Samstagnacht

Der Taxifahrer ist muffig. Schweigend fährt er uns von der Greifswalder Straße nach Mitte, und als wir Ecke Chaussestraße aussteigen, bin ich fast froh, nicht mehr in der Enttäuschung zu sitzen, dass der ältere Mann für zehn Euro zu uns gekommen ist, und strecke meine Glieder. Dick, weiß und fröhlich wirbelt der Schnee über die Torstraße und glitzert im Licht der Laternen.

Im Toca Rouge sitzen wir direkt an der Tür. Kalt ist es ab und zu, und voll, richtig voll, wie die ganze Stadt voll ist am ersten Berlinale Wochenende, und ich erzähle dem J. von dem russischen Wettbewerbsfilm, den ich am Nachmittag gesehen habe, und von der Hauptdarstellerin, die so russisch aussah wie die Mädchen, die nachts in der bar tausend tanzen.

„Ich will in den Pauly Saal!“, ziehe ich den J. nach dem Essen in die Auguststraße, und da stehen wir dann, unsere Drinks in der Hand. „Keine schönen Menschen, heute.“, meint der J., und kurz überlege ich, ob wir noch in die King Size Bar müssen oder doch noch ins Grosz, schaue zu, wie das Licht sich im geschliffenen Glas der Tumbler bricht, erzähle irgendwas und lasse mir erzählen und freue mich auf den griechischen Film am Sonntag, den Abend mit der lustigen T. nächsten Donnerstag, das Essen im Grill Royal am letzten Berlinale Abend und stelle mir vor, wie wir aussehen, wenn man uns nicht kennt, von den Sofas, von der Bar und einfach so auf der Straße.

3 Gedanken zu „Samstagnacht

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