Lachen Sie nur, aber ich liebe griechisches Essen. Also „griechisch“, nicht griechisch. Sie dagegen sind bestimmt mordskultiviert, Sie essen in Griechenland Gemüse und Fisch und loben das griechische Olivenöl. Ich wette, Sie essen auch wirklich weniger Fleisch und nehmen es sich nicht nur immer wieder vor. Ich aber, ich bin ganz im Ernst Team Grillplatte Akropolis, und alle paar Monate setze ich mich mit Mann und Sohn und diesmal auch mit Freund M., der meinen sehr avancierten Drucker eingerichtet hat, in so eine richtige Gyroshölle. Der Grieche meiner Wahl heißt Ja! Niko! Ja! gegenüber vom Interconti und ist eine Westberliner Institution.
Wir bestellen zwischen blauen Stühlen und weißen Gipsgöttern Gyros und Souvlaki und Lamm und Spieße, Tintenfisch, Seezunge und Zaziki, Pommes Frites, Reis und Krautsalat und spülen mit viel Bier und Ouzo nach. An uns vorbei fahren Westberliner Poser in ihren Poserautos, an den anderen Tischen sitzen Westberliner Bürger.
Ich kann es nicht beweisen, aber ich bin mir absolut sicher, dass der durchschnittliche Westberliner mehrere Nuancen gebräunter ist als der im Osten. In Westberlin lebt das Schönheitsideal der Siebziger noch weiter, als man Tiroler Nussöl mit einem Lichtschutzfaktor von 4 für eine Supersache hielt. Die Westberlinerin beim Westberliner Griechen jedenfalls ist gegerbt wie eine Handtasche, trägt Gold und mag weiße Jeans. Ihr Mann zeigt Brusthaar.
Diese Sorte „griechisches“ Essen (ich mag es auch sehr!) ist für mich ein Inbegriff von „westdeutsche Kindheit in den 80ern“. Nach einem langen Sommertag im Freibad mit Bärenhunger heimkehren, und dann holen wir einen großen „Dionysos-Teller“ plus extra Pommes beim Griechen um die Ecke und verspeisen ihn auf der Terrasse.
Aber der Retsina, serviert in den kleinen robusten Wassergläsern, schmeckt in Deutschland NIE so gut wie auf einer griechischen Insel an der Hafenpromenade bei 36℃.
Laekker!