„Jedenfalls ist er jetzt ziemlich sauer.“, beschließt meine liebe Freundin über einer Tasse Tee die Erzählung über das Ende der Ehe ihres früheren Arbeitgebers, der wohl auch als Vorgesetzter nicht die angenehmste aller denkbaren Existenzen darstellt. Sonst, so meine Freundin, hätte sich die ganze Geschichte möglicherweise ja auch gar nicht so herumgesprochen, allerdings hat besagter Herr durch die Jahre schon einiges dafür getan, dass seine Untergebenen ein reges Interesse an seinem Privatleben entwickelt haben.
Jener Herr, eher etwas älter und unansehnlicher, habe lange Jahre seines Lebens als ein geschiedener Mann seine ganze Energie dem Wohl seiner Firma gewidmet. Die Pflege bekam jenem Unternehmen prächtig, und so wuchs und gedieh der Kreis seiner Untergebenen und das Konto des Chefs dazu. – Zwar sagt der Volksmund, mit Speck finge man Mäuse, besagter Volksmund scheint aber doch etwas anderes zu meinen: Der Chef blieb unbeweibt.
Dass dieser Zustand nicht auf Freiwilligkeit beruhte, ging aus den chefigen Worten klar hervor. Frauen, so der Chef, seien ein oberflächliches und naseweises Volk, welches, verrannt in völlig unzutreffende Vorstellungen über die Liebe und das Verhältnis zwischen Frau und Mann, ihn in himmelschreiender Weise verschmähe. Frauen, so gab der Chef gern zum Besten, hätten Frauen zu bleiben, ein Mann sei ein Mann, und die Emanzipation der Damenwelt habe eine Menge Schaden angerichtet.
Die Jahre verstrichen, der Chef wurde noch ein bißchen älter und noch ein bißchen unansehnlicher, da ergab es sich, dass die Vorstellungen jenes Herrn andernorts auf größeres Verständnis zu stoßen schienen, und er sich aus – zumindest für seine Untergebenen – heiteren Himmel mit einer russischen Dame verheiratete, welche alle Vorzüge wahrer Weiblichkeit in sich vereinte, wie der Chef nunmehr zum Besten gab. Die Nachfrage nach deutschen Frauen werde in Zukunft gen Null sinken, und allein mit ihrer Zickigkeit würden jene Damen zwischen Flensburg und Rosenheim sich noch einmal überlegen, ob es so eine gute Idee sei, statt eines gestandenen Mannsbildes eine eierlegende Wollmilchsau mit ihren Launen und Ansprüchen zu peinigen. Der eine oder andere der männlichen Untergebenen soll sich diesen Ausführungen gelegentlich angeschlossen haben, für entsprechende Taten reichte die Vergütung der im Dienste des Chefs ausgeführten Verrichtungen aber wohl eher nicht aus.
Ein – wenn auch weibliches – Kind gebar die russische Dame dem Chef, führte seinen Haushalt zur vollen Zufriedenheit, und der Chef kaufte ihr schließlich ein kleines Auto, in jenem ländlichen Raum geradezu eine unabdingbare Lebensvoraussetzung, so ähnlich wie Trinkwasser. Ab und zu ging das Auto kaputt, der Chef bezahlte die Reