Frauenkraulen, Kaninchenreiten

Für Frau Engl

Mit dem Sport ist es ja so eine Sache. Irgendwo habe ich gelesen, man müsse fast eine Stunde laufen, um ein Stück Schwarzwälder Kirsch zu verbrennen. Muskelaufbau mag stattfinden, aber wer sieht denn das unter dem Speck? Und während des Sports sieht – seien wir ehrlich – doch jeder ein bißchen komisch aus. Verpackt in bunte, enganliegende Plastikschläuche, schwitzend, mehr oder weniger rot. Überhaupt Schweiß, diese immer etwas entwürdigend wirkende Flüssigkeit.

Schwimmen dagegen ist schon eine andere Sache. Im Wasser fühlt man sich gleich ein bißchen leichter. Wenn man schwitzt, verteilt sich das irgendwie in dem ganzen Wasser. Schwimmen ist in Ordnung. Gut aussehen im Schwimmbad allerdings kann nur derjenige, der krault, denn elegant und pfeilschnell wirken die Krauler. Schnurgerade und schwerelos ziehen die Krauler an mir vorbei. Schwertern gleich ziehen die Krauler ihre muskulösen Arme durchs Wasser. Kraulen möchte ich können, denke ich dann und sehe den Kraulern nach. Sich drehen, wenden, als sei das Wasser nichts, so schnell schwimmen wie ein silbrig glänzender Fisch. Behäbig indes dem gegenüber wie ein sehr, sehr altes Walross ziehe ich langsam einer Wasserschnecke gleich meine Bahnen im Stadtbad Mitte. Eine Bahn Rücken, eine Brust.

Wo die anderen Leute das Kraulen erlernt haben, frage ich mich. Zeigt einem das einer, wenn man klein ist? Wieso hat mein des Kraulens durchaus mächtiger Vater mir diese Kunst vorenthalten? War Kraulen irgendwann einmal in der Schule dran, aber ich war krank? Wieso eigentlich können mehr Männer kraulen als Frauen? Ist das ein Fall für die doch sicherlich bestallten Frauenbeauftragten des Landes Berlin? Wo lernt man Kraulen, wenn man erwachsen ist, und ansonsten schwimmen kann? Kann man irgendwelche Leute fragen, oder wirkt das möglicherweise übertrieben kontaktfreudig? Merkwürdig? Gar irgendwie komisch?

***

Auch meine liebe Frau Engl hat ihre Last mit dem Sport. Zwar fährt diese Dame mit großen, gefährlich aussehenden Motorrädern durch Berlin. Das Reiten auf Pferden indes, höre ich, gehöre nicht zu den Künsten, welche sie beherrsche. Die Pferde, diese doch an sich sehr angenehmen Tiere, seien der Frau Engl viel zu groß.

Einen Reitkurs werde sie daher auch nicht besuchen. Schließlich werden bedrohlich gigantische Pferde nicht kleiner, besucht man Kurse, in denen man die Besteigung dieser Tiere erlernt. Auch Ponies scheinen den Bedürfnissen der Frau Engl hinsichtlich einer ausreichend niedrigen Höhe nicht zu genügen.

Ein Kaninchen entspreche Frau Engls Wünschen an die Größe von sie umgebenden Tieren eher, wie ich höre. Diese Tiere allerdings werfen andere Probleme auf, wenn man sie zur Fortbewegung nutzen will, so dass ich annehme, dass Frau Engl in nächster Zeit nicht reiten, und ich nicht kraulen werde.

So ist das mit dem Sport.

23 Gedanken zu „Frauenkraulen, Kaninchenreiten

  1. Frau Koma kann Ihnen im Sommer das mit dem Kraulen sicher zeigen, im Schlachtensee. Dann kommen sie zur Lucky-Glamchen Flotte gekrault und erhalten zu Belohnung immer ein kleines mundgerechtes Stück Kuchen für jede Runde.

