Liebe Sozialdemokraten,
im Netz gibt es ja alles. Hier findet man noch die abseitigste Information über verstorbene Pflanzenforscher, die abstrusesten Bilder von Familienfesten fremder Leute, und wessen Topf hier keinen Deckel findet, der sollte sich möglicherweise Gedanken über eine Anpassung der von ihm verwandten Suchkriterien machen. Insofern, sehr verehrte Sozialdemokraten: Auch Sie mögen das Netz bevölkern, vielleicht lesen Sie sogar hier mit, und möglicherweise bekennen Sie sich in den Kommentaren unter diesem Text zu Ihrer Wahlentscheidung.
Warum ich das wissen will? Nun, aus einer Reihe von Gesprächen gestern und heute habe ich den Eindruck mitgenommen, auch die freilich eher bescheidenen 20% von gestern seien eine Erfindung der Landeswahlleiter, denn tatsächlich hat sich mir gegenüber niemand (niemand) bekannt, sein Kreuzchen bei der SPD gemacht zu haben.
Im Freundeskreis mag das an der Homogenität liegen, die befreundeten Personen ja oft zu eigen ist. Die meisten Stimmen haben hier die Grünen abbekommen, drei Stimmen gehören der FDP, und eine Freundin, deren Namen hier verschwiegen werden soll, hat die LINKE gewählt, wie ich annehme. In dem Wahlllokal, in dem auch ich meine Stimme abgegeben habe, sind 50% den Grünen zugeflossen, 9% gehören der CDU, 15% der LINKEN, 6% hat die FDP abgegriffen, aber wer auch immer die 10% SPD-Stimmen abgegeben hat – ich kenne ihn nicht, oder er hat es mir nicht gesagt.
Auch beim Kaffeetrinken im Kollegenkreis heute morgen um elf war kein Sozialdemokrat am Tisch. Die Grünen haben auch hier eine solide Mehrheit von circa 2/3, in den Rest der Stimmen teilen sich CDU und FDP, und wenn es stimmt, dass große Städte die Labore der Zukunft sind, nun, dann hat die SPD ein Problem und wird demnächst aussterben, und das wäre – ob ich die SPD nun wähle oder doch weiterhin eher nicht – doch ein wenig bedauerlich für die große, alte Partei August Bebels, und ein bißchen schade wäre es vielleicht sogar für die Republik insgesamt.
Insofern: Bekennen Sie sich. Und schreiben Sie am besten dazu, was Ihnen an der SPD besser gefällt als an anderen Parteien. Aber bleiben Sie mir bloß mit Opel vom Hals.
Ihre Modeste
In Hamburg hat die CDU über 7 Prozent verloren, die SPD erstaunliche 0,1 Prozent hinzu“gewonnen“. Da auch die Grünen zu recht ordentlich Federn lassen mußten, war es wohl eher eine Abstrafung der schwarz-grünen Regierung hier (Linke und FDP haben davon profitiert). Die SPD. Tja, die SPD. Die alte Tante wirkt ein wenig ruhebedürftig, vielleicht hat der Wähler sie deshalb von Aufgaben entbunden.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/816492/ – Das ganze Elend der SPD in einem Interview.
Bis zum Herbst hat sie sich hoffentlich ausgeruht, denn ich habe am Sonntagabend beschlossen, dann erstmals nicht die Grünen sondern SPD zu wählen. Über die Gründe mache ich mir bis dahin auch mal Gedanken. (Außer: Mein Mann macht die Drohung wahr + wählt die Linke, dann gegendrohe ich mit FDP. Aber das wird hoffentlich nicht nötig sein.) Es heißt, Frauen hätten manchmal seltsame Motive, eine Partei zu wählen oder eine bestimmte Fußballmannschaft zu bejubeln. Na und?
Einspruch
1.
Und damit wenigstens nicht niemand mehr.
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Tatsächlich denkt man bei der SPD ja oft, sie habe so viel mitgemacht, sie werde sich auch diesmal neu erfinden. Allerdings lässt die Präsentation der Erfindung, wie Sozialdemokratie künftig auszusehen hat, etwas auf sich warten.
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Oh ja.
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So gut wie jeder hat merkwürdige Motive, zu wählen, was er wählt, nur machen manche mehr Bohei um ihre Entscheidung als andere.
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Ah. Nummer 1. Und dann auch gleich the one and only Don Alphonso. Ansonsten sieht es aber auch hier etwas dünn aus.
REPLY:
Nun, nach der heutigen Höhentour war da noch dieser Nusszopf, womit es wieder etwas dicker aussieht.
Peer!
Dabei stellt die SPD den coolsten Finanzminister, den man sich in dieser und allen Krisen nur vorstellen kann.
In meinem Freundeskreis: Eine einzige bekennende SPD-Wählerin. Sie ist abtrünnige Grünen-Wählerin.