Beruf und Erotik

„Frauentechnisch ist Richtersein das letzte.“, meint der D., und saugt mit resignierter Geste an seinem Smothee. „Anwalt ist aber auch nicht wesentlich mehr sexy.“, wirft der T. ein, und damit dürften die wesentlichen juristischen Berufe sich als Köder auf der Partnersuche erledigt haben. Professoren sind zwar meistens verheiratet, Erscheinung und Wesen der Professorengattinen legen indes den Verdacht nahe, dass es durchaus Berufe gibt, die ihren Trägern auf der Pirsch mehr Nimbus verleihen als ausgerechnet der des Gelehrten.

Kreative Berufe, so munkelt man, wirkten wesentlich attraktiver, ein Künstler gar, vielleicht ein Dichter, allerdings hat ein auf diesem Gebiet bewanderter Herr bereits glaubhaft versichert, dass dies ein Irrtum sei: Ohne Gitarre ginge gar nichts.

Im Ergebnis sei der Beruf eines Mannes vermutlich egal, meint C., dem jedoch ist natürlich ganz energisch zu widersprechen: Wer sich als Landwirt, evangelischer Pastor oder Müllmann offenbart, muss schon sehr zielgruppengenau suchen.

Wie es mit den Landwirtinnen bestellt ist, ist gleichfalls unbekannt, wenn es denn überhaupt Landwirtinnen gibt, denn auch das weiß ich nicht genau. Zu meinem übergroßen Leidwesen scheint auch die Jurisprudenz nicht zu denjenigen Berufen zu gehören, die ein weibliches Wesen mit einem zusätzlichen Nimbus auszustatten in der Lage sind. Umfangreiche Feldforschungen haben vielmehr ergeben, dass das Ideal einer Frau in den Augen der überwiegenden Anzahl der Männer beispielsweise in einer Galerie arbeitet, auch Orchestermusikerinnen sind begehrt. Sängerinnen dagegen hält der gemeine Mann für zickig, und das einzige mir bekannte Exemplar bestätigt dieses Vorurteil auch aufs Schönste.

Bei Titeln scheint es eine feine Differenzierung zu geben: Männer werden durch einen Doktorgrad eher attraktiver, will mir scheinen, bei Frauen verschweigt man den Klotz Papier offenbar besser, Adelsprädikate dagegen schmücken Männer wie Frauen aufs Beste.

Und am Ende zieht wohl doch am ehesten ein Paar schöner Augen.

38 Gedanken zu „Beruf und Erotik

  1. REPLY:

    Frau Wortschnittchen, was für ein wunderbarer Verweis. Ich frage jetzt einfach mal nicht nach, wo sie die Seite der paarungswilligen Bauern herhaben, amüsiere mich allerdings gerade prächtig mit den Erfahrungsberichten.

    Herr 40something, wenn ich die dann auch noch einsortieren muss, bevor es mal zur Sache geht – dann nehme ich demnächst einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel vor, streiche die Juristen, und überlege es mir nochmal mit den lustigen Bauersleut´.

  2. REPLY:

    Hmmm, die Herren der Lüfte üben auf mich jetzt keinerlei Anziehungskraft per Beruf aus – das müssen die Zeiten gewesen sein, als der most sexy Frauenberuf Stewardess war. Schon etwas her, denke ich, aber bestimmt sind ja andere Leute da anderer Auffassung?

  3. Archäologen! Die finden eine Frau mit jedem Tag, den sie älter wird, interessanter.
    P.S.Finger Weg von Piloten. Geprüft und für schlecht befunden.
    Ebenfalls schlecht: Gourmet-Köche. Ruinieren JEDE Figur.-B

  4. REPLY:

    Ha! Mein Stichwort. Köche gehen gar nicht. Bei Archäologen denken Sie wohl mehr an Indiana Jones?

    Hungerleidende Künstlertypen hat Frau Modeste ja bereits abgelehnt, das zieht wohl nur, um sich kurzfristig interessant zu machen. Schlagersänger geht auch nicht, Bankräuber wiederum mehr als Bankangestellter. Jener ist dann auch für Juristinnen eine reizvolle Aufgabe. Hm, ist es heute bei Männern nicht so, daß Frauen froh sein müssen, wenn die überhaupt noch einen Beruf haben?

  5. Ich dachte immer, daß gerade die BWL- und Jura-Studiengänge die Heiratsmärkte schlechthin seien. Da wurde ich wohl fehlinformiert.

    Haben Sie schon mal an Ingenieure gedacht? Langweilig und solide. Die Maschinenbauer sollen wunderbare Karohemdensammlungen besitzen – sagt man.

  6. REPLY:

    Äußerungen des Herrn Kid über Gynäkologen sind mir ja völlig neu – allerdings treibt es mich auch ohne hetzerische, gynäkologenfeindliche Ausführungen nicht zu den Medizinern. Ein Schlagersänger dagegen…was spricht eigentlich gegen Schlagersänger? Geht auch ein semiprofessionell kochender Schlagersänger, der seine Freizeit der Kunst und dem Banküberfallen widmet?

  7. REPLY:

    Informatiker! Ingenieure!! Maschinenbauer!!! – Sie wollen mich wohl umbringen? Ich war einmal mit einem Bauingenieur aus, der hat seine ganze Freizeit einem Onlinespiel gewidmet, bei dem man in einer äußerst geschmacklosen mittelalterlich anmutenden Umgebung Monstren und Feinde tötet. Wenn die alle so sind….Anwesende natürlich ausgenommen.

  8. REPLY:

    Manche Informatiker wissen immerhin, daß sich Frauen als zweiarmige Banditen modellieren lassen – mit einem s(afe)- und einem r(isky)-Arm.
    („Was? Du bist nicht Bayes-rational? DAS IST UNFAIR!!!“)

  9. REPLY:

    Was den Berufsbegriff angeht, wollen wir hier doch mal nicht pingelig sein. Und solange „Sohn“ zu den zehn häufigsten Berufen von Mitte gehört, soll auch ein Freiherr nicht als bloßer Arbeitsloser gelten.

    Mir ist das ja alles nichts, mit derlei Titeln konfrontiert, halte ich – platzend vor bürgerlichen Vorurteilen – den Inhaber meist erst einmal für deppert. Meistens stimmt´s.

  10. REPLY:

    Geschmacklose Randbemerkung aus meiner Tastatur? Und dann noch über Mediziner? Ich fühle mich gerade nicht besonders schuldig, aber wer weiß, was ich hier oder dort daherplapperte (gibt es einen Link?). Möglicherweise muß man meine Worte doch mal genauer unters Spekulum legen.

    Doch, doch. Köche köcheln nach Dienstschluß noch für Zwei. Oder Drei. Da hat die Spreepiratin recht.

  11. REPLY:
    Zum Thema Piloten

    Die Kerls mit dem Chill-Faktor sind, soweit ich das weiß,
    keine braven Airline-Captains, sondern Jetfighter- und
    Testpiloten, vielleicht auch noch Rettungshubschrauber-
    Flieger. Aber vielleicht ist das auch nur so ein Mythos
    wie die urban legend vom Geschlechtsverkehr im freien Fall…

  12. Naja , früher

    fand ich es klassse, wenn einer Sozialarbeiter war, oder Dschungelkämpfer oder
    Entwicklungshelfer. Das hatte sowas von Machete, Schweiß und Che Guevara.
    Mittlerweile gefällts mir, wenn jemand von seinem Job im Kernkraftwerk (mutig!)
    oder der Konstruktion eines Gastanks erzählt. Ich kann bei Technikkram stundenlang zuhören.
    Blaue Augen runden die Sache ab 🙂

  13. REPLY:

    @booldog: Der Kontext ist ein Anderer. In Neuselland gibt es eine größere
    Community von Aussteigern, die Sportarten wie Falschirmspringen mit
    dem Surfbrett (und dann gleich weitersurfen) oder Extrembungeejumping
    betreiben. Einige von diesen Leuten tragen ein spezielles Tattoo, das ein Herz
    mit pfeil und flügeln zeigt, und wenn man fragt, was das bedeutet, sagen sie,
    sie hätten das wie einen Orden verliehen bekommen, weil sie Geschlechtsver-
    kehr im freien Fall gehabt hätten. Das ist in wirklichkeit aber Blödsinn: Das
    Tattoo und der GViFF sind ein Motiv aus dem Science-Fiction-Thriller „Jagd
    auf den Feuermann“ von Bob Shaw, wo die mopedfahrende Jugend mit Anti-
    schwerkraftgürteln in der Luft unterwegs ist.

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