  2. Ja schade, dass ich nicht mehr in Berlin lebe + Sie nicht hier bei mir. Ich hätte mich angeboten als Beibringerin. Selbst nun nicht gerade pfeilschnell, da nicht besonders trainiert, aber die Technik, die hab ich drauf, sogar die dreizügige mit Linksrechtsatmung, die ist nicht so hektisch. Das ist wie mit dem Fahrradfahren, das verlernt man nicht. Ich hatte das Glück oder Pech – das ist nun wiederum wie beim Musikunterricht, als Teenie verhasst, später hat man was davon – ich hatte also das Glück, dass mich meine Eltern ein Jahr in ein Schwimmtraining schickten, als ich zwölf Jahre alt war. Obwohl ich das Sxchwimmen schon immer geliebt habe, das habe ich gehasst, das Chlorwasser, die Krämpfe in den Waden, die Schmach beim Üben des Startsprungs. Aber auch den zu beherrschen, ist nicht von Nachteil. Es gibt Situationen ohne Treppen, Leitern, flachen Stränden, da ist es nett, einigermaßen elegant ins Wasser zu kommen. Aber grämen Sie sich nicht, wenn Sie keinen adäquaten Beibringer finden. Kraulen hat 2 entscheidende Nachteile. Erstens: Die Haare müssen ganz kurz sein oder gar unter die Bademütze, sonst hängen sie vor den Augen oder behindern gar das Luftholen. Zweitens: Man sieht nix von der Gegend, ich schwimme hierzulande nur in Naturbädern oder Seen, und da möchte ich das Wasser glitzern sehen, die Blätter der umherstehenden Bäume herabrieseln, den Nachbarn grüßen, der nach getanem Tagwerk auch entlanggeschwommen kommt. Und außerdem, Sie können doch Rückenkraulen, das ist doch noch viel toller! Das mach ich immer nur ein paar Züge, dafür muss man nämlich wirklich sportlich sein, sonst ist man ewig langsam, der Hintern hängt durch, na ja. Ach und Delphin, das würd ich so gern richtig können! Für das Arme aus dem Wasser reißen hab ich einfach nicht die Muckis. Wenn niemand guckt, mach ich’s nur mit den Beinen, das macht Spaß! Und zwischendurch immermal ein paar Meter tauchen, oh, das Wasser durch die Haare, kühler Kopf … Nun haben Sie mich bestimmt eine Viertelstunde aufs angenehmste von meiner Arbeit abgelenkt. Gleich heute Abend geh ich schauen, wann das kleine Seenaturbad zu Hause um die Ecke wieder öffnet. Irgendwann im April hängen Sie ein Schild raus, für den Mai.

  3. REPLY:
    ich kanns doch auch nicht! das dreierzug-kraulen zu beherrschen ist ein traum von mir. das angebot, per personal trainer zu lernen, habe ich ausgeschlagen, die junge dame hatte die preise eines callgirls.
    ich finde brustschwimmen ganz ok. und bin d’accord mit dem, was lady jane schreibt. es gibt nichts schöneres, als beim ruhigen, schnellen brustschwimmen auf dem see so tief zu sinken, daß man eins wird mit der wasserwelt, sich knapp über der kante bewegt und die tiere, fische, haubentaucher, enten mit ihren jungen, einen als ihresgleichen ansehen und zutraulich werden. naja und dann ans krokodil neben der bötchenflotte andocken und gefüttert werden…

  4. oje, kraulen. das wollte ich auch immer können. als ich anfang zwanzig war hat mein damaliger freund – ein junger, ehrgeiziger triathlet – sich als trainer angeboten. wir haben es zwei mal geübt. ich habe aufgegeben, es war einfach zu peinlich, beide male habe ich mehr wasser geschluckt als dass ich geschwommen wäre… mit 30 habe ich dann snowboard gelernt. hat mehr spaß gemacht 😉

  5. kurse für erwachsene,
    gibt es hier (in österreich) an den meisten vhs, volkshochschulen. mehrere frauen in meinem umfeld sind jetzt richtige kraulerinnen..

  6. REPLY:
    Kurze Haare? Bademütze? Das hört sich gar nicht gut an. Ich werde es mir noch einmal überlegen, aber vielleicht tut es ja auch ein (allerdings wenig kleidsamer) Dutt?

  7. REPLY:
    Oh, da muss ich auch noch einmal schauen, ob nicht auch in Berlin dergleichen angeboten wird. Vielleicht besteht ja noch Hoffnung (wenn auch mit Bademütze, was meine Zuversicht ein wenig trübt).

  8. 17 Jahre ist es her, dass mich während meines Studienjahres in Swansea der weißhaarige Bademeister des Unischwimmbades ansprach: Er sehe ja, dass ich gerne schwimme, hätte da allerdings ein paar Ideen zur Verbesserung meines Stils. Wodurch ich ein paar Mal in den studentischen Kurs „Improve your swimming“ geriet. Hier zeigte mir selbiger alter Herr schnelles Brustschwimmen und korrektes Kraulen. Doch erst 16 Jahre und geschätzte 50 Schwimmeinsätze später hatte ich beim Kraulen endlich den Dreh raus und konnte gemütlich und ruhig die chlorigen Wogen durchschneiden. (Mir wird homerisch, bitte um Vergebung.)

