Der Orang Utan hat wahnsinnig lange Haare. Mehr als einen Meter unter dem Orang Utan hängen noch seine Haare ins Gehege, und als er sich vom Ast zur Strebe und weiter auf ein kleines Sims schwingt, beneide ich den Orang Utan ein bisschen. Der hat es gut, denke ich, wieso auch immer, aber dann gehe ich weiter, und der Affe bleibt, wo er ist.
Zwei Stunden später sehe ich noch immer den Orang Utan. Aus dem zehnten Stock des Hotels 25 Hours kann man in den Affenkäfig sehen, und ganz klein, sehr weit unten, sehe ich den rotbraunen Affen inmitten von Laub und Büschen in dem Gestänge seines Käfigs sitzen. Oben sitzen wir und essen im Neni den gebeizten Lachs, den Jerusalem-Teller, Hummus mit einem sehr lecker-glibberigen Ei, und unterhalten uns sehr gemächlich so vor uns hin. Auf seinem Stuhl ist der F. inzwischen auf zwei dicken, blauen Kissen eingeschlafen.
Am Abend fahren wir wieder westwärts. Alex, Friedrichstraße, Hauptbahnhof, Savignyplatz, und dann vorbei am Olympiastadion. Als wir in der Waldbühne ankommen, fallen einige dicke Tropfen, und der J. streckt prüfend die Hand aus und schaut mich mit zusammengezogenen Brauen an. Mit je einem Glas und einer Brezel in der Hand schieben wir uns durch die Waldbühne.
Dann aber versiegt der Regen. Die Musiker des West Eastern Divan Orchestra setzen sich, rascheln, Töne erklingen und verstummen, und als Daniel Barenboim erscheint, wird es ganz still. Beethoven, das Tripelkonzert op. 56, entfaltet sich in die warme Sommerluft, und für zwei Stunden trete ich über die Ufer meiner Haut, werde größer, warm, feingespinstiger sozusagen und wehe im Abendwind den märkischen Kiefern entgegen, dem warmen Sand und unser aller Himmel.
„…und für zwei Stunden trete ich über die Ufer meiner Haut, werde größer, warm, feingespinstiger sozusagen und wehe im Abendwind den märkischen Kiefern entgegen, dem warmen Sand und unser aller Himmel.“
reine Lyrik, ganz toll!
Ja
Wunderschön gesagt.
Danke, Ihr Lieben.