Golden in the heydays of his eyes

And as I was green and carefree, famous among the barns
About the happy yard and singing as the farm was home,
In the sun that is young once only,
Time let me play and be
Golden in the mercy of his means,
And green and golden I was huntsman and herdsman, the calves
Sang to my horn, the foxes on the hills barked clear and cold,
And the sabbath rang slowly
In the pebbles of the holy streams.

Dylan Thomas, Fern Hill

So lange, so viele Jahre habe ich auf keinem Pferderücken mehr gesessen, und doch einmal gern und sogar halbwegs gut geritten, mit acht, mit zwölf, 15, 18, aber mit zwanzig dann nicht mehr, weit weg vom Jacky, dem braunen Trakehnerwallach mit der weißen Blesse. Nachts aber, manchmal im Traum, vielleicht mit zuckendem Füßen wie ein schlafender Hund, nachts reite ich wieder vom Reitstall durchs offene Tor zwischen den Kastanien hindurch, und die Bäume werfen mir die letzten rot-weißen Blüten auf den Weg bis zur grauverputzten Mauer, deren Pforte stets geschlossen sein soll und es doch niemals ist, den ganzen Sommer nicht, und nie in meinen Träumen.

Sanft wölbt sich die Erde vor mir hinab zum See, und ich reite, reite, falle in den gestreckten Galopp, und rechts und links stäubt das Korn, und der Hopfen reckt sich dem Himmel entgegen, als könne er weiter wachsen, immer höher, und wie die Märchenbohnen seine Spitzen schließlich bis zur Himmelspforte ausstrecken. Träge von Wärme und Sommer atmet das Land in der Sonne und treibt einen vollblütigen, roten Saft in die Früchte, die in den Bäumen hängen. Sogar die Stallkatzen sind strotzend, stolz und gesund, und auch das ingwerfarbene Fell von Kater Archie fehlt nicht bei Nacht.

Unterhalb der Wiesen wird es steiler, enger der Pfad, und ein Wäldchen verdunkelt den sonnenbeschienenen Weg. Ich verlangsame noch vorm Märchenstein, auf dem in der Johannisnacht ein stummes Mädchen sitzen soll, das erlöst, wer sich traut, sie zu küssen, und keine Angst hat vor der blutigen Linie um ihren Hals. Reich belohnt würde, wer die arme Wiedergängerin erlösen könnte, denn das tote Mädchen bewacht einen Schatz, ihre Mitgift, und nur sie weiß, wo er zu finden ist, aber zum Küssen und Erlösen kommen nur Männer in Frage, und so reite ich weiter, vorbei an der Kuhkoppel, wo mehr Löwenzahn wächst als irgendwo sonst, und die kleinen Mädchen sich Kronen aus den gelben Blüten banden und Prinzessinnen waren, lauter Königskinder zwischen den sanften, riesengroßen Kühen.

Immer allein reite ich durch meine Träume, nie reitet die N. mit mir, nie die S., meine besten Freundinnen zu Schulzeiten, die sich gegenseitig nicht ausstehen konnten: Die extravagante, schöne N., die ihre Klugheit hinter mehr Verrücktheiten verbarg als irgendjemand in meiner Klasse, und sich alles und jeden nahm, den sie wollte, und die ernste, besonnene S., die viel las und noch mehr nachdachte und freundlich war, gütig und so nett, dass niemand bemerkte, dass sie auch hübsch war. Beide ritten oft mit mir, beide hatten eigene Pferde, und nur ich sollte kein eigenes Pferd bekommen, und hatte am Jacky nur eine Reitbeteiligung, auch wenn er eigentlich, redete ich mir ein, mir gehörte, denn wenn ich kam, erkannte er meinen Schritt schon im Hof und wieherte und scharrte mit den Hufen. Seine Eigentümerin erkannte er nie. Im Traum gehört Jacky natürlich ganz mir, und wer weiß, ob Jackys rechtmäßige Eigentümerin, meine Kieferorthopädin, noch so von ihm träumt, der zwei Jahre nach meinem Abi krank wurde und starb, oder ob er nicht inzwischen ganz mein ist, die seinen Schatten in ihren Träumen noch einmal mit glänzendem Fell bekleidet, noch einmal durch die schwarze Mähne greift, die Nüstern streichelt und dem toten Pferd einen Apfel reicht, der unter einem Baum auf dem Boden liegt hinter dem Wäldchen, wo das Land weit wird, weit und offen.