    Ja, längere Haare stören (beim Brustschwimmen allerdings auch – oder wollen Sie mir erzählen, Sie seien eine der Kopf reckenden Kolorationsschonerinnen?), doch gegen ein silbernes Hauptfutteral ist meiner Ansicht nach nichts einzuwenden. Nein, man bekommt von der Landschaft nichts mit – deswegen wechsle ich Brustschwimm- und Kraulrunden ab.

    Ich begrüße Ihren Eleganzanspruch beim Schwimmen sehr: Kaum eine westliche Breitensportart bietet so sehr die Möglichkeit, Kraft und Ästhetik zu vereinen.

  9. Achso, liebe Kaltmamsell, das hatte ich nicht bedacht: Ich trage einen Pony (Oder wie ich meine ganze Kindheit + halbe Jugend lang dachte: Ponys. „Ich muss mir mal wieder die Ponys schneiden.“ Schade, dass man irgendwann klüger wird.) Und der kinnlange Rest brustschwimmt sich dann so seitlich hinterwärts weg.

  10. REPLY:
    Koloration? Was soll denn das bedeuten? Ich bin slebstverständlich echthaarfarbig, indes langhaarig, und werde daher meine Zuflucht zu einer Badekappe nehmen müssen und hoffen, das keiner zusieht, wie ich sie trage.

  11. REPLY:
    So einen Pony wollte mir der Friseur letztlich einmal aufschwatzen, das sei jetzt sehr en vogue. Indes konnte ich mir mich nicht recht mit solchen Fransen vorstellen und verließ das Geschäft also ungefähr so, wie erschienen, nur leicht gekürzt, und den Fríseur ein wenig unzufrieden ob dieses abgelehnten Ratschlags.

  12. Huch, Fransenpony in Kombination mit langem Haar, gut, dass Sie standhaft blieben. Tussilook der letzten beiden Jahre, den die Friseure aktuell wohl möglichst weit verbreiten wollen. So unsittliche Angebote kenn ich, brrr. Nein, mein Pony ist schnurgerade, Teil eines Bobs, alles völlig unfransig, klassisch. Aber noch mal zur brustkraulkompatiblen Frisur: Sollten Sie so richtig lange Haare haben, also alle lang + ungestuft, dann sähe ich noch die Möglichkeit, alle ganz streng zurückzunehmen, im Rücken einen festen Zopf zu flechten + diesen dann im Nacken, eng am Kopf zusammenzuschneckeln, irgendwie haltbar. Ob das schmerzfrei geht, da bin ich keine Expertin. Bei mir hält leider nix Gestecktes, weil strackeglattes, festes Haar.

  13. ich bitte um verzeihung, daß ich nun erst dieser widmung gewahr werde, war ich doch einige tage in sache privattouristenbetreuung unterwegs. soll heißen, ich hatte wochenendebesuch aus dem westen. anders gesagt, ich war offline, tatsächlich und total.

    erschreckend war in dem zusammenhang, daß sich bei meinem besuch eine sportlehrerin befand, die daheim im westen gerade einer 9. und einer 10. das kraulen beizubringen versucht. es darf also als bewiesen angesehen werden, daß die vermittlung dieser fähigkeit durchaus zum lehrplan gehört, es sich aber offensichtlich um einen höchst komplexen vorgang zu handeln scheint, der nur recht selten gelingt.

    zu meiner ehrenrettung möchte ich ebenfalls noch erwähnen, daß ich niemals auf die idee käme, ein kaninchen tatsächlich zu reiten. im gegenteil, kaninchen sind mir im grunde noch fremder als pferde. ich glaube, ich habe noch nie eines gesehen.

    darüber hinaus verhält es sich mit motorrädern so: man wähnt sich in der annahme, sie hätten als gelungenes zusammenspiel von metall, gummi, öl und benzin keinen eigenen willen. was natürlich täuscht, aber das glaubt man einfach nicht. auch nach jahren nicht. während pferde gleich zu beginn recht klar machen, was sie durch die welt treibt. ihre reiter scheinen es in den meisten fällen nicht zu sein.

  14. Große, wahre Worte. Wer einem das Kraulen beibringt, frage ich mich – erfolglos! – auch schon seit 20 Jahren.
    Und wie schön, dass ich meine spärlich bemessene Freizeit jetzt sinnvoll dazu nutzen kann, Ihr Blog leer zu lesen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sie möchten einen Kommentar hinterlassen, wissen aber nicht, was sie schreiben sollen? Dann nutzen Sie den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken