Prag ist fast leer. Oder besser: Prag ist ganz normal voll, wie eine hübsche, aber an sich unaufgeregte Stadt eben belebt ist an einem ganz normalen Samstag im Februar, und in den ungezählten Geschäften mit Souvenirs und böhmischem Glas stehen die Verkäuferinnen einsam und schauen an bunten, riesigen Vasen vorbei mit hängenden Armen ins Freie. Langsam wandern die J. und ich die Straßen entlang, vorbei an der Insel Kampa, durch ein paar Gässchen bis zu Národni třida, und dann sitzen wir im Café Louvre und essen Quiche und Salat.
Weil wir viel zu früh aufgestanden sind, alle beide, gähnen wir ab und zu ein bißchen und unterhalten uns mit den langen Pausen, die typisch sind für Leute, die sich schon lange, lange und gut kennen und nicht die ganze Zeit sprechen müssen, um zu demonstrieren, wie gut sie sich doch verstehen. Die J. hat Zahnschmerzen und nimmt ab und zu eine Tablette.
An den Straßen liegt zu Haufen zusammengekehrt alter, schwärzlicher Schnee. Wir zeigen uns gegenseitig besonders absonderliche Gegenstände in Schaufenstern, lachen und schauen uns um. Prag schwingt beidseitig der Moldau ruhig der Dämmerung entgegen, wir nehmen irgendwo auf der Kleinseite einen Aperitif und schauen über die Dächer der Stadt auf den Fluss herab, der Eisschollen führt und das stumpfe Schwarz des alternden Winters.
Im Restaurant Olympia essen wir Suppe und Braten, Rindfleisch in dichten, cremigen Saucen, Knödel und trinken einen weichen, roten, mährischen Wein. Das Essen ist solide, duftend und schwer, und besser als in vielen anderen Lokalen. Satt, sehr, sehr satt, laufen wir die Straßen herab Richtung Smichov.
Ich schlafe sofort. Kein Golem stört meine Träume.
du könntest auch über paris geschrieben haben, so schön und nett und gemütlich und ein bisschen abgeblättert romantisch klingt das.
prag
ist mir im winter auch immer am liebsten gewesen.
REPLY:
Wie viele Städte.
REPLY:
Ja, sehr. Ich mag die Stadt, wenn sie zur Ruhe kommt.