ich verstehe die Männer nicht.“, prosten sich die Frauen zu.

10 Gedanken zu „Männerversteherin Modeste

  1. Gehen Sie mal ganz an den Anfang der Webseite, ja, ganz nach oben. Sehen Sie diese große Delle da oben in der Seite, sehen Sie, wie sich schon das große rote Banner durchbiegt? Sie wollen wissen, warum? Na, das ist doch offensichtlich. Bei Aussagen wie

    Geht eine Frau umher und sucht nach dem Mann ihres Lebens, so hält sie sorgsam Ausschau nach Wesen und Individualität der Kandidaten.

    müssen sich doch die Blogbalken biegen! Siehen Sie lieber zu, daß Sie sofort ein paar Stützbalken einziehen, sonst fällt Ihnen noch der Himmel auf den Kopf.

    Die bittere Realität ist doch, daß Frauen genau so äußerlich orientiert sind, wie Männer. Der ganze Quatsch von wegen „Innere Werte“. Pha! Bei George Clooney oder Brat Pitt bekommen ganze Frauengenerationen Seufzeranfälle und feuchte Höschen. Das ist nichts Neues. Andere Generationen fahren auf Udo Jürgens ab und schmeißen ihm ihre BHs auf die Bühne.

    Stellen Sie zehn Frauen vor eine Auswahl von hirntoten Muskelmännern, Machos mit einem Alkohol- und Gewaltproblem, oberflächlichen Schönlingen und bierbäuchigen, gebildeten Normalos. Raten Sie mal, welchen Typ die Frauen nicht mal mit der Kneifzange anfassen würden? Denn Frauen sind ja so oberflächlich.

  2. REPLY:

    Sie glauben ja gar nicht, mit was für freundlichen Gorillas ich schon unterwegs war, nur weil derjenige so schön singen oder so toll über Hofmannsthal reden konnte. Eine gute Freundin liebt schlaue Gesellschaftsrechtler – und Sie können sich ja gar nicht vorstellen, wie die von außen aussehen. Aber glauben Sie, die Gesellschaftsrechtler honorieren das? Weit gefehlt – Catherine Deneuve, sage ich nur, und der Betreffende weiß genau, was ich meine.

  3. Eines jedenfalls ist klar: Ein Mann, der auf Katherine Hepburn steht, ist ein geschmacksgebildeter Mann. Aber nun ist die ja doch gestorben, und so gibt es wieder Hoffnung für all die suchenden Damen da draußen.

  4. Oh, Frau Modeste, oh. Zunächst vermisste ich nur Ihr schönes Blog-Layout. Nun vermisse ich auch Ihre Scharfsinnigkeit. Den Beweis der Phantasie in Männerhirnen bleiben Sie schuldig. Belege sehe ich hier nur für das Gegenteil.

    Den Beweis des von Ihnen behaupteten weiblichen Auswahlverfahrens aber – den bleibt das Leben schuldig.

    😉

  5. so ist es eben

    männer sind augenmenschen obwohl es mir manchmal scheint, als könnten sie nur undeutliche umrisse sehen. deswegen auch dieser schlankheitswahn, es ist eben ein einfacheres unterscheidungsmerkmal dick/dünn, schmalbrüstig/dicktittit etc. als neue frisur oder vorteilhafte haarfarbe.aber diese biologische beschränktheit hat für uns zumindest den vorteil, dass sie cellutitis und rasierpickelchen im intinbereich nicht sehen, weil ihr blick konzentriert fokussiert ist.

    was ich auch an männern mag ist diese gnadenlose optische selbstüberschätzung. kaum ein mann, der morgens beim rasieren nicht zwischendurch selbstverliebt in den spiegel schaut, den bauch einzieht, mit dem muskeln spielt und seinem verführerischen spiegelbild zufrieden zuzwinkert. so viel selbstliebe ist zu beneiden.

    und dann noch diese weise stelle in dem unsäglichen buch „wieso frauen nicht zuhören und männer nicht einparken können“ : männer schieben die heirat deswegen hinaus, weil ihnen sonst noch ein whirlpool voller supermodels entgehen könnte. muß es nicht schön sein, so sehr an seine träume glauben zu können?

  6. REPLY:
    Dazu muss ich einfach was sagen

    Mir scheint der Text über Männer einen abfälligen Unterton zu haben. Nun denn, das erfordert eine Antwort. Ich werde jetzt nicht meine Meinung zum Ausgangsthema sagen, sondern auf die Spitzfindigkeiten des Fräuleins Meike antworten – einen gewissen abfälligen Unterton krieg ich dann auch hin.

    „männer sind augenmenschen obwohl es mir manchmal scheint, als könnten sie nur undeutliche umrisse sehen. deswegen auch dieser schlankheitswahn“

    Was dabei in schöner Regelmäßigkeit übersehen wird, ist dass wir Männer einfach mal blind tun und schon alle Frauen panisch losrennen, um sich für uns aufzuhübschen und zu hungern. Nimmt man gern so hin.

    „es ist eben ein einfacheres unterscheidungsmerkmal dick/dünn, schmalbrüstig/dicktittit etc. als neue frisur oder vorteilhafte haarfarbe“

    Mann sieht das schon, aber 5 kg abzunehmen hält frau viel länger von anderen Dummheiten ab. Mal eben zum Frisör kostet Geld und ist zu einfach.

    „aber diese biologische beschränktheit hat für uns zumindest den vorteil, dass sie cellutitis und rasierpickelchen im intinbereich nicht sehen, weil ihr blick konzentriert fokussiert ist.“

    Ganz genau! Wenn Männer etwas NICHT sehen, sind sie blind, wenn sie etwas sehen (wie z.B. Übergewicht), dann sind sie nur doof aufs Aussehen gepolt. Ich finde, frau sollte froh sein, dass wir nicht auch da noch unsere feine Aufmerksamkeit zeigen. Man soll ja auch nicht zuviel Druck ausüben.

