Höchstpersönlicher Vernichtungsfeldzug

Irgendwo im Kleingedruckten der zehn Gebote findet sich die gewichtige Anordnung, nie im Leben über Frauen herzuziehen, die besser ausssehen als man selbst. Umgekehrt geht das durchaus, so darf eine Schönheit über mich in meinem neuen Oberteil jederzeit öffentlich äußern, dass die arme Modeste es ja auch nicht leicht habe, etwas anzuziehen zu finden. Keilt die gedemütigte Seele dann mit dem Hinweis auf die Tatsache, dass besagte Person selber zugegeben hat, „Schokolade zum Frühstück“ zweimal gelesen zu haben, zurück, so fällt das Fallbeil: Man habe den Zickenkrieg ausgerufen.

Aus Solidarität von männlicher Seite darf man dabei nicht hoffen. Ich habe schon oft in vergangenen 28 Jahren bedauert, den Dreh zum zarten und hilfsbedürftigen Reh nicht geschafft zu haben. Auch aus der Psyche netter Menschen entspringt in derartigen Momenten ein Ritter, der sich schwertzückend vor die arme Grundschullehrerin wirft, die den Attacken einer skrupellosen Paragraphenquälerin nur hilflose Tränen entgegenzusetzen habe.

Eigene Appelle an die Ritterlichkeit der näheren menschlichen Umgebung unter Hinweis auf die weichen Flanken der eigenen Persönlichkeit verfangen dabei grundsätzlich nie. „Ach, Modeste,“, heißt es dann. „du bist doch nicht der Typ, der sich so etwas zu Herzen nimmt.“ Auch gern genommen: Wer austeilt, muss auch einstecken können.

Auswege aus diesem Dilemma gibt es eigentlich keine. Einen grundsätzlichen Umbau der eigenen Persönlichkeitsstruktur stelle ich mir auch eher problematisch vor. Und auch derjenige, der Hilfe von zufällig anwesendem Besuch erwartet, wird in dieser Erwartung bitter enttäuscht werden: „Nun hab´ dich doch nicht so, ruf´ sie einfach an und sag´, dass ihr die Sache vergessen wollt. Komm – der Klügere gibt nach und die Sache ist vom Tisch.“

Spätestens, wenn diese Worte langsam in den morgendlichen Tee träufeln, ist natürlich alles zu spät. Noch vor dem Aufstehen, also leicht verquollen und extrem kurzsichtig, wird der Besuch auf die Suche nach dem Telephon geschickt, das Notebook hochgefahren und das Adressbuch nach möglichen Verbündeten durchsucht.

Nun denn. Angriff der C. von der linken Flanke. R. und J. als Deckung im Unterholz. Sollen die Bataillone rollen, Gefangene werden keine gemacht. Rücksichtnahme auf die öffentliche Meinung erübrigt sich.

5 Gedanken zu „Höchstpersönlicher Vernichtungsfeldzug

  1. Ts.

    Männer werden so blöd sein sich in nen Zickenkrieg, pardon, ein Gespräch unter Frauen, einzumischen. Da noch eher Paragliding, S-Bahn-Surfen und Freeclimbing auf Seifenbergen. Das ist deutlich ungefährlicher.

  2. REPLY:

    Männer sind ja auch blöd genug, an die Pseudohilflosigkeit dieser Tussis zu glauben. Ganz im Ernst, wenn die VHS hier jemals einen Kurs anbietet „Zart, zerbrechlich und hilflos – So wecken Sie den Ritter im Mann“, dann melde ich mich auf der Stelle an.

  3. REPLY:

    Mal ganz unter uns: ich finde dieses Kindchenschema ziemlich ungeil, und als ehemaliger studentischer Admin eines Computerpools an einer Philosophischen Fakultät kann ich Ihnen versichern, daß es mich mitunter ganz schön abgetörnt hat, wenn die äußerlich reizvollsten weiblichen Wesen mit den dämlichsten Anliegen an mich herangetreten sind. Und einer Frau einiges an sexueller Erfahrung zu unterstellen und gleichzeitig erleben zu müssen, daß sie die Maus mit dem Kabel nach unten bedienen will, ist sogar noch deprimierender als der Stundenlohn einer bayrischen Hilfskraft.
    (Immerhin verband mich mit einer Hilfesuchenden, der ich die Unix-Kommandos „talk“ und „finger“ erklären durfte, später eine langjährige Liebesgeschichte. Aber das nur am Rande.)

    Wenn Sie solchen Weibchen nacheifern, Verehrteste, vergeben Sie sich was. Eindeutig.

  4. Weisst Du…

    … an der Uni rief das Frauenreferat die Frauen (nicht ganz wörtlich) dazu eif, den Typen, die ihnen die Tür aufhalten eines in die Eier zu hauen. Und ich hab nur einmal versucht 2 Frauen an dem neu aufgestellten ATARI in er Bib (ja es iss n bisschen länger her) beim Bedienen des MFG-Programms zu helfen. ich bin fann nur angegiftet worden. ZUdem besteht nun Ritterlichkeit auch klassisch nicht darin, eien Frau gegen dei andere zu verteidigen. Das ging schon bei Siegfried schief, der im Wesentlichen Opfer eines Zickenkriegs wurde. Aus Literatur lernen heisst fürs Leben lernen. *g*

  5. REPLY:

    Auf welchen Schlachtfeldern sich Ritterlichkeit traditionell bewährt, ist mir ziemlich egal. Wieso die zum Ritter berufenen Herren aber stets der Gegenseite zu Hilfe eilen, und nicht mir, stürzt mich jedesmal in ernsthafte Selbstzweifel. Und wer mir nicht die Tür aufhält, taugt definitiv nicht zum Ritter und wird auf Rittertauglichkeit auch keinesfalls weitergetestet.

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