Bleib bei mir, flüstert der Mond und legt mir den Kopf auf die Schulter. Komm, ruft der Flieder mich leise am Parkplatz an der Schönhauser Allee, und aus den offenen Türen dringt, verzerrt von billigen Boxen, eine Stimme, die den Fado singt, die Sehnsucht und die Traurigkeit. Die ganze Nacht ist dein, tönt es vielstimmig, und der Sommer sitzt lächelnd auf den Stufen vor dem Bettengeschäft an der Ecke.
Behäbig fährt ein Radfahrer an mir vorbei, grüßt und ist schon weiter, bevor mir einfällt, wer er sein könnte. Die Dunkelheit trägt einen Kranz aus lauter Duft und Blüten, greift nach meiner Hand und beugt sich weit zu mir. Weiche, warme Sensationen verspricht mir die Nacht, sanfte Feuerwerke, lächelndes Versinken, und ich bleibe einen Moment stehen, bevor ich in meiner Tasche nach dem Schlüssel suche und vier Treppen hoch laufe in meine stille Wohnung, in der die Hitze des Tages schwer und klebrig über den Dielen hängt.
So ist das jetzt und jedes Wort verströmt „wie gut mir das tut“, was ja auch kein Wunder ist nach dem endlosen Grau, das hinter uns liegt.
REPLY:
Ja, der Sommer. Da mag man sogar den Boxhagener Platz und lächelt jedem zu, der einem entgegenkommt.
nicht zu vergessen: vollmond!
…so schön kann Entsagung sein!
Ich gestehe, den Bildern dieser Miniatur spätestens beim „sitzenden Sommer“ auf den klebrigen Leim gegangen zu sein!
Heroisch, wie die Protagonistin der Verlockung entsagt, sich einfach dazu zu setzen…,
Poetisch, wie sie dieser Verlockung doch noch unterliegt…!
Wie das?
Indem sie ihr Ausdruck schafft…!
REPLY:
Tjaja, der Vollmond, Herr Lucky. Mondlicht, wie man weiß, trügt und hext und vermag verführt, wenn nicht zu einer langen Nacht, dann doch zu einem kurzen Text. Und vielleicht hätte die Verführung am Ende, Herr Wallhalladada, am Ende doch nicht gehalten, was sie versprach, wie es ja oft so ist.
Schöne kleine Miniatur
Liebe Frau Modeste, ich bin immer wieder überrascht, welches Talent da unentdeckt schlummert, während der Sommer auf der Treppe sitzt. Klasse!