Novembertraum

Aber heute nacht war es wirklich schlimm. Dunkler wurde es mit jeder Minute, und die Blitze erhellten nichts als Schlamm und einige wenige trockene Zweige. Mir war so kalt.

Gerufen habe ich nach dem J., nach meinem Vater und nach jemandem, den ich fast vergessen habe, wenn es hell ist und trocken. Gekommen ist keiner zu mir. Immer mehr Regen fiel, und die Erde wurde weich und rutschig und floss mit dem Regen grün und braun Richtung Westen. Mit den nackten Füßen verlor ich den Halt, fiel hin und lag für Momente auf dem kalten, feindlichen Schlamm. Zwischen zwei Steinen, verdorrten Büschen und Trümmern klafften die Risse, denen auszuweichen schwieriger wurde von Moment zu Moment.

In den Sturm ragten spitze Steine, ein sinkender Baum, und kaum eine Stimme. Alle Menschen waren fern oder tot oder gingen mich kaum etwas an. Aufgerissenen Leibes lagen die Leichen am Wegrand, und als ich rastete, wartete, den Blitzen entgegen zu atmen, sah ich am Himmel (weit weg von mir) Gottes mürbe, bläuliche Adern.

4 Gedanken zu „Novembertraum

  1. REPLY:
    Keine Sorge: Mitunter ist man als Leser nur so ge- und betroffen, daß einem nix Adäquates dazu einfällt und man daher lieber schweigt, als seine Berührtheit in unvollkomme-diffuse oder gar unpassend wirkende Wendungen zu kleiden.

  2. REPLY:
    da bin ich ganz bei Ihnen, zonebattler.

    Vielleicht sind es nicht nur die schlechten Texte, die wenig kommentiert werden, sondern auch die schwierigen, zu denen es nichts Rasches, Einfaches zu sagen gibt. Dieser Text hier scheint mir auch nicht geeignet für einen inhaltlichen Kommentar, ich will dazu nichts mehr wissen, sondern ihn wirken lassen.

    Und vielleicht, im Übrigen, sind es nicht nur die guten Texte, die viel kommentiert werden.

    Aber gleichwohl verstehe ich Sie nur zu gut, Frau Modeste. Der Kommentar ist der Zucker, auch und gerade auf einem guten Text.

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