„Nicht sehr charmant, meine Liebe.“, sagt mir die C., und so muss ich den gestrigen Eintrag wohl berichtigen: C. hat durchaus abgenommen. Der Gewichtsverlust beträgt bisher 750 Gramm. Anschließend verabrede ich mich mit der C. auf 21.00 Uhr und arbeite weiter.
Über Mittag spaziere ich die Kastanienallee entlang. „Ihr Handy klingelt.“, ruft mir ein Mädchen beim Vorbeigehen zu. Ich sehe die Nummer und drücke den Anruf weg. Ein paar Minuten später klingelt es erneut, dann kommt eine SMS, und als ich vor meiner Haustür stehe, steht ein Wagen auf der anderen Straßenseite, den ich kenne.
Der Mann, dem der Wagen gehört, war einmal Richter irgendwo in der Provinz. Verheiratet, gelangweilt, und bereit, sich in jede Frau zu verlieben, die sich länger als ein paar Minuten in ein Gespräch verwickeln ließ. Er war klug, hatte kaum etwas erlebt und viel zu viel gelesen, um keinen Roman erleben zu wollen. Als es kompliziert wurde und seine Frau kurzzeitig auszog, bestellte ich ein paar Kartons, mietete einen Umzugswagen und floh per Vito in eine andere Stadt. Er verließ den Richterdienst, wurde ein wohl erfolgreicher Anwalt am Main und nach ein paar Jahren vergingen Monate, ohne dass ich an ihn dachte.
Auf dem Bürgersteig wirft mir nun ein fremder Mann Informationen zu wie Bälle. Er ist also wieder verheiratet, hat ein Kind. An den Schläfen spannt seine Haut inzwischen, und die Haare werden grau. Dann schließe ich die Tür auf und er fährt zu seinem Termin.
„Sehen wir uns heute abend, auf eine Blaue Stunde?“, fragt er schon in der Tür. „Ich bin verabredet.“, sage ich. Und dass ich mich melde, wenn die Verabredung ausfällt.
Die C. ist zuverlässig.
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