In Wirklichkeit wohne ich auf dem Dorf: Wenn ich meine Loggia bepflanze, spricht mich ein paar Tage später ein Kollege an, wie hübsch das aussieht. Wenn ich auf den Markt gehe, treffe ich immer irgendwen. Auf dem Weg zum Bus winke ich der Bäckereiverkäuferin zu, und als ich das ganz frische Kind herumgefahren habe, sind die Ladenbesitzer herausgekommen und wollten das Baby sehen. Ich lebe hier gern.
Sogar bei so miesem Wetter wie gestern ist es hier schön. Eilig laufen wir durch Sprühregen und Kälte über den Markt, kaufen Appenzeller, Harzer Roller und ganz alten Gouda, ein Pfund Filet vom Wels und Pflücksalat zum Dazuessen. Eine Flasche Wein haben wir schon am Vortag abends gekauft, den trinken wir jetzt aus, und im vietnamesischen Supermarkt an der Ecke Kokosmilch und Gemüsefond für ein vegetarisches Curry. Dann sind wir wieder daheim. Draußen herrscht ein Wetter wie auf Sylt an schlechten Tagen, und den ganzen Tag will ich nicht mehr raus. Ich liege auf dem Sofa, füttere ab und zu den Kleinen und lese Ian McEwan. Amsterdam.
Vor die Tür gehe ich nicht mehr. Im Internet schaue ich ein bisschen nach Rezepten für Ostern. Wir haben Gäste, einmal Familie und einmal Freunde, und als der Kleine im Bett liegt, fange auch ich an zu gähnen.
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