Mit dem Fahrrad über die Greifswalder, das Rumpeln der Tram, vorbei an der Bötzowbrauerei, wo es einmal diese Bar gab mit der leuchtenden Zuckerwatte über den Drinks, über die Schönhauser, vorbei am Due Forni, und dann die Ackerstraße abwärts, in den Wedding, unter der alten Brücke vorbei bis zum früheren Krematorium, in dem heute ein Veranstaltungsort ist und ein Café.
Ich freue mich auf die Lesung, aber das ist nur die halbe Wahrheit, denn ich freue mich fast noch mehr über die Fahrt durch die sonntäglich leere Stadt, die Hitze, die auf den Straßen liegt wie etwas Körperliches, die plötzliche Kälte in einer Bahnunterführung, die Gerüche der Straßen und die Passanten. Ein Mädchen an einer Ampel mit langem, lila Haar. Ein älterer Mann, der ein Fahrrad schiebt mit ganz harten, trockenen Füßen. Zwei junge Männer, Tätowierungen und Sonnenbrillen, zu große Muskelshirts und einen Mops an der Leine.
(und niemand auf der ganzen Welt wissen würde, wie sie das geliebt hatte; wie, jeden Augenblick)
Die Lesung ist sehr, sehr gut. Ich mag quasi alle Bücher von Krausser, die so viel – mir fällt kein anderes Wort ein – fleischiger, pulsierender, hemmungsloser sind als fast alles, was man sonst noch so bei Dussmann kaufen kann, und außerdem liest er gut. Der Saal ist gut gefüllt, Leute liegen auf überaus bequemen Sitzsäcken und Freundin J2 ist, wie sie später gesteht, sogar ein paar Minuten eingeschlafen.
Als ich fahre, ist Frankreich Weltmeister. Die Stadt scheint sich zu verformen, etwas biegt und dehnt sich, und als ich spät im Bett liege, kann ich – lachen Sie nicht – die Sterne knistern hören. Mir geht es gut.
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