Aus den Augenwinkeln sehe ich zwei Paar Kinderfüße in Gore Tex Schuhen, die freudig strampeln. Es läuft „Shaun das Schaf“, das liebt Sohn F. sehr, und sein Freund M. sitzt ebenso gespannt neben ihm. Beide stopfen Popcorn in sich hinein, als gebe es kein Morgen.
Auf dem Hinweg haben beide Kinder angegeben, sie hätten schon mehrere Filme gesehen und seien auch schon einmal im Kino gewesen. Für den F. ist es der dritte Besuch. Noch ist es Höhepunkt der Woche und nichts, was man eben so macht, wenn es abends langweilig ist.
Sie werden wohl noch oft in ihrem Leben in diesem Dunst aus Popcornduft und Käsesauce ihren Platz suchen. Der feine Staub, der vor dem Strahl des Projektors tanzt. Die Kinowerbung, das Eiskonfekt, dessen hauchdünne Kuvertürenummantelung man mit der Zunge zerbrechen kann. Aber es wird nicht mehr oft so sein, dass sie nach dem Film begeistert und verzaubert zwischen den Sitzreihen tanzen, während der Abspann läuft, weil jeder Zauber stumpf wird durch Zeit und Wiederholung.
…weil jeder Zauber stumpf wird durch Zeit und Wiederholung…
Vielen Dank für diesen Satz!
Madame, es werden noch philologische Abschlussarbeiten geschrieben werden mit dem Titel „Der feine Staub. Variationen des Vergänglichkeitsmotivs bei Melancholie Modeste“!
(kann hier leider nicht kursivieren.)
Und an die ersten Kinogänge erinnert man sich auch, drum ist Shaun ein prima Anfang. Bei mir, ich war fünf oder sechs, waren die ersten zwei Kinoerlebnisse „Das Dschungelbuch“ und „Die Marx Brothers in der Oper“.