Sehr toll, wenn auch wirklich erstaunlich, ist es ja, dass so gut wie alle Vorurteile, die man so über den Rest der Republik hat, sich bei eingehender Betrachtung aus nächster Nähe als vollkommen wahr erweisen. So sieht man in Hamburg tatsächlich am Sonntagvormittag riesige Blondinen mit großen Zähnen, die in grünen Barbourjacken überm Twin-Set an der Alster spazierengehen, Stuttgarter Rechtsanwälte teilen beim Mittagessen die Kosten ihrer Flasche Mineralwasser wirklich durch die Anzahl der Anwesenden und bringen Berliner Kellnerinnen, die tatsächlich Schauspiel studieren oder Bücher über ihre schreckliche Kindheit in Erlangen schreiben, damit zu händeringender Verzweiflung.
Auch Düsseldorf bleibt in dieser Beziehung so gut wie nichts schuldig: In den Auslagen der Schmuckgeschäfte locken ungeschlachte Gebilde aus Edelmetallen besetzt mit riesengroßen Steinen die Kundinnen, die wirklich in langen Pelzen über die Kö flanieren, und eine Düsseldorfer Bloggerlesung findet im Keller einer messingbeschlagenen Passage statt, in der ich vermutlich Donnerstagmorgen noch den einen oder anderen Euro gelassen hätte, wenn die Düsseldorfer nicht wirklich Weiberfastnacht feiern würden, und zu diesem Behufe ihre Geschäfte schließen.
Ebenfalls zutreffend scheint es zu sein, dass die Düsseldorfer, ja das Rheinland generell, einen herzlichen und freundlichen Menschenschlag hervorbringt, der mir die Lesung am Mittwoch wirklich angenehm gemacht hat, und meine Aufregung über den großen Raum, die vielen Leute und dieses ungewohnt professionelle Umfeld schnell beseitigt hat. Es hat Spaß gemacht.
Herzlichen Dank an das Handelsblatt mitsamt der saukomischen „Kleinen PR-Agentur am Rande der Stadt“, die sich der Herr Knüwer hält, an meine denkbar beste Reisegefährtin, die lustige Frau Nuf, die bekannten und bewährten Herren aus Berlin und Bayern und an alle, mit denen ich mich wieder viel zu kurz unterhalten habe können.
Und weil ich Lesungen mag, und gern andere Blogger treffe, freue ich mich über mehr Lesungen (demnächst in Frankfurt und München) und auf ein Blogmich 06.
Du kommst nach Frankfurt? Hey, das würde mich freuen!
Wenn denn aus der Hannover-Lesung was werden würde, bist Du auch eingeladen.
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Leider nein, lieber Bandini, ich wollte nur ein bißchen Werbung für Euch machen. Nach Hannover, Che, komme ich aber gern, da habe ich vor Jahren einige Monate gelebt und einen Haufen Porzellan zerbrochen, um dann schnell zu verschwinden. Inzwischen kann ich mich da aber wieder sehen lassen. Hoffe ich zumindest.
REPLY:
Da steht ja auch „über“ und nicht „auf“. Beim nächsten Mal dann.