So scheint die Liebe

„Warum bist du gekommen?“, frage ich und schiebe mir ein Stück Weichkrokant zwischen die Zähne.

„Weil du das wolltest.“ Er lacht, aber sein Lachen hört sich an wie Gebell.
„Ich bin gekommen, obwohl du fürchterlich bist. Unzuverlässig. Das Gegenteil von konsequent. Du verzeihst jemandem, der seiner Freundin einen Marmoraschenbecher auf den Kopf haut und wirfst Leute raus, weil sie mit Alpenveilchen vor der Tür stehen. Du hast überhaupt keine Grundsätze. Du kannst fürchterlich austeilen, aber bist sofort beleidigt, wenn du glaubst, dass man dir nahe zu tritt. Du versuchst nicht einmal, dich zu beherrschen und gibst jeder Laune nach. Und man weiß nie, was dir in den nächsten fünf Minuten einfällt.“

Onkel S. findet mich unproblematisch.“, ich lehne meinen Kopf an seine Schulter und sehe ihm zu, wie er ein Nougattütchen vom Stanniol befreit. Sanft legt er es mir auf die Zunge.
„Und dein Vater hält dich für sein persönliches Geschenk an die Menschheit. Und weißt du was? Sie haben unrecht!“, er lacht und diesmal klingt es schon besser.
„Was willst du dann hier?“, frage ich ihn nochmal.
„Dich mit Ingwerstäbchen füttern.“ Knisternd löst sich das Cellophan von der Packung.

Aber auch er hat Fragen: „Warum hast du mir ausgerechnet jetzt geschrieben?“ Er zieht seinen linken Arm hinter meinem Nacken hervor und bricht mit beiden Händen Schokolade, Domori Latte Sal. Mir wird langsam übel. „Nein, wehre ich ab. „Das willst du nicht wissen.“ Oh doch. Er will. Und es dauert lange und ist ein bißchen peinlich.

„Das sieht dir ähnlich.“, sagt er, als ich fertig bin. „Sieh zu, wie du die Sache mit K. und T. wieder in Ordnung bringst. Ich hänge mich diesmal nicht rein.“.

„Brauchst du auch nicht,“ sage ich, und das ist natürlich ganz und gar gelogen.

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