„Und?“, steht auf dem Display. „Ist zu öde zum Erzählen.“, tippe ich zurück. „Lies selbst.“
:::
Misdroy
„Nur ein Zimmer?“, fragte die Vermieterin, und bis zum Ende klebte der fragende Blick in unseren Rücken auf dem Weg zum Strand. Wir schliefen zwölf Stunden am Tag, schon morgens aß ich geräucherten Fisch und Rührei, und lief lachend, naß bis auf die Haut, durch den Regen. J². erzählte Märchen, in denen Fische und Prinzessinnen vorkamen. R. hatte in Krakau ein paar Bücher gekauft, und las Mörike vor. Mozart auf der Reise nach Prag.
Am Morgen schien die Sonne, gegen Mittag bezog es sich, und wenn wir am Strand ankamen, packten die Familien ihre Taschen und gingen. Wir saßen auf dem feuchten Sand, schauten weit hinaus auf das Meer und zeigten uns die Stelle, von der aus man nicht mehr würde zurückschwimmen können.
Den abreisenden Nachbarn der Pension kauften wir den Kassettenrecorder ab, erwarben ein paar Kassetten von fliegenden Händlern auf dem Markt. „Stuck in the middle with you“, sang ich, und zog den R. an den Ohren. Die Träger meines Badeanzugs zeichneten mir ein Andreaskreuz auf den Rücken, J². aß den ganzen Tag Sprotten aus einer Holzkiste, die er jeden Morgen auf dem Weg zum Strand kaufte, und von seinen Schultern hing die sonnenverbrannte Haut in Fetzen herab. Am Sonntag packten wir unsere Sachen und fuhren.
„Mach´s gut.“, verabschiedete ich R. in Rostock. „Das ist für dich.“, sagte er, und schob mir ein Buch in die Tasche. R. und J2 schüttelten sich die Hände, und ab Hamburg fuhr auch J² in anderen Zügen. Der Sommer war vorbei.
:::
J² schläft zur Stunden wohl gerade in paar Kilometer entfernt. Wo auch immer R. sein mag, weiß ich indes nicht zu sagen, und das geschenkte Buch aus einem Krakauer Antiquariat habe ich so lange nicht in Händen gehalten. Vor dem Regal schaue ich die Reihen entlang und ziehe das schmale, stark gebräunte Bändchen schließlich hervor.
Auf der ersten Seite hat R. mit einem Kugelschreiber, den er sich von unserer argwöhnischen Vermieterin geliehen hatte, eine Widmung geschrieben:
„Bliss was in that dawn to be alive
and to be young was very heaven“,
lese ich und stehe lächelnd vor der offenen Balkontür.
Na, das ist doch ein schöner, besinnlicher Ausklang. Jeder adrenalinhaltige
Schluss hätte mich jetzt auch sehr überrascht.
REPLY:
Möglicherweise bin ich zu harmoniesüchtig, ich bin jedenfalls außerordentlich erleichtert, daß sie offenbar noch sehr schöne Tage verlebt haben.
REPLY:
Besonders adrenalinhaltig ist meine Existenz ja nun ohnehin nicht. Aber schön war´s. Ob bewogen vom schönen Wetter oder berauscht von den eigenen Erinnerungen – ich mag mal wieder an den Strand. Ob man wohl in zwei Wochen schon in der Oststee baden kann?
REPLY:
Eine Bekannte von mir badet schon jetzt in der Ostsee.
REPLY:
Nicht schlecht. Aber ich hätte es gern doch etwas kuscheliger.
REPLY:
*derfraumodesteeingroßesfrotteebadetuchreich*