„Und dann hat sie gefragt, was würdet ihr kaufen, wenn ihr neun Millionen hättet!“, berichtet der F. einen Vorfall aus seinem Religionsunterricht.
„Aha.“, sage ich und freue mich, dass der F. heute noch, im Schutz der Dunkelheit sozusagen, auf dem Weg nach Mitte nach meiner Hand greift und fröhlich schlenkernd neben mir hüpft. Es ist der letzte Abend des Festival of Lights, bei dem öffentliche Gebäude mit Lichtprojektionen verfremdet werden, und der F. darf abends mit mir durch Berlin laufen, was schon an sich sehr aufregend ist, wenn man acht ist und eigentlich nach dem Abendessen zu Bett geht.
Es stellt sich heraus, dass die Mädchen alle Pferdehöfe haben möchten. Und die kleinen Jungs entweder eine Rakete oder viele Autos. Einige wollen auch den Hunger in Afrika lindern oder sonst wie Gutes tun.Der Anteil derjenigen, der teilen möchte, ist jedenfalls nicht gering, und darauf, mutmaße ich, wollte die Lehrerin auch hinaus.
Sohn F. allerdings hat für derlei Überlegungen nichts über. „Dann ist das Geld ja weg!“, ruft er gleich mehrfach. Nein, der F. will weder ein Gestüt noch einen Fuhrpark. „Ich hab‘ gesagt, ich kaufe Aktien.“, berichtet Sohn F. mit sichtbarem Stolz und klatscht ein paarmal in die Hände. Von dem Geld, das man dann bekäme (wie heißt es noch, Mama), würde er aber auch etwas spenden.
Dass die Börse den F. deutlich mehr fasziniert als seine Mutter, war mir klar, als er irgendwann im Sommer einem anderen Kind erklärte, sein Lieblings-WasistWas handele von „Geld“. Und als er anfing, die Zeitung zu lesen, und zwar erst Panorama, dann Wirtschaft und erst zum Schluss Politik. Kultur liest er gar nicht, aber gut, er besucht keine Theater, liest die besprochenen Bücher nicht und nimmt an akademischen Debatten nicht teil. Es besteht also noch Hoffnung. Aber läuft’s schlecht, läuft er mit 18 davon, macht in der Fremde einen MBA und verkommt im Sumpf der Wall Street.
Außerdem denkt seine Klassenlehrerin jetzt bestimmt, ich hätte ihm dieses Zeug in die Ohren geblasen.
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Made my day
Made my day
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Gerne gelesen
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Mir scheint, der F. ist immer für eine Überraschung gut.