Ist man klein, stellt man sich die Erwachsenen wie ganz andere, nur so halbwegs menschliche Menschen vor und ist dann sehr verlegen, wenn eine Lehrerin rote Augen vom Weinen hat. Oder eine ältere Frau am Küchentisch sitzt und der eigenen Mutter erzählt, wie verliebt sie ist. Dann wird man älter, stellt fest, dass Erwachsene in vielfacher Hinsicht Leute sind wie andere Leute auch, na, sieht man mal von ihrer verbeulten Physis ab, und geht davon aus, dass sie funktionieren wie alle. Also so inklusive „keine Lust aufzustehen“, Verlieben, Schüchtern sein, all das.
Dann auf einmal ist man so gut wie alt. Schüchtern ist man nur noch selten. Aber immerhin: Es kommt vor. Kann man noch, dieses schüchtern sein. Geweint habe ich aber inzwischen sehr lange nicht mehr, und eigentlich auch nicht mehr wegen irgendwas, was mich betrifft, sondern höchstens nochmal so wegen Bildern von sehr süßen Kindern, denen etwas Schreckliches zugestoßen ist. Und verliebt sein, verliebt sein kann ich gar nicht mehr. So ein vages Anfassenwollen, so eine leise Neugierde, wie dieser oder jener sich wohl anfühlt, dazu reicht es noch. Aber das hatte ja nicht mal vor vielen Jahren, als man sich noch verliebte, viel mit Verlieben zu tun. Und nun habe ich mich schon so viele Monate, ach: Jahre, nicht mehr verliebt. Vielleicht verliebe ich mich nie wieder.
Das mag sein. Aber wie das so ist mit verliebt sein oder gar Liebe. Die schleicht sich an, beobachtet, lauert, und Zack. Ich verschwärme mich leicht, verliebe mich selten und liebe nur noch wenige Menschen. Wenn dann aber lang, auch wenn die mich zT nicht mehr in ihrem Leben haben wollen oder ich sie nicht. Denn Liebe und erst Recht nicht verliebt sein hat aber auch rein garnichts mit gemeinsam ein Leben verbringen zu tun. Ende der Weisheiten…
Das mit dem nicht verlieben (wenn wir das gleiche unter dem Wort verstehen) ist Schade. Fehlt es? Oder ist es ok?