Journal :: 26.11.2010

Als die Eltern vom J. fahren, bin ich ein wenig erschöpft. Ich mag das nette, ältere Ehepaar aus einem Dorf bei Hannover, der Besuch war auch kurz und nicht so besonders strapaziös, aber ein wenig müde bin ich doch. Ich würde ganz gern eine halbe Stunde einfach nur so auf dem Sofa sitzen und gegen die Wand starren, aber statt dessen fange ich an, eine Erbsen-Kokos-Suppe zu kochen, Roastbeef zu parieren und eine Cumberlandsauce zu rühren. Auf dem Herd steht eine Portweinreduktion und füllt den ganzen Raum mit Duft.

Ob auch ich einmal so werde, wenn ich alt bin, frage ich mich und weiß nicht einmal genau, was „so“ in diesem Zusammenhang eigentlich bedeutet. In einem Punkt aber weiß ich, dass ich nie so werden will: Immer, schwöre ich mir und löse Johannisbeergelee in dem Portwein auf und reibe Orangenschale von einer straffen, saftstrotzenden Frucht. Immer will ich mir selbst am Wichtigsten sein und am Nächsten. Nie will ich meinen Freund oder meine Kinder oder sonst irgendwen so brauchen, dass ohne diese Menschen meine Tage leer wären und grau. Immer will ich für mich selbst ein Fest sein und feiern, und alle, die ich liebe, sollen mir wichtig sein, ohne dass mein Leben und mein Glück ohne diese Menschen nicht funktionierte.

8 Gedanken zu „Journal :: 26.11.2010

  1. Ich bin vielleicht ein hoffnungsloser Fall von Egoismus, aber Menschen, die leer und grau sind ohne andere Menschen, sind mir fremd. Das ist vielleicht der Teil an einem tendenziell introvertierten Menschen, den er an extrovertierten Menschen nicht versteht. Nicht daß ich die Gesellschaft von Menschen nicht schätze, aber sich davon abhängig zu machen? Der Aspekt am Altern des Alleinseins hat für mich nichts Erschreckendes.

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