Ich lese weniger gern als noch vor ein paar Jahren. Nein, das ist nicht ganz richtig: Ich lese immer noch sehr, sehr gern, aber immer öfter missfallen mir Bücher, langweilen mich, erinnern mich zu sehr an Bücher, die ich schon kenne. Und immer öfter lege ich Bücher einfach weg.
Was immer noch geht, ist das schlechthin Amüsante. P. G. Wodehouse zum Beispiel. Das funktioniert immer. Diese ganz und gar künstliche Welt aus Tanten, Verlöbnissen, Ozeandampfern, Butlern und Gurkensandwiches verfehlt bis heute nicht seine beruhigende Wirkung. Oder Angela Thirkell, mindesten genauso gut. Sachbücher funktionieren meistens nicht schlechter, oder diese hybriden Werke der Erinnerungsliteratur wie besonders geglückte Memoiren.
Wiederlesen dagegen ist allzu oft gar nichts. Gestern etwa, Henry Miller, das mochte ich mal wirklich, wirklich gern und wäre bedenkenlos ins Paris der Zwanziger umgezogen, um dort ein abenteuerliches Leben inmitten der Boheme zu führen. Heute dagegen nur noch schwitzig-misogyn, ein bisschen rüpelhaft, mit niemandem aus Clichy hätte man auch nur einen Tee trinken wollen, und so scrolle ich gerade durch Amazon, was ich mir nun auf den Kindle lade, wenn ich Iris Murdoch fertig habe, die, immerhin, mich ausreichend amüsiert.
Aus der Abteilung englischer Literatur kann ich Jane Gardam empfehlen. Bei mir gelungenes Wiederlesen: Virginia Woolf „Mrs. Dalloway“ und die Adaption von Michael Cunningham „Die Stunden“. Charlotte Bronte „Jane Eyre“ und die Adaption von Jean Rhys “ Sargassomeer“. Schönen Lesesommer wünsche ich!
Dankeschön!