Oktober, 6

Lange hat sich der Sommer gehalten. Wie manchmal ein schon mürber, brüchiger Ast noch an einer letzten Faser hängt, schon zu schwer eigentlich für den Baum, täglich etwas tiefer gebeugt vom Gewicht des toten Holzes, lehnte der Sommer spät und träge noch in den Ecken, saß auf den Bierbänken am Schwanenteich, aß Tag für Tag ein letztes Eis, und musste dann doch mit Sack und Pack verschwinden. Letzte Woche war das. Vielleicht am Freitag. Seine Sandkastenschaufeln nahm er mit, seine kurzen Ärmel und nackten Beine, und so ziehe ich los am Samstagmorgen und kaufe ein: Strumpfhosen. Eine Mütze. Strumpfhosen aus Wolle für den F.

Weil ich schon einmal da bin, kaufe ich noch ganz viel anderes Zeug. Ich habe noch nie so viel Geld bei dm gelassen wie in diesem Jahr. Diese ganzen Drogeriefilialen machen vermutlich 90% ihres Umsatzes mit jungen Müttern, mutmaße ich und fühle mich mit einem Blick auf die anderen Kunden bestätigt. So gut wie jeder hat ein Kind dabei. Nur der Kerl dahinten …. der ist bestimmt allein. Doch auch in dessen Korb: Schmelzflocken. Ein Breisauger. Die Sache ist klar.

Später schlafe ich zwei Stunden und lese ein bißchen und spiele ein bißchen mit dem F. Dann schlafe ich weiter. Erst so gegen sieben werde ich wieder wach und koche hastig Brei. Schnell füttern und los. „Wieso sind wie eigentlich wieder im Alt Wien verabredet?“, frage ich den J., der zufrieden und genießerisch schweigt. Wenn es nach dem J. geht, essen wir hier täglich.

Kurz nach uns erscheinen Mek und die K. Heute gibt es Schnitzel, rosé Sekt, danach ungeheuerliche Mengen Mehlspeisen, und wir erzählen und gegenseitig lauter Geschichten, die alle sehr, sehr interessant sind, aber wegen des Sekts habe ich am Ende alles wieder vergessen. Aber schön war’s, das vergesse ich nicht.

Hochzufrieden wirkt auch der F. Er muss pappsatt sein nach seinem Brei und dem halben Brotkorb und ein bißchen Kaiserschmarrn zum Schluss, quietscht aber fröhlich und hochaktiv auf dem Weg nach Hause und streckt seine Hände nach den Bäumen aus. „Den bekommen wir heute nicht so schnell ins Bett.“, vermute ich vor der Tür, und der J. seufzt ein bißchen vor sich hin. Es ist irgendwie so ungefähr elf.

Dann schläft der F. aber doch sofort ein, und ich selbst schlafe nicht allzu viel später.

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