Vorbei an den sterbenden Kriegern des Zeughauses, vorbei an den Kuroi des Altes Museums, die über die Museumsinsel lächeln, weiter die Schönhauser Allee hinauf, und die Streicher wogen salzig wie Meerwasser hinter meinen Schläfen. In der gläsernen Luft hallen die Sehnsucht der Senta und die Verdammnis des Holländers nach, singend von einer Treue, von der ich nicht einmal wüsste, wohin damit. „Sie sehen hübsch aus.“, unterbricht der Taxifahrer die Girlanden einer türkischen Sängerin aus seinem Cassettenrecorder und wünscht mir sieben Söhne an den Hals. „Im Handschuhfach sind Bonbons.“, lädt er mich ein. Ganz leer sind die Straßen, und der Winter vor meiner Tür lässt die Narben auf meinem linken Arm dunkelrot glühen, Blut und Granat.
Wie Honig zerläuft der Bonbon des Taxifahrers auf meiner Zunge und schließt sich um meine Zähne als eine zuckerige Haut, eine süße Membran zwischen mir und der Nacht, die zu kalt ist, um noch irgendwohin zu gehen, zu kalt, um noch irgendetwas zu tun als im Bett zu liegen, Genets Querelle zu lesen, und die großartige Verfilmung Fassbinders leider nicht im Haus zu haben: Fassbinder, der die schmutzige Sehnsucht in reine Bilder fassen konnte, deren Ahnung und Schatten meine Träume durchtränkt mit dieser ziehenden Musik einer Gier, deren Erfüllung nichts kostet als das Leben.
manchmal beneide ich sie
… um Ihre schönen Melancholien, Madame.
Wagners „Tristan“?
REPLY:
Der fliegende Holländer. Dritter Aufzug, zweite Szene.
Dankeschön, Herr Grau. Und über den Tristan, Ole, möchte ich seit Monaten schon einmal schreiben, traue mich aber nicht recht heran an den göttlichen Speck. Hier geht es aber um den Holländer, Sven hat recht.
Weg vom Thema: Haben Sie sicher schon mal gehört, aber in meinem Internext Explorer im Büro steht auf Ihrem Banner „Melancholie Mode“. Eine neue Linie?
Wagner und Fassbinder
passen schon irgendwie zusammen, das stimmt. Genet kenne ich leider nicht, aber ich vermute mal auch. Ja, die schmutzige Sehnsucht in reine Bilder…schön, schaurig schön.
Aaah, endlich noch jemand…
…mit Hang zur Wagner’schen Melodramatik. Schön! Auf den »Holländer« bin ich schon in jungen Jahren durch den berühmten Matrosenchor aufmerksam geworden, und habe daraufhin die Karl Böhm-LP-Gesamtaufnahme so lange abgenudelt, bis ich die Oper auswendig konnte. Daß die Libretti zeitlos aktuell sind, habe ich [hier] nachgewiesen, daß Wagners Mythenwelt zu zeitgenössischen Assoziationen taugt, [dort]. Man sollte freilich vor dem Genießen mit einem Schuß Humor würzen, dann hat uns Richard Wagner auch heute noch was zu sagen. Die Musik ist ohnehin göttlich…
REPLY:
Querelle, den ich in dunklen Kairoer Nächten las (zum Klackerdiklack
der Kakerlaken im Flur), schätze ich ja sehr, aber die Umsetzung des Romans
durch Faßbinder gefiel mir weniger. Ebenso wie Welt am Draht, ein Roman,
der erst 1999 unter dem Titel The Thirteenth Floor vorlagengerecht umgesetzt
wurde, hat der gute RWF, dessen Oeuvre ich ansonsten zutiefst bewundere, hier
allzu sehr die eigene Gestik und Formensprache einem Stoff übergestülpt, der
nicht dazu passte.
Wagner hat ein paar wirklich mitreißende Stücke geschrieben, aber
ansonsten ist er für mich ein widerlicher Protofaschist.
Ach, der gute Genet. Den kann auch ein Fassbinder nicht verhunzen. Er ist der einzige Grund, der mich überzeugen könnte, dass Homosexualität mehr Kreativität freisetzt als bei uns Heten…
Aber fast noch schöner sind seine Interviews, man findet einige MP3s und Texte von ihm hier auf meinem Lieblingsportal http://www.ubu.com...
Ein Karfunkelring würde gut zum Blut am linken Arm passen, n’est pas?
„Melancholie Mode“, Herr Burnston, klingt, finde ich, richtig gut, besser als „Mode Melancholie“, aber nicht so gut wie „Melancholie Modeste“. Sie müssen einen anderen Browser benutzen, und ich muss mich mal um mein Layout kümmern.
Dass Wagner, Herr Zonebattler, ein unangenehmer Patron gewesen sein muss, aber ein göttlicher Komponist war, finde ich aus der komfortablen Perspektive der Nachgeborenen eigentlich besser als umgekehrt. Dass ich dem Herrn auch ungern begegnet wäre, Herr Che, bedarf aber kaum einer Begründung. Er mir auch nicht, schätzungsweise.
Sie, Herr Moravagine, mögen Fassbinder nicht? Genet ist aber, da kommen wir immerhin zusammen, auch bilderlos großartig.
REPLY:
Ich glaub‘ nicht, dass Herrn Burnstons Sehschwierigkeiten mit dem Browser zusammenhängen (ich habe auch überall nur den IE zur Verfügung und es gibt keine Probleme, sieht man einmal davon ab, dass das Kommentarfenster bei fast allen Twoday-Blogs immer so breit ist, dass es beim Schreiben in die Linkspalte rechts hineinragt, was dann ziemlich nervt).
REPLY:
Der Feuerfuchs indes…
…zeigt nur eine halbgerundete Modeste, sprich lediglich die Hälfte des „o“ von Modeste ist sichtbar. Da scheint der Vorhang wohl gefallen zu sein, vielleicht ein klitzekleines Problemchen in der Breite (width)? (Des Vorhangs, selbstverständlich!)
REPLY:
Mit Ansichten habe ich hier keine Probleme, jedenfalls nicht mit IE, Mozilla und FF.
REPLY:
Ich werde mich einmal um das Problem kümmern, aber jetzt geht es erst einmal los. Die Nacht wartet, und ich bin schon wieder zu spät.
REPLY:
Es liegt wohl daran, dass der Titeltext zentriert wird – wenn das Browserfenster zu breit ist, wird der weiße Text vom weißen Hintergrund verschluckt. Bei 800px füllt der Banner die Breite, bei 1024px ist die Schrift noch lesbar, bei 1280px und darüber werden Teile des Textes verschluckt…