    „was ich auch an männern mag ist diese gnadenlose optische selbstüberschätzung. kaum ein mann, der morgens beim rasieren nicht zwischendurch selbstverliebt in den spiegel schaut, den bauch einzieht, mit dem muskeln spielt und seinem verführerischen spiegelbild zufrieden zuzwinkert. so viel selbstliebe ist zu beneiden.“

    Als Mann benötigt man keine Urteile anderer Leute, um sich einzuschätzen. Man weiß, wie man so ist und richtet sich mit sich selbst ein. Dazu mal Nietzsche zitiert: „Jemanden zu einem guten Urteil über sich zu verführen und hintendrein SELBER an dieses Urteil glauben – wer täte es den Weibern darin gleich?“

    „muß es nicht schön sein, so sehr an seine träume glauben zu können?“

    Ja, da hat frau es mit ihrem absolut rationalen Erkenntnisapparat natürlich schwer. So ist das halt mit uns Männern… ständig vertäumt, romantisch und gefühlsduselig.

    Ich wollte nur mal eben zeigen, dass SO eine „Kritik“ anMännern, falls es denn eine solche sein sollte, völlig wirkungsfrei bleibt. Das kontert man kalt lächelnd aus.

  7. REPLY:

    werter herr besserwisser. ich mag an männern (wie am rest des lebens) das „sowohl als auch“. was ich aber nicht so mag, sind „kalte konter“, denn so richtig bringen sie das gespräch nicht in gang.

  8. REPLY:

    Ich will ja auch gar nicht allzu böse sein.
    Nur ist es z.B. nicht fair, den Schlankheitswahn (dessen Existenz ich nicht bestreite) einfach „den Männern“ anzulasten. Wenn frau sich dazu gezwungen fühlt, so ist das ihre Entscheidung.

    Ihr Kommentar sah mir nach einem Rundumschlag gegen mein Team aus. Und da hab ich mich einfach mal zu Wort gemeldet.

    Außerdem weise ich darauf hin, dass in Ihrem Text kein „sowohl als auch“ zu entdecken ist.

    Was einen Gesprächsbeginn angeht, so sind wir uns darin wenigstens einig. Weder ihr Kommentar, noch mein „kalter Konter“ sind dazu geeignet, ein Gespräch in Gang zu bringen. Genau darauf wollte ich hinaus. Ihr Kommentar hat auf mich eben solche Wirkung gehabt, wie meine etwas schroffe Antwort auf Sie.

    Falls Sie das „sowohl als auch“ nocht näher erörtern möchten, fänden Sie in mir sicher einen aufmerksamen Leser. Falls Ihnen eher nicht danach ist, wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Tag.

    Ihr Besserwisser

  9. REPLY:
    @meike

    Wir Männer sind im Durchschnitt simpel. Und das heißt: Wir fahren auf Frauen ab, die nach landläufigem Maßstab schön und sexy sind (schlanke Taille, dicke Titten, vor allem aber knackiger Hintern, jeder Kameramann weiß das), machen uns aber nicht wirklich die Mühe, selber dem absoluten Schönheitstandard zu genügen, weil wir dafür zu träge und zu egozentrisch sind. Ssicher, regelmäßige Trainingseinheiten im Fitnesstudio müssen sein, aber das anschließende Bier eben auch. Wir würden nie auf die Idee kommen, uns unter Entbehrungen auf ein Idealgewicht runterzuhungern, um attraktiv zu sein. Und alle unsere Orgasmen sind echt!

  10. Die Wahrheit ist doch immer grau

    Liebe Frau Modeste,
    im grunde genommen ist das natürlich schon so, dass Frauen Charme, Geist und Witz mehr zu schätzen wissen als Männer (ich kenne die Abende mit den hochintelligenten Gorillas 😉 und fand schöne Männer schon immer langweilig) und Männer sich im Zweifel für die Schöne und nicht für die Schlaue entscheiden. Aber das kann man, wie so vieles im Leben, nicht pauschal behaupten.

    Ich kenne Männer, die mit ihren Frauen gar nicht reden wollen, und das sind auch noch sehr intelligente Männer – die erklären mir allen Ernstes, dass sie lieber mit ihren Freunden reden(das ist eine von vielen Erklärungen, warum Paare schweigend im Restaurant sitzen, immer wieder faszinierend). Und ich kenne Frauen, die immer wieder auf den gleichen Typ Kerl reinfallen, weil er volles Haar, einen schicken Anzug und ein dickes Auto hat und obwohl er unsäglichen Blödsinn von sich gibt. Und es gibt aber immer wieder Männer, mit denen man Nächte verquatschen kann und die sich (auch) in eine Frau verlieben, weil sie mit ihr intellektuell harmonieren. So einen habe ich geheiratet, also meine ich: es gibt Unterschiede und Beweise dafür.

    Und @ Herrn Gibsmir: also bitte, das glauben Sie nicht wirklich, dass Frauen auf Brad Pitt, Clooney oder sonstwen abfahren und diese Herren aufgrund ihres Äußeren ohne Weiteres zu einem Teil ihres Lebens machen wollten? Es mag ja sein, dass einige Frauen bei deren Anblick feuchte Höschen bekommen, aber das hat mit Sex zu tun und nicht mit der Suche nach jemandem, den man lieben möchte. In diesem Falle können auch Frauen zwischen Sex und Liebe trennen, und sofern man also einen dieser Herren länger bei sich behalten wollte, würde er genauso intellektuell geprüft wie alle anderen.

    Liebe Grüße Barbarella

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