Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten

Andere Leute wären essen gegangen. Oder hätten im Ofen eine Lammkeule geschmort. Oder ein Lamm bestellt. Aber wir grillen seit zehn Jahren bei der I. und dem S., und wir werden nicht einfach damit aufhören, nur weil hier die Eiszeit ausbricht. Wir treffen also frierend wie die Schneider um kurz vor zwölf im Grunewald ein, und dann wird gegrillt. Dieses Jahr hat der M. eingekauft: Es gibt Merguez, Salsiccia, Lammfilet und Bisonsteaks, die ein bißchen wild, aber eigentlich eher zäh schmecken. Dazu essen wir Salate, Brot und Hummus.

Das Grillen ist dann eine eher mühsame Angelegenheit. Unter Verweis auf den F. („darf nicht frieren“) bleibe ich im Wohnzimmer und schaue durch die Terrassentür den Grillenden zu, die sehr, sehr lange versuchen, die Kohle zu entzünden, und dann mit Föhn und Zeitungspapier vor den gräulichen, harten Schneeresten im Garten versuchen, den Grill endlich anzuzünden. Irgendwann klappt es dann. Wenig später gibt es Fleisch.

Ich esse, als hätte ich heute noch nichts gegessen. Das fällt mir nicht schwer. Ich habe nämlich heute noch nichts gegessen, weil ich ein wenig verschlafen habe, und so stopfen der F. und ich ganz schnell sehr viel Grillgut und noch mehr Nudelsalat in uns herein. „Mamm!“, schreit der F., wenn es ihm nicht schnell genug geht, und weil der das ziemlich oft macht, bekomme ich nicht so viel, wie ich eigentlich wollte.

Beim Nachtisch wird die Lage dann langsam prekär. „Mamm! Mammmm!“, fordert der F. energisch noch mehr Vanillepudding und mindestens 2/3 meines Carrot Cake. Ich vertage den eigenen Kuchenverzehr auf später, ermuntere alle noch einmal, den gestern abend gebackenen Carrot Cake zu probieren und trinke schnell zwei Glas Sekt. Den zumindest muss ich nicht mit dem F. teilen.

Doch auch später sieht es schlecht mit dem Kuchen. Immer, wenn ich mich der Küche nähere, erspäht mich der F. „Mamm!“, streckt er mir beide Hände entgegen. Ich werde später essen, wenn der F. schläft, beschließe ich, und irgendwann brechen wir auf. Ich habe keinen Kuchen gegessen.

In der Tasche über der Schulter des J. immerhin tragen wir zwei Stück Carrot Cake wieder nach Hause. Das eine wird der J. morgen früh essen, bevor der F. und ich aufgestanden sind. Das zweite Stück esse ich einige Stunden später, den Rücken dem F. zugekehrt und simulierend, ich sei taub, und hörte hinter mir niemanden brüllen: „Mamm! MAMM!“

DSCN0836

(400 gr. geraspelte Möhren, 350 gr. Zucker, 180 gr. Mehl (550), 100 gr. Haferflocken, 1 Tasse Öl, 4 Eier, 1/2 TL Salz, 2 TL Natron, 1/2 TL Zimt, 1/2 TL gemahlener, getrockneter Ingwer, Schale von 1/2 Orange, 1/4 TL geriebene Muskatnuß

Alles verrühren und 60 min bei 175° C. Auskühlen lassen, halbieren und füllen und ummanteln mit einem Frosting aus

200 gr. Frischkäse, 25 gr. Palmin, 1 Pck. Vanillezucker, 2 EL Butter und ca. 150 gr. Staubzucker.)

Ein Gedanke zu „Allen Gewalten zum Trotz sich erhalten

  1. hello!, I actually like your writing so a whole lot! percentage we sustain a correspondence additional regarding your information on AOL? I need a professional on this area to decipher my issue. Possibly that’s you! Having a look in advance to look you.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sie möchten einen Kommentar hinterlassen, wissen aber nicht, was sie schreiben sollen? Dann nutzen Sie den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken