Einkehr und Stille

Das Fräulein Modeste, so erwarten Sie vielleicht, wird am Montag, und wenn das Wetter schön ist, vielleicht bei „Lass uns Freunde bleiben“ ihren Pfefferminztee trinken, und nette Menschen werden ihr ein bißchen erzählen, wie sich ihr Leben so anfühlt unter strahlend blauem Himmel. Am Dienstag geht sie möglicherweise einmal aus, kommt wieder allein nach Haus, und ist dann am Mittwoch ein wenig betrübt und erwägt kurzzeitig einen Besuch bei Weight Watchers. Am Donnerstag geht sie am Helmholtzplatz die Schokolade einkaufen für jene Sachertorte, die sie zum Blogmich am Samstag mitbringen wird, und am Freitag wird sie jene backen.

Leider, leider – weit gefehlt.

Am Montag, am Montagmorgen sogar, kurz nach halb elf, besteigt eine ziemlich mißmutige Person am Ostbahnhof einen Zug Richtung Osten und verbringt fünf geschlagene Tage in einer Seminarstätte, die laut ihrer Homepage vor allem „Einkehr und Stille“ zu bieten hat. Ob die Anbieter von Einkehr und Stille ihren Gästen zumindest die Kommunikation mit der Außenwelt per Internet ermöglichen werden, ist vor diesem Hintergrund leider weniger wahrscheinlich.

Wenn Sie bis Freitag nichts von mir lesen, gehe ich, zu deren persönlichen Wünschen Einkehr und Stille eher weniger gehören, in einem abgelegenen Winkel der Republik gerade die Wände hoch.

4 Gedanken zu „Einkehr und Stille

  1. Oh ha. Aufrichtiges Beileid. Aber immerhin bist Du zum Blogmich zurück. Die Aussicht darauf, die ganzen Nasen zu sehen, wird Dich überleben lassen. Klingt nach Jugendherberge mit fiesem Essen.

  2. Ich hatte letztes Jahr überlegt, eine Zeit im „Haus der Stille“ zu verbringen. Ich versprach mir das so etwas wie eine innere Reinigung, ein Equilibrium. Möglicherweise ist das also keine schlechte Idee, um Berlin ein wenig abzuschütteln.

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