Ach. Was habe ich angerichtet. Ich sitze also vor einer guten Woche neben dem geschätzten Gefährten auf dem Sofa. Gegenüber vom Sofa steht eine niedrige, dunkle Kommode aus den Dreißigern, mehr so mittelattraktiv und ungefähr einen Meter hoch, und über der Kommode klaffen 2,70 weiße Wand bis zur Decke. Wir sind kürzlich umgezogen, und jetzt haben wir geradezu ungemütlich viel Platz.
„Ist ziemlich kahl hier.“, sage ich also zum J. Der J. nickt. Über uns, also überm Sofa, hängt zwar ein Bild, eine großformatige Photographie von einem Berliner Photographen, dessen Namen ich vergessen habe, aber das sieht man ja nicht, wenn man auf dem Sofa sitzt. Was soll ich sagen – der horror vacui war stärker als wir. Wir haben noch in der letzten Woche ein Bild gekauft. Es ist ziemlich groß und war (für unsere Verhältnisse) ziemlich teuer, und deswegen schenken wir es uns beide gegenseitig zu Weihnachten. Ansonsten gibt es nichts.
Am Dienstag waren dann meine Eltern in Berlin. Ich treffe meine Eltern immer gern. Meine Mutter hat zwar eine doppelt so hohe Schlagzahl wie jeder andere Mensch, den ich kenne, aber für kürzere Zeiträume ist das sehr amüsant. Meine Mutter bringt deswegen das Vielfache an Information in einem Abend unter, mein Vater dagegen ist ein Quell der Ruhe und des Friedens, und so saßen wir zu dritt beim Cavallino Rosso, das ist so ein ganz netter Italiener in Mitte, und aßen sehr gut und viel und lange. Irgendwann brachten meine Eltern mich nach Hause, ich erhielt eine Tasche, in der war mein Adventskalender. Tasche samt Kalenderinhalt, so teilte man mir mit, seien mein Weihnachtsgeschenk.
Weihnachten werde ich also weder vom J., noch von meinen Eltern ein Weihnachtsgeschenk erhalten. Von meiner Schwester erhalte ich vermutlich ohnehin nur Käse, eine Duftkerze etwa oder eine CD von Norah Jones oder ein Buch über Powerpilates. Von den Eltern des J., die zu allem Überfluss hier auch noch einen Tag erscheinen, erhalte ich wie immer vermutlich wahlweise Bettwäsche oder Handtücher, was jetzt ungefähr so viel Freude hervorruft, als wenn man mit sieben statt einer Playmobil-Ritterburg einen Rollkragenpullover erhält, und sehr viel mehr Menschen gibt es gar nicht, die mir etwas schenken könnten. Madame geht also leer aus.
Himmel! Ich fange sofort an zu basteln.
(Norah Jones. Das ist arg. An Weihnachten läuft auch noch der Wong-Kar-wai-Film mit ihr. Soviel Klebrigkeit war selten.)
Ist das nicht ein Luxusproblem?
Was würden Madame sich denn wünschen?
Warum schreiben Sie denn nicht einen Wunschzettel? Der geschätzte J. kann doch diskret dafür sorgen, dass sowohl seine Eltern als auch Ihre Schwester davon erfahren, worüber Sie sich wirklich freuen würden. Das ist doch für die auch stressfreier.
Tun Sie sich etwa leid? – Schenken Sie sich selbst etwas…
Übrigens, das Motto „wir schenken uns nichts“ hat noch nie funktioniert: einer verstößt immer dagegen und der anderer schaut dann dumm, weil er nichts hat… Vorsicht also!
Das bringt mich jetzt dazu, hastig einen Wunschzettel zu schreiben. Wobei ich Dich gerne mitbedenke, wenn Du sagst, was Du gerne hättest;-)
Leer ausgehen empfinde ich anders.
Ich bekam keinen Adventskalender, geschweige denn bekomme ich ein Geschenk an den Feiertagen.
Schenk ich mir selbst was: Nen Umzug in die Heimat im Januar.
Nicht wirklich weihnachtlich und von jemandem von Herzen und mit Liebe. Nun ja. Gäbe es das im Laufe des Jahres, wäre es mir auch lieber. Aber da gibts auch nichts.
Gibt da doch diese Werbung: Alle möglichen Menschen wünschen sich alles mögliche, klar definiert. Ein kleines Mädchen wünscht sich einfach nur ein Geschenk.
Sie sehen: Trauriger geht immer.
Viel wichtiger und schöner wäre doch ein Beisammensitzen mit vielen Menschen zu Weihnachten. Mit gutem Essen und lustigen und interessanten Gesprächen.
Steht dieses Jahr aber auch nicht auf dem Programm.
Also auf nach 2011.
was für ein wunderbar dezenter hinweis. ist die bücherliste frisch aktualisiert?
Neiiin! Nicht falsch verstehen. Ich bettele auf keinen Fall um Geschenke meiner geschätzten Leser! Es geht hier einzig allein um mir sehr nahestehende Personen wie etwa den geschätzten Gefährten.
Schön, dass es noch Leute gibt, die Kunst auch kaufen.
Verehrte Modeste! Legen Sie doch bitte einen Amazon-Wunschzettel an oder etwas vergleichbares. Es war mir schon lange ein Bedürfnis, Ihnen ein Dankeschön für diesen faszinierenden Blog zukommen zu lassen. Eine bessere Gelegenheit kann es ja gar nicht geben.
REPLY:
Schauen Sie mal rechts. Da gibt es Geschenke für Modeste.
REPLY:
So war das nicht gemeint. Bitte nehmen Sie nicht an, ich würde hier nach Geschenken betteln. Jetzt bin ich etwas verlegen.
REPLY:
Mit großem Vergnügen, aber nicht immer mit entsprechender Sachkentnis, wie ich befürchte.
Danke für den Tipp, flying turtle. Wer lesen kann ist klar im Vorteil. 🙂
Sie brauchen übrigens nicht verlegen sein, Modeste. Der Beitrag war nicht der Grund weswegen ich etwas schicken wollte, sondern nur der Anlaß. Ich les Ihren Blog ja schon lange und hab meinerseits ein schlechtes Gewissen, es so selbstverständlich hinzunehmen, daß Sie sich so viel Mühe machen und uns so viel Vergnügen. Das Buch vom Herrn Meier wird von mir sein. Den Herrn verehre ich sehr, das kam mir gut gelegen.
Ach, liebe Frau Modeste. Wenn jemand so nett fragt, dann muss man ihm schon einmal einen Tipp geben.
Einfach lächeln. 😉