Kleine Freuden

Am Freitag Abend im PRINCE gewesen, das ist so ein neuer panasiatischer Laden in Mitte. In den Räumen war einmal vor Jahren das Shiro i Shiro, dann ein etwas beliebiger Italiener, und nun also ein Restaurant in funkelndem Schwarz, das kleine und mittelgroße Portionen zum Teilen serviert, anständige Drinks, hübsche Kellner, und das Ganze für ziemlich wenig Geld. Gute Laune. Der J. lässt ausrichten, der Devil on Fire sei wirklich ziemlich scharf. Die Dumplings der I. waren dagegen ein wenig übersichtlich.

Am Samstag schlenderten wir am Nachmittag so die Hufelandstraße entlang. An sich wollten wir gar nichts essen. Dann wollten wir uns wenigstens anschauen, wie die Törtchen in der neuen Konditorei Jubel aussehen, die jüngst hier eröffnet hat. Auf einmal aber saßen wir am Tisch, vor mir ein Windbeutel mit einer feinen Creme, Sternanis, Mandeln oder so ähnlich und eine kleine Joghurtkuppel. Vor dem J. ein Cheesecake mit Kürbis, beides sehr fein, sehr filigran-französisch, Törtchen für feine Damen, und dazu guter Kaffee und der herzliche Service von Lucie, die früher in der Rutz Weinbar serviert hat. Am liebsten wären wir gleich dageblieben und hätten alles aufgegessen, was es da gab. Das ging aber nicht, denn wir mussten heim, denn …

… ebenfalls am Samstag gab es Grünkohl. Die J. hat nämlich vor einigen Jahren auf einer Tagung einen netten Herrn kennengelernt und sodann zu sich genommen, der aus dem Niedersächsischen stammt, und die dort ansässigen Stämme betreiben um diese Speise und die dazugehörigen Würste einen außerhalb Niedersachsen wenig bekannten Kult. Der Grünkohl, den der Freund der J. aus seiner Heimat mitgebracht und – der größeren Küche wegen – bei uns in größerer Runde verzehrt hatte, war den Kult aber wert. Gott, war ich satt. Und glücklich. Vielleicht bestelle ich mir hier mehr von dem Zeug.

Am Sonntag war ich gleich morgens so satt. Sehr satt. Schrecklich satt eigentlich. Träge saß ich bis mittags in Unterwäsche auf dem Sofa, las dem F. den Räuber Hotzenplotz und Henriette Bimmelbahn vor und schleppte mich zu 15.00 Uhr in den Prenzlkasper. Das ist ein Puppentheater in der Marienburger Straße. Der F. jubelte, schrie und lachte zu Peter und der Wolf, versteckte seinen Kopf in meinem Pullover, als die Ente dem Raubtier zum Opfer fiel und klatschte frenetisch zum guten Schluss.

Schließlich gab es Käsekuchen. Zu Hause. Aus drei Eiern und 3 Pfund Quark. Mit heißen Kirschen und Sahne dazu. Vier Kinder haben die ganze Wohnung auseinander genommen. Sechs Erwachsene ein Ferienhaus gebucht. Und als ich zu Bett ging, so gegen Mitternacht war’s, lag da der F. auf meinem Kissen und flüsterte im Traum sehr leise etwas wie: „Der Wolf ist tot.“, und es war alles, alles, alles gut.

 

6 Gedanken zu „Kleine Freuden

  1. Aaah, Grünkohl und Pinkel. Aber eigentlich ist es noch nicht kalt genug dafür, der Grünkohl muss erstmal Frost bekommen haben. Man kann natürlich auch aus dem Glas nehmen, aber das schmeckt anders als der frische Grünkohl. Wir werden dieses Jahr beim Besuch bei meinen Eltern auch wieder ein wenig Pinkel, Kasseler und Knipp einkaufen müssen! Das machen wir schon seit Jahren so oder wir bekommen ein CARE-Paket.

      1. Das sieht nicht nur gut aus, sondern schmeckt auch so 🙂 Wie ich es schon beschrieben habe, am besten vorher 1-2 Stunden draußen in der Kälte verbringen, ein Spaziergang oder eine Schneeballschlacht und dann nach Hause und sich auf den dampfenden Topfinhalt stürzen!

  2. Habe mir gerade mal die Webseite vom PRINCE angeguckt. Ja, Panasian-Style mit amerikanischen Kakteen, afrikanischen Sukkulenten und schönen Menschen im dunklen Ambiente. Nun gut, kann man mal machen, man ist ja offen für alles. In der Regel kehre ich aber danach wieder beim kleinen Japaner ein, der mir ganz ohne moderne Fusion die alten Köstlichkeiten aus seinem Land serviert.

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