Sommermorgen

Mit Wassertropfen funkelnd behangen neigen die Weiden sich dem Schilfe zu. Noch ist das Gras nass von der Nacht und vom Regen, noch sammelt sich das Wasser auf ein paar tiefer gelegenen Fliesen der Terrasse, die, wohl vor kurzem erst erneuert, schon wieder absackt, sinkt, der müden Erde hinterher.

Wie groß doch Bäume sind, denke ich, und lächele über diesen Gedanken. Wie schnell man den Geruch von Sommer und Erde vergisst. Den Duft von feuchtem Gras. Die Stille, als gebe es keine anderen Menschen. Die Leere des Himmels morgens um fünf, wenn man aufwacht, am Ende der Welt, um ein paar Schritte durch den Park zu gehen, vorbei am ausgeblühten Flieder, an ein paar moosumflorten Steinen, um ein paar Atemzüge lang der erste Mensch auf Erden zu sein, allein unter Gottes straff gespannten Himmel, und es wäre der kommende Tag ein Fest, ein Rausch aus Wein und gelben Rosen, Fanfaren, Fackeln, Birkenglanz, und nicht ein Tag wie jeder andere.

2 Gedanken zu „Sommermorgen

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