Mittwoch, den 22. Juli

Im letzten Jahr waren wir einmal drei Tage in Annaberg, der Herr SvenK, seine fabelhafte Frau, der J., der F. und ich. Das Wetter war abscheulich, selbst Paris hätte bei diesem Wetter grässlich ausgesehen, und als es am Sonntagmorgen immer noch zum Weglaufen war, gingen wir hin und taten genau das. Wir fuhren weg. Nach Dresden. Da war es schön, und als wir Dresden verließen, verabredeten wir, wieder nach Dresden zu fahren. Zwinger. Grünes Gewölbe, Elbsandsteingebirge, schöne Stadt generell. Wir wollten im Taschenbergpalais wohnen, weil das so super aussah, und in der Karl-May-Bar geistige Getränke trinken.

Erst mal wurde daraus aber nichts. Wir hatten zu tun. Dann hatten wir ziemlich viel zu tun. Und schließlich hatten wir mal wieder ganz gut zu tun. Mit Herrn SvenK sah es auch nicht besser aus, der hatte fast noch viel mehr zu tun, und deswegen war es irgendwann Frühling. Es war sogar ganz schön im Mai, wir hätten nach Dresden fahren können, einige Male hatte ich auch schon die Homepage des Hotels aufgerufen, aber dann ging ich doch nicht auf „senden“. Keine Reservierung. Inzwischen habe ich die Idee begraben.

Vielleicht fahre ich noch einmal nach Dresden. Vielleicht streifen wir noch einmal durch den Zwinger, vielleicht laufen wir durch die Neustadt. Ich habe eine Freundin, die ein paar Jahre in Dresden gewohnt hat, die habe ich damals sehr gern besucht. Zur Zeit jedoch denke ich nicht an August den Starken. Ich denke nicht an Raffael. Nicht an das üppig-sinnliche Barock, nicht an die Großzügigkeit der Elbauen, auch nicht ans Elbsandsteingebirge und erst recht nicht die Wanderung vor Jahren mit der C. und der J. Wenn ich an Dresden denke, dann denke ich Lutz Bachmann, dann denke ich an die unsagbar dummen und selbstgerechten Leute, die bei diesen Demonstrationen gefilmt worden sind. An Leute, die Flüchtlinge, die vor dem Krieg weggelaufen sind und Schreckliches erlebt haben, überfahren wollen und anpöbeln. Zu solchen Leuten mag ich nicht fahren, und so buche ich am Mittwoch Abend wieder nicht ein Wochenende Dresden, sondern ein Haus in Dänemark, einsam an der Südküste Sjaellands. Nichts als Holz, Sand und das graue, kühle Meer.

2 Gedanken zu „Mittwoch, den 22. Juli

  1. Gewissermaßen begeben Sie sich damit auch „auf die Flucht“…
    und unterliegen undifferenziert den Medien.
    Schade.
    Obgleich verständlich.
    Man wünschte sich fast mehr „Tourismus-Courage“.
    Zum Glück gibt es Dänemark- FÜR ALLE

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