Metaphorisch nackt in Kreuzberg

Es gibt so ein paar idealtypische Träume, hört man, die anscheinend jeder ab und zu träumt, der ein regelgerecht veranlagtes Unterbewusstsein besitzt. Zähne fallen dann dem Träumer aus, man stürzt von Klippen oder fliegt eine Runde um den Fernsehturm, und ab und zu begibt sich der Träumer an sehr belebte Orte, den Zentralbahnhof etwa, und ist dort ganz und gar splitterfasernackt. Alle anderen, die dort herumstehen, sind ordnungsgemäß bekleidet und sehen ihn interessiert an.

Ungefähr so, meine Damen und Herren, fühlt sich eine Bloglesung an. Nur, dass es Spaß macht am Ende.

Man geht herum in den sehr netten Räumen des Spreeblickjohnny, und schließlich geht man auf die Bühne, die aus ein paar Paletten besteht mit einem Mikrofon vornedran. Alle können einen sehen, schauen einen aufmerksam an und wissen genau „Das Fräulein dahinten im silberfarbenen Kleid ist also die Modeste.“. Fräulein Modeste schaut aber ihrerseits auf lauter Menschen, die sie nicht kennt, obwohl schon mangels Marketing der größere Teil ja Blogleser und meist wohl auch Blogschreiber sein muss, und das ist ein komisches und ein wenig wehrloses Gefühl. Da stehen sie nun also oder sitzen, und morgen früh booten sie den Rechner, und tippen ein-zack-drei, was sie über Veranstaltung, Veranstalter und Veranstaltete alles denken.

Egal, denkt man aber dann. Wer auch immer etwas Böses schreibt, wird gelogen haben, denn nett ist es hier, die gelesenen Texte sind gut, die Stimmung ist freundlich, und wenn die nächste Lesung dieser Art am Wochenende stattfindet, gibt es bestimmt auch ein bißchen mehr Party.

Für eine gelungenen Abend danke ich daher dem Hausherrn, den Initiatoren Don Alphonso und Don Dahlmann für Zuspruch und Kuchen, den besten denkbaren Mitstreiterinnen Chile und Wortschnittchen und der lieben Frau Engl, die mich am Vorabend noch einmal ein bißchen lesetrainiert hat. Und den Schlachtenbummlern sowieso. Schreiben Sie nett über mich und die anderen und schicken Sie mir den Link oder schreiben´S ihn in die Kommentare, wenn´s geht hätte ich auch gerne ein paar Photos.

Aber nur Bilder, auf denen ich vernünftig aussehe.

Nachtrag: Kann ich wissen, das meine geschätzten und überaus medienkompetenten Leser die von mir gelesenen Stories nicht selber finden? Also:

Die Hand Gottes im Leben des S.

Fleisch

All The Perfumes Of Arabia

Don Alphonso hat seine gelesenen Texte bereits aktuell verlinkt, der Rest muss noch, bitteschön. Und ein paar Photos gibt´s beim Spreeblick.

7 Gedanken zu „Metaphorisch nackt in Kreuzberg

  1. Aber, verehrtes Frl. Modeste, ich kann mir nicht vorstellen, dass es Bilder geben könnte, auf denen Sie unvernünftig aussehen.

    Nur das mit der Perlenkette… Aber egal. (Vormerken: Frl. Modeste einen Handschmeichler gegen Nervosität mitbrigen.)

  2. REPLY:

    Ich stranguliere ja höchstens andere und habe diese Tätigkeit sogar zum Beruf gemacht. Neinneinnein – da besteht kein Grund zur Sorge. Eigentlich wollte ich ja mit meiner grandiosen Zigarettenspitze spielen, hatte aber dann leider keine Kippen mehr, und musste den restlichen Abend harmlose Passanten amfallen.

  3. Wenn ich die Berichte lese und die Fotos sehe, bereue ich es umso mehr, nicht im Publikum gewesen zu sein. Aber da es nach Fortsetzungen klingt, ach was, wie all die Parfums Arabiens lockt, gibt es sicher eine zweite Chance.

  4. REPLY:

    Und mit dem neuen 90Minuten-Berlin-Hamburg-Zug dauert es gerade mal solange wie von Blankenese nach Mümmelmannsberg. Das geht ruckzuck.
    (Ich denke gerade darüber nach, das man sowas auch in Hamburg machen sollte, aber das gehört nicht hierher)

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