Oktober, 4

Morgens auf dem Weg zur Arbeit fast in eine Gruppe Schüler hineingefahren, die schwatzend auf der Straße standen und mich unbewegt auf sich zurollen sahen. Ich werfe einen Blick auf das Schild an der Schule, vor der die Dreizehn- oder Vierzehnjährigen warten. Es ist eine Stadtteilschule. So heißen hier die Gesamtschulen. Fühle mich bestätigt. Vor einem altsprachlichen Gymnasium sähe das anders aus, bin ich überzeugt.

Mittagspause entfällt. Hastig esse ich am Schreibtisch, tippe nebenbei zwei SMS, und bevor ich mich umdrehe, muss ich heim. Keine Ahnung, wie Leute in Teilzeit ihre Tage strukturieren, sinniere ich auf dem Weg nach unten und bestelle mir ein Taxi. Es regnet noch immer.

Dem J. ist die Kürbissuppe missraten. Ich bin enttäuscht. Der F. spuckt unglaublich viel Milch auf meine Hose. Die Katze wetzt ihre Krallen an meinem Mantel, lässt sich widerwillig wegjagen, lugt schon wieder halb um die Ecke: Da! Da sitzt sie und macht sich, kaum schaue ich weg, schon wieder über meinen Mantel her. Immerhin lacht und brabbelt der F. Der hat’s gut, denke ich mir. Der kann bei schlechter Laune einfach motzen und wenn’s nicht schmeckt, wirft er den Brei halt in der Gegend herum.

Abends muss ich arbeiten und bin noch schlechter gelaunt. Wein ist auch nicht mehr da. Wer was will, muss sich etwas holen, sage ich mir, ziehe mir Stiefel an und laufe los. Côtes du Rhône und Rauchmandeln und noch einmal schnell zur Bank.

Schön ist es, schaue ich auf. Mild noch die Luft. Lautlos sinkt das rotgoldene Laub durch den schwarz-stumpfen Himmel.

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