Streng verboten ist es, über die Äcker zu reiten, aber im Traum reite ich geradeaus, verlasse den Weg und setze hinweg über Brombeeren und Hagebutten, steige vom Pferd und gehe zu Fuß über die schweren, lehmigen Schollen. Ein paar Minuten sitze ich im Schatten einiger Weißdornbüsche und blinzele in die Sonne, bevor ich aufsteige und Jacky an den Schlehen vorbei dem See zutreibe, an dessen Ufern der Wind die Weiden wiegt. Aus dem trägen, grünschimmernden Wasser ruft mich der wilde Wassermann, um mich zu heiraten und mit mir zu leben in seinem Schloss aus Schlick und Muscheln, und golden leuchtet die Nachmittagssonne zwischen den Blättern hindurch und wirft lauter Sonnenmünzen durch meine Träume in meinen Schoß, die verschwunden sein werden, wenn ich erwache.

16 Gedanken zu „Golden in the heydays of his eyes

  1. zum Thema Dylan Thomas. Ich weiß nicht genau warum, aber ich habe mal einen Song geschrieben mit dem Refrain: „I want Dylan Thomas to get me high again.“

    zum Thema Rosskur: Ich bin mit dem Pferd meiner Schwester einmal über Äcker geritten bzw. getrabt und ich träume heute noch davon. Ja, so einer bin ich.

  2. REPLY:
    herr burnston,

    dass sie von dem ausritt heute noch träumen, kann genau zwei ursachen haben:
    entweder hat er ihnen so gut gefallen oder das gegenteil war der fall und ihr
    allerwertester schmerzt noch heute alleine schon bei dem gedanken an den harten sattel (oder den nicht minder harten pferderücken) !

    frau modeste, ich entschuldige ich mich in aller form für das einwerfen dieses
    kommentars, aber herr burnstons unterton hatte so etwas
    faserschmeichlerisch-provozierendes an sich … 🙂

  3. Die schönsten Texte

    schreibt Modeste. Das ist mir klar nach ca. sechs Wochen sporadischer und interessierter Lektüre der Blog-Szene.
    Ich bin fasziniert und sage: danke!

  4. REPLY:

    Danke, Frau Walküre und Herr Mukono. Der Herr Stimme kommt mit dem Wendy-Abo allerdings zwanzig Jahre zu spät, um noch ein warmes Dankeschön zu ernten, und was den Herrn Burnston betrifft, so werde ich auf ihn achten, wenn ich das nächstemal vom Reiten träume. Vielleicht reitet er ja auch irgendwo im Traumland zwischen den Wiesen und Äckern herum, und ich werde ihm zuwinken, so von Reiter zu Reiter.

    Dylan Thomas ist natürlich immer großartig.

  5. Hach, Ihre Hymnen sind wahrlich die schönsten … Und das sagt einer, der beim einzigen Versuch, sich auf ein Tier mit Hufen zu setzen – es war ein Pony –, recht humorlos abgeschüttelt wurde.

    Aber nach diesem Text würde ich gern auf Fury in den Sonnenuntergang reiten und das Abendrot austrinken. Hach.

    Matt

  6. REPLY:

    Ach, der Herr Burnston, der darf hier ja fast alles. Und sein Kommentar ist doch nett, Frau Walküre, da sieht man doch den Meister Burns hoch zu Ross durch die bayerische Pampa traben.

  7. REPLY:

    Ich wohne mitten in der Stadt, zehn Fußgängerminuten vom Hackeschen Markt entfernt, wo man Pferde schlecht halten kann, und wäre zu lange unterwegs, hielte ich ein Pferd irgendwo auswärts.

  8. REPLY:

    Ich wohne auch mitten in der Stadt und muss sehr weite Wege zu den Pferden in Kauf nehmen. Aber es lohnt sich immer wieder neu, für ein paar Stunden der Großstadt zu entfliehen. Sie sollten das unbedingt auch tun! Kaum an einem anderen Ort ist so viel Ruhe und Meditation und gleichzeitig Bewegung, Geschwindigkeit und Konzentration wie auf dem Rücken eines Pferdes.

  9. Ja ja ja genauso ist es. Und in so wunderschönen worten. Ich wohne jetzt auch pferdelos in der stadt aber mein reitbeteiligungspony wohnt auf ewig in meinem herzen, und nachts galoppieren wir noch gelegentlich übers stoppelfeld.
    Ganz bestimmt ist Jacky im himmel jetzt Ihr pferd liebe modeste.

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