Na, Sie waren bestimmt ´ne Sportskanone, ich aber, ich war zeitlebens immer nur in denjenigen Sportarten gut, für die eine begrenzte Feinmotorik reicht. Leichtathletik etwa, oder Rudern. Auf Pferden geht es auch ganz gut, wenn das Pferd und ich keine besonderen akrobatischen Akte vollziehen müssen, und einfach so durch die Gegend springen dürfen.
Bei allen Betätigungen, die ein erhöhtes Maß an Feinmotorik voraussetzen, und die nicht vollständig wären ohne eine ältliche Lehrerin, die am Rand steht und die ganze Zeit vergeblich um „Mehr Grazie!“ bittet, da habe ich leider jedesmal schmählich versagt: Die Momente auf dem Schwebebalken gehören nicht zu den angenehmsten Kindheitserinnerungen, die ich so mit mir herumtrage, Rythmische Sportgymnastik war ganz schlimm, dieses ganze Herumgeschwenke von Bällen und Bändern, und beim Ballett, fünf Jahre alt, war ich der Schandfleck der Ballettschule und habe mich vor den Ballettstunden zu Hause immer auf den Boden geworfen und wollte nicht hin.
Wieso, denken Sie nun aber, erzählt das Fräulein Modeste das nun wieder? Das Alter, in dem der Mensch gezwungen wird, am Sportunterricht teilzunehmen, ist ja doch schon ein paar Jahre her, und der betrübliche Mangel an Körperbeherrschung wird sich, so denken Sie, nun doch nicht mehr so auswirken.
Das aber, meine Damen und Herren, ist leider völlig unzutreffend. Nehmen wir einmal nur den gestrigen Abend.
Ich komme also aus meiner Schlafzimmertür und laufe, es ist stockfinster, weil der Lichtschalter auf der anderen Seite ist, erst einen Meter nach vorn, dann ein Stück nach links, und dann wieder nach vorn, weil mein Korridor nicht einem langen Schlauch gleicht, sondern vielmehr ein bißchen schief und krumm ist, wie das manchmal eben so ist im Altbau. Im hinteren Abschnitt des Korridors, gegenüber vom Schuhregal, ragt die Küchentür in den Raum, aus irgendwelchen Gründen tritt man aber nicht in die halboffene Tür – man läuft einfach dagegen. Frontal.
Die Wasserflasche, die man in der Hand hält, die zersplittert natürlich auf dem Boden. Und selbstverständlich hat man nichts auf den Füßen, und sitzt da nun also inmitten der ganzen Scherben. Weil der menschliche Kopf gegenüber einer Holztür doch das fragilere Gebilde darstellt, hat die Holztür ganz eindeutig gewonnen und grinst stillvergnügt vor sich hin – da, in der linken unteren Kassette habe ich´s gesehen. Mir dreht sich alles, als ich aufstehe, wird mir sogar ein bißchen übel, und durch die Scherben hindurch wanke ich zurück und lege mich ins Bett.
Heute morgen habe ich den ganzen Vorgang dann vergessen, stehe auf, so gegen 8 Uhr morgens, und schleppe mich Richtung Küche, um Teewasser anzuwerfen.
Mag es meine Blindheit sein oder mein schlechtes Gedächtnis – eigentlich, eigentlich hätte man die Scherben auf dem Boden ja gar nicht übersehen können. Ich aber setze natürlich meinen Fuß gedankenverloren mitten in das Ensemble aus Wasserresten, gesplittertem Glas und füge noch ein paar Blutflecken dazu.
Überhaupt – die vielen im Laufe der Jahre vom Tisch gewischten Gläser. Der Blumentopf, der erst letztlich unter großer Geräuschentwicklung in den Hof gefallen ist. Meine völlige Unbrauchbarkeit beim Tischtennisrundlauf. Und die Worte eines Herrn, mit dem ich einmal schwimmen war, und der nach meinem Sprung vom Dreimeterbrett nichts weiter sagte als: „ Du springst nicht. Du lässt dich einfach fallen.“
Das ist alles kein Spaß.
Autsch! Ich fühle mit Ihnen. Aber, ohne trösten zu wollen, mangelnde Beweglichkeit im Kopf wäre doch weitaus tragischer.
Meine sehr schlanke und eigentlich grazile Schwester ist der tragischste Fall von Grobmotorik den ich mir vorstellen kann. Dagegen klingen Sie wie die Pawlowa. In einer Familie von Skiläufern und Snowboardern ist sie der Rodler, und auch das nur unter Alkoholeinfluß.
Nachtrag: Ich habe heute schon den 2. Fleck auf mein Shirt gemacht. Erst Joghurt mit frischen Blaubeeren, dann ein Stück Pfirsisch. Spott von allen Seiten. Mache ich auch gern mit Rotwein und Curry, bevorzugt auf hellen Kaschmirpullovern (die ich darum gar nicht mehr kaufe).Jeder hat sein Säckchen zu tragen…
Versetze doch den Lichtschalter auf die richtige Seite, bevor noch mehr passiert. 😉
REPLY:
Tröste Dich, Modeste
sportlich sein hilft auch nicht: Habe ich doch viele Jahre lang Escrima,
Shorin Ryu Karate Do, Klettern und Fitnesstraining durchaus studiert
und doch mir Verletzungen zugezogen, die des Chirurgen Können
wirklich herausforderten. Und jetzt aktuell gerade barfusslaufend mir einen Nagel tief in
den Zeh hineingerammt. Es gibt kein Leben ohne Schmerzen.
Gute Besserung Dir!
—
ich mag deine worte
danke
die stillvergnügte holztür ist sicher ein guter bekannter von meiner küchentür, die mir jeden morgen die zehen brechen will. miststück.
Manche Ungeschicklichkeit ist übrigens auch einfach auf fehlendes räumliches Sehen zurückzuführen. Tischtennisrundlaufkönig wird man damit auch nicht gerade.
Ihnen stellen sich heimtückische Türen in den Weg? Ich bin besonders gut darin, gegen Türrahmen zu knallen, wenn ich um die Ecke fege. Denen kann man nicht einmal einen Vorwurf machen, die sind ja immer da, wo sie sind.
Ich hoffe, Sie können heute wenigstens Ihren malträtierten Fuß hochlegen. Und lassen Sie sich auf Händen tragen, ja?
REPLY:
Oh ja – fleckenfrei essen. Auch so ein Problem. Manche meinen ja, ich kaufe die ganzen schwarzen Oberteile nur, um damit dünner auszusehen, als ich bin. Stimmt aber gar nicht.
REPLY:
Nagel in den Zeh? Das klingt schmerzhaft. Gute Besserung zurück – bei mir geht es ja schon wieder, wenn ich den Kopf nicht drehe. Versuche ich das doch, habe ich die ganze Zeit das Gefühl, das gehirn sei ein kleines bißchen langsamer als die Hirnschale. Keine angenehme Empfindung.
REPLY:
Danke, Spring – Komplimente höre ich ja immer am liebsten. Was Ihre Küchentür angeht, Herr Burnston, so ist ja bekannt, dass unter den niederträchtigen Gegenständen diejenigen über den schlechtesten Charakter verfügen, die sowohl beweglich, als auch fest angebracht sind.
REPLY:
Hochlegen geht heute leider gar nicht, ich ersaufe geradezu in Arbeit und habe mich leichtsinnigerweise abends auch noch verabredet. Und mit den Auf-Händen-Trägern sieht es ohnehin nicht gut aus, immerhin fühlt sich mein Kopf (und Fuß) wieder einigermaßen so an wie immer – zumindest, wenn ich mich nicht bewege.
REPLY:
Äh, was das auf-Händen-Tragen angeht, was wiegst Du denn?*unschuldigguck*
REPLY:
Frau Modeste ist so federleicht wie der Gänsekiel, mit dem sie schreibt, ist doch klar.
Sagen Sie mal, Herr Che, haben Sie keine Schwestern? Sie müssten doch wissen, dass das keine Frage ist, die man einer Dame stellt, schon gar nicht öffentlich. Erst nennen Sie lauter exotische Sportarten und dann sowas – als hätten Sie Pudding in den Armen. 😉
So bringt man sich selbst um jegliche Chancen, eine Frau auf Händen tragen zu *dürfen*.
REPLY:
Frau Arboretum, ich schrieb hier schon wiederholt über meine Schwestern,
schrieb außerdem, dass ich schwerverletzt bin, daher der Pudding, und
schließlich schrieb ich dies ja in der Absicht, Reaktionen wie die Ihrige zu
provozieren 🙂
Oh weh. Wenn die Umwelt so heimtückisch ist, muss man der Umwelt zu Leibe rücken…
Ich hab‘ ja jegliches Mineralwasser auf PET-flaschen umgestelt. Zwar in erster Linie, um das leichter die Treppen hochwuchten zu können. Aber auch, weil es die Bruch-, Splitter- und Scherbengefahr so schön minimiert…
REPLY:
Na, ich weiß doch, dass Sie Schwestern haben, deshalb schrieb ich’s doch. 😉
Das mit dem Pudding glaube ich nicht so recht. Aber solche indiskreten Fragen sind wirklich nicht gentleman-like.
REPLY:
Diese Handling-Vorteile
von PET-Flaschen sind nicht von der Hand zu weisen. Bleibt der Umstand, dass es (jenseits von stillem Mineralwasser) Getränke gibt, die aus diesen Plastikbehältnissen ziemlich öde schmecken.
REPLY:
@Frau arboretum – Ich sag nur so viel: Die Frau, die mich am meisten sieht,
ist meine Krankengymnastin.
REPLY:
PET-Flaschen kaufe ich ja normalerweise auch, aber gerade gestern war mir nach einer Zitronenlimonade zumute, und die gibt´s zumeist ja immer noch in diesen hübschen Glasflaschen mit dem Noppenhals. Wasserflasche trifft´s also nicht ganz. Herr Mark hat aber recht – stellen Sie sich doch einmal Wein aus einer PET-Flasche vor, nicht auszudenken, sowas.
REPLY:
Habe neulich beim hiesigen Getränkemarkt mit Freude entdeckt, dass es meine Lieblingslimo (Blutorange von Odenwald Quelle) auch noch in der traditionellen Glasflasche gibt. Bis zum Wein müssen wir übrigens gar nicht gehen, ich finde ja, es macht schon bei Cola und Apfelsaftschorle einen Geschmacksunterschied, wenn die Plörre aus einer Plastikflasche kommt…
REPLY:
Wieso Wein in der PET-Flasche? Den gibt’s schließlich schon im TetraPak. 😉
Im Übrigen sind „Tollpatsch“ und seine Ableitungen wunderschöne Wörter – und so viel bunter als das „Trampel!“ mit dem ich mich zu bezeichnen pflege, wenn man mal wieder die Anzahl meiner Bettecken aus den blauen Flecken meiner Beine ableiten kann.