N*ckte Leute treffe ich im Wachzustand ja eigentlich nie, und selbst wenn dem so wäre, würden sie nicht vor mir tanzen. Im Schlaf mit leicht erhöhter Temperatur und nach zwei Bechern Glög vom Weihnachtsmarkt sieht das aber schon ganz anders aus, und so sitze ich auf einer Art Ottomane auf einer Veranda und sehe sehr entspannt mehreren außerordentlich hübschen Tanzenden zu, durchaus undefinierbaren Geschlechts, wie sie sich langsam umeinander drehen. Einige der feingliedrig-länglichen Gestalten tragen Salbkegel auf dem Kopf, und es ist völlig unmöglich, sie zu zählen. Manchmal scheinen es nur drei zu sein, bisweilen wogen zehn oder mehr. Zu meinen Füßen liegt unser vor 14 Jahren verstorbener Hund und hechelt in der Hitze. Unweit fließt der Nil Richtung Norden. Dazu läuft, glaube ich, Phoenix. If I Ever Feel Better.
Ganz gelegentlich huschen schwarze, flinke Gestalten geduckt über den Boden. Vielleicht sind das Tiere, mutmaße ich. Affen möglicherweise, vielleicht – auch wenn ich das nicht sehen kann – Totenkopfaffen, und wenn ich nicht hinschaue, verschwinden Dinge, die die Affen mitgenommen haben, offenbar Richtung Fluss. Ein gläserner Armreif. Ein halbgefülltes Glas mit etwas Kaltem, sehr Aromatischen, Lychee und Pfeffer vielleicht, vielleicht auch etwas Limone, ein blitzender Löffel auf einem Schemel, mein iPhone und eine Schüssel aus fein durchbrochenem Silber voll rötlicher, haariger Früchte.
Irgendwann – Stunden mögen vergangen sein – löst sich eine Gestalt aus der Gruppe der Tänzer und kommt zu mit. Auf Zehenspitzen, kaum berühren die Füße den Boden, nähert sich mir die bräunliche Silhouette. Gespannt neige ich mich nach vorn und richte mich auf zur Begrüßung. Doch nicht zu mir kommt die schlanke Gestalt. Nicht zu mir beugt sie sich nieder. Auf meinen Hund fällt der Schatten, nach seinem Kopf strecken zwei Hände sich aus, greifen kraftvoll um die Kinnbacken des schwarz-freundlichen Tieres und ziehen, ziehen, bis der Kopf sich löst und auf den Boden gleitet. Erstaunlicherweise blutet es nicht.
Keinen Schrecken verspüre ich und nur wenig Ärger. Langsam, als sei das nicht wichtig, richte ich mich auf und beuge mich nach dem lebendigen Kopf meines Hundes. Stochernd setze ich den Hals wieder an die richtige Stelle, drücke hier ein wenig und dort ein wenig mehr, lasse zufrieden los, als er einhakt, und dann lehne ich mich wieder zurück. Die Tanzenden tanzen. Die Affen stehlen Glöckchen, Früchte und flache Schalen voll Milch, und mein Hund hechelt träg in der Sonne. If I Ever Feel Better.