Die ganze Welt riecht nach Milch. Nach saurer Milch, genauer gesagt, und in der Öffentlichkeit schnuppere ich ab und zu vorsichtig ein bisschen herum, ob es gerade sehr durchdringend riecht wie in einer Lagerhalle für Harzer Käse.
Dass Kind F. nach Milch riecht, finde ich dabei verzeihlich. Er ist acht Wochen alt, da kann man schon mal nachsichtig sein, aber für die Spuren der Milch auf mir bin ich natürlich voll und ganz selbst verantwortlich. Flecken auf T-Shirts beispielsweise. Reste von Milch, die mir aus dem F. irgendwie in den Ausschnitt getropft sind. Milch in den Haaren, alle diese Dinge, und so sitze ich also morgens um halb zwölf vorm Café Anna Blume und mustere verstohlen mein Oberteil. Da ist doch nicht etwa … oder riecht hier Kind F. aus seinem Wagen?
Wenn Frau Wortschnittchen etwas riecht, dann überspielt sie das jedenfalls mit höflicher Perfektion. Hell, aber kälter als gestern scheint die Sonne, das Frühstück für zwei ist so groß, dass ich vermutlich nicht abnehmen, sondern weiter zunehmen werde, und Kind F. schläft wie erhofft so ausdauernd, dass er erst dann erwacht, als das Frühstück praktisch aufgegessen ist. Ich bin satt. Kind F. möchte erst noch satt werden.
Zu Hause angekommen, inspiziere ich meine Oberbekleidung und wechsele das Shirt. Später am Tag ziehe ich mich nochmal um. Jeder hatte mir schon im Vorfeld gesagt, dass ich nie so häufig waschen würde, wie im ersten Lebensjahr des F., aber dass dies nicht nur an den ständig vollgespuckten Kinderkleidungsstücken liegt, sondern auch an meinen vollgemilchten Sachen, war mir so nicht klar.
Irgendwann abends wird Kind F. gebadet. Frisch riecht er, gar nicht nach Milch, und ich schnuppere kritisch: Es muss an mir liegen. Ich sollte mich umziehen.
es ist sehr gut, dass einem vorher alles nicht so klar ist, sonst würden wir schneller aussterben als wir schauen könnten. zum glück wächst man ja mit dem mantra aller eltern („es ist alles nur eine phase!“) in so ziemlich alles hinein. auch in den umstand, das sehr dunkle bis schwarze kleidung für einen längeren zeitraum untragbar wird.
[ich bin gerade in der phase von weiß zu oliv, also sprich vom kleckerkind zum matschbrocken. schwarz kommt dann zur pubertät wieder …]
Alles, was ich roch, waren Frühling und frischer Kaffee. Aber vollgemilcht – ein wunderbarer Ausdruck! Ich werde ihn auf mich verwenden, wenn ich demnächst mal wieder die Kaffeemilch über mich gegossen habe. So wie heute. Aber des mittags kam ja auch noch ein wenig Remoulade hinzu. Die saure Kräuternote ist über die Dauer eines Meetings auch nicht zu verachten.
Ich bin völlig beikostunfähig. Das Kind isst sauber und anständig, nur Frau Mutter schafft es nicht, den Löffel vom Schälchen Richtung Kind zu bugsieren. Besonders beliebt: Kürbis und Karotte auf weisser Tunika oder im Loop-Schal. Schwarz wird wehement weiter angezogen, ich trage die Flecken mittlerweile mit Haltung und Würde. Oder so ähnlich.
Chinaski gratuliert… Um die Gratulation weiter auszudehnen bin ich zu trüb und dunkel …was meine Gehirnzellen angeht natürlich…also nur Gratulation zum Geburt des Kindes…
REPLY:
Danke!
REPLY:
Ich denke auch, mit den Flecken muss ich leben. Nur dieser penetrante Geruch nach Milch nervt. F. soll schnellstens auf wohlriechendere Speisen umsteigen oder aufhören, so viel zu spucken.
REPLY:
Ich muss zugeben, ich war früher auch schon vollgekleckert, das ist nicht neu.
REPLY:
Schwarz ist jetzt eh nicht so meine Farbe. Vielleicht deponiere ich Sachen, die sauber sein sollen, aber einfach künftig im Büro und ziehe mich dann da um.
REPLY:
Das nutzt leider nichts, denn dann fängt das große Müffeln erst an. Besonders wenn die Kleinen speckig werden und Halsfalten in den Halsfalten bekommen – was sich da alles ansammelt! Börgs. Von Beikoststühlen möchte ich gar nicht erst anfangen. Nein, die ersten Jahre sind nicht wirklich wohlduftend.
REPLY:
Olfaktorisch sind Kinder ja eh nicht so. Das wird ja dann auch nur für kurze Zeit besser, bevor dann die Jahr emit ganz viel Axe und Teenager-Schweiß kommen.