Es ist stockdunkel, aber der F. ist schon wach und singt. Oh Tannenbaum. Ja, denke ich. Du mich auch.
Weil meine Stimme immer noch irgendwo anders Urlaub macht, würde ich die Karten zum Weihnachtsliedersingen in der Komischen Oper ganz gern zurückgeben. Weil alle anderen auch erkältet sind oder schon was vorhaben, wird aber nichts draus. Ich dusche also so schnell ich kann, der J. zieht den F. an, und dann laufen wir los. Im Bus erzählt der F. sehr laut jedem, der es hören will, dass er einen Drachen besitzt, der im Keller wohnt und einen eigenen Adventskranz besitzt. Der Drache singt auch sehr schön, er kann Feuer spucken, und er liebt die Musik so sehr wie der F.
In der Oper ist es rappelvoll. Die Eltern singen laut und schief, einige Kinder rutschen stumm auf ihren Sitzen, andere brüllen die Weihnachtslieder mit, bis ich besorgt nach oben schaue, ob der Kronleuchter schon schwankt. Neben mir gibt der F. sozusagen alles.
Von der Oper aus laufen wir bis zum Alex. Der F. wird, meine ich, gerade ob der Last von Schokoladennikoläusen und gebrannten Mandeln etwas rundlich, deswegen lassen wir die Busse fahren, und als Lohn der Mühen verspreche ich dem F. eine Fahrt mit dem Karussell am Roten Rathaus. Aus der Fahrt werden drei, über dem strahlenden F. singen die Engel, und als wir daheim ankommen, isst F. ganz schnell zwei Brötchen und geht zu Bett.
Um kurz nach drei fahren wir nach Charlottenburg. Eigentlich, das versichern wir uns immer, wenn wir da sind, ist Charlottenburg schön. Hübsche Geschäfte, gediegene Restaurants, außerdem wohnen der P. und die K. da, die eine Wohnung haben, wie ich sie auch gern hätte, und außerdem so erkennbar mehr Geschmack als ich, dass ich immer ein bisschen neidisch bin, weil meine Wohnungen irgendwie nie so gut aussehen. Ihr Sohn ist auch hübsch, ein reizender Dreijähriger, mit dessen Freunden der F. sofort im Kinderzimmer verschwindet. Ich esse sehr viel Apple Crumble und trinke Wasser und Kaffee, rede die ganze Zeit über Restaurants, Kitas, Orte, wo man hinfahren will und Getränke, die wir gerne trinken, dass ich irgendwann feststelle, dass ich keineswegs gerade erst angekommen bin, sondern so langsam mal wieder aufbrechen sollte. Das machen wir dann auf: Langsam fahren wir den Ku’damm hoch, und in den Bäumen und an allen Gebäuden glüht und glitzert das Weihnachtsfest so verheißungsvoll, als stehe uns wirklich ein Wunder bevor.
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