Als wir lebendig waren

Nur noch einmal irgendwem entgegenatmen, der durch das Warten zu jemand ganz besonderem wird. Noch einmal, ach, nur zehn Minuten, diese Unruhe, die einen ganz und gar erfüllt. Das Zittern, wenn man den Hörer in der Hand hält, um niemals anzurufen. Die zaudernde Hand auf der Maus (Möchten Sie die Änderungen speichern?).

Das Gefühl, lebendiger zu sein als sonst. Vor dem Badezimmerspiegel zu stehen, und es wäre nicht egal, was man darin sieht, und man würde leiden wie früher, nicht schön zu sein, und niemand, dem die Herzen vor die Füße fallen.

Jemandem gegenüberzusitzen, und es wäre lebens-, nein: sterbenswichtig, was er denkt. Was hält er von mir?, die Freundinnen zu fragen, die zuckersüße, ganz und gar gelogene Gedanken erfinden, und um so gespannter vor dem Telephon zu sitzen, und keiner ruft an.

Zu warten. Zu leiden. Zu vergessen. Und dann alles von vorn. Und sich nicht vorstellen können, es ganz und gar für unmöglich halten, dass es eines Tages vorbei sein könnte, weil die Glocken reißen, der Boden ergraut, und das Meer nur noch leeres Wasser sein wird, wüst wie der Mond.

7 Gedanken zu „Als wir lebendig waren

  1. Das alles wollen Sie doch nicht wirklich! Ich meine, das alles ‚von vorn‘ begänne! Es reicht doch voll & ganz, wen man seine Illusionen über seine Illusionen über die Zeit rettet – und wenn das nicht reicht, erklärt man kurzerhand die Illusion zur Funktion. Auf dem geduldigen Papier funktioniert das alles!

  2. Das tröstliche (oder bedrohliche, je nachdem) ist ja, daß so ein Meer urplötzlich wieder eine Menge Wasser führen kann, nachdem man glaubte, daß dort nur noch Wüste sei. Mir ging es vor ein paar Jahren so, und für ein paar kurze Monate fühlte es sich wirklich, wirklich gut an. Die zagende Unruhe, das Bangen, die schönen Momente. Ebbe und Flut eben.

  3. -hmm-

    Lieber ein paar schicke, robuste Schuhe, als ein paar Treter, die nach dem ersten Sommerregen auseinanderfallen.
    Wenn er dann Barfuß durch den Sommer geht, -und Sie das wohlige Gefühl vetrauter Puschen an den Füßen spüren- wird der heiße Asphalt seine Füße verbrennen. So, daß er vielleicht nie mehr laufen kann. Freundliche Grüße vom Gegenüber !

  4. Ach, Herr Wallhallada – mit dem Wollen ist es ja so eine Sache. Was man will, und es dann doch nicht will, weil es besser ist, es nicht zu wollen, aber dann ja doch, nur ein wenig vielleicht – das ist schwer auseinanderzuhalten, und ebenso schwer, Herr Kid, ob es nun tröstlich ist oder bedrohlich ist, oder ein Zoll, den man eben zahlt, um zu wissen, das man lebt. Mit Schuhen oder ohne, Herr Malles.

    Und danke, zusammen. Ich kommentiere derzeit so wenig zurück, aber das wird wieder besser. Versprochen.

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