Fünf gute Gründe, nach Wien zu fahren

…wenn Sie nicht schon vor Ort sind.

wienerherbsta2165„Und du willst wirklich nicht mit?“ – schaue ich den geschätzten Gefährten J. mit möglichst mitleiderregendem Blick, also so schräg von unten, an. „Neeee….“, kommt es zurück. Man habe, so heißt es, triftige Gründe, in Berlin zu bleiben.

„Aber der Mek liest doch auch!“, versuche ich den J. ein wenig zu beschwatzen. „Der große Mek, mein ungeschlagener Favorit unter den lebenden wie toten Verfassern Südtiroler Heimatgeschichten! Der Mann zumal, nach dessen legendärem Auftritt auf der Berliner Fresslesung im Frühling halb Berlin keinen Apfelsaft mehr trinken mochte, und namhafte Hersteller naturtrüber Fruchtsäfte um ein Haar Bankrott gegangen wären.“ – Einer der reizendsten Bewohner der Freien und Hansestadt Hamburg, zudem einer der wenigen Herren, an denen sogar Tätowierungen gut aussehen, und begabt mit einer Haarpracht, die fast so schön ausschaut wie die des reizenden J. selber, fahre ich fort. Der J. aber schüttelt ungerührt den Kopf und fährt sich geschmeichelt durch das dichte Haar.

„Dass wird die Frau Engl nicht freuen, dass du nicht kommst, wenn sie liest!“, versuche ich des J. steinernes Herz weiter zu erweichen. – Das sei, gibt der J. zu, zwar schade, indes lese die Frau Engl aufgrund ihrer Ortsansässigkeit doch auch des Öfteren in Berlin, so dass auf die Möglichkeit zu verweisen sei, auch an der Spree der bekannt schönen Stimme der charmanten Frau Engl zu lauschen. – Möglicherweise, insistiere ich, laufe Frau Engl, im Heimland ihrer Vorfahren aber zu ganz ungeahnter Hochform auf, zu noch höherer Hochform, als dies bereits in Berlin der Fall sei, wenn das noch geht, wo Frau Engls kraftvolle Texte zu dem unbestritten Besten gehören, was man auf Bloglesungen zu hören bekommt. – Der J. aber schnaubt. „Das sag` ich der Frau Engl!“, kündige ich an, aber der J. ist schon fast aus der Tür.

„Und Kid37? Der Meister der schwarzen Romantik, der feingesponnen Wortmagie, der Mann, der sogar tote Tiere düster leuchten lässt, der Herr der Grotesken, und ein bekannt splendider Vorleser dazu?“, brülle ich dem J. durch die Tür hinterher und rühme alle Vorzüge dieses Dauerbewohners des Olymps meiner Wertschätzung.

Frau Lyssas amüsante Geschichten um Hund wie Herren? Ich selbst mit einer Auswahl meiner am wenigsten misslungenen Texte?“- lege ich nach.

Aber der J. ist schon weg.

Für alle anderen:

Wiener Herbstlesen
Am 01.10.2006
Um 19.00 Uhr
Im Kulturgasthaus
Herbststraße 37
1160 Wien

In Kooperation mit Twoday.net. Und für den wunderschönen Teaser danken wir dem großen und geschmackvollen Don Alphonso.

17 Gedanken zu „Fünf gute Gründe, nach Wien zu fahren

  1. Singapur, Che, großartige Idee. Werde einmal darüber nachdenken. Und was die Wiener Blogger angeht, Burnston, habe ich eine Person gefragt, die sich aber nicht mehr bei mir gemeldet hat. Leider habe ich derzeit keine Zeit, ein bißchen auf die Sche zu gehen. Sehr schade. Vielleicht geben wir den Mek einfach als Österreicher aus. Dann kann er auch nicht abgeschoben werden, wenn er wegen demolierter Sofas unangenehm auffällt. Das Sofa des J. allerdings hat keinen allzu schweren Schaden genommen, das ist nach wie vor benutz- und beschlafbar.

  2. REPLY:
    Singapur

    ist natuerlich immer eine Reise wert, und wenn es dann noch zu einer Lesung kommt… Ich biete an, hier vor Ort alles zu organisieren. Auch die verschlafenen Deutschen hier aufzuruetteln – es sei denn, es wird auf Englisch gelesen, was ich bezweifle. Vor allem um die Weihnachtszeit oder im Neuen Jahr koennten unsere 32 Grad ja ganz einladend sein. Also, ich mach’s. Ohne Witz.

  3. REPLY:

    Viellecht hülfe es – ich mache mir mit dem Vorschlag sicher keine Freunde, aber sei´s drum – den geschätzten Gefährten daran zu erinnern, dass er ehedem schon, wenn ich mich recht entsinne, noch als der geschätzte ehemalige Gefährte hier von sich reden machte. Natürlich hat so ein schmachtender Blick der Vorzüge viele, allein wirken bei manchen Männern andere Argumente, Nudelholz aufwärts, besser und nachhaltiger.

    Zumal, wenn er die Texte der Modeste missachtet.

  4. REPLY:

    Das ist wirklich peinlich, keine Frage, auch wenn es durch die Bank tolle Leute sind. Das ist doch wie eine Berliner Lesung ohne Berliner. Da würde doch auch jeder den Kopf schütteln.

  5. ihr macht die lesung allen ernstes

    am tag unserer nächsten nationalratswahl, wo die eine hälfte des potenziellen lokalen publikums wegen der unermesslichen spannung vor dem fernseher sitzt, während sich die andere zu den unvermeidlichen wahlparties begibt?

  6. REPLY:

    Ach was, peinlich. Man wird sich als Piefke doch höflich vorstellen dürfen. Man muß es auch mal anders herum sehen. Ich bedaure es immer, daß in anderen Städten so wenig Wiener im Publikum sitzen.

  7. REPLY:

    Upps, sorry Modeste, ich dachte die Suche waere nicht Deine Aufgabe gewesen. Aber andere Leute haben ja ein Verzeichnis mit mehreren tausend bei ihnen bloggenden Menschen. Ein paar Wiener sind da bestimmt dabei. Seis drum, hoffentlich sehen wir bald mehr Wiener, auch im Publikum.

  8. Großartiges wird sich weit südlich meiner Heimat vollziehen, pfeift es von den Dächern. Ich wünsche Euch einen grandiosen Abend. Daran, dass es einer werden wird, habe ich keinen Zweifel!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sie möchten einen Kommentar hinterlassen, wissen aber nicht, was sie schreiben sollen? Dann nutzen Sie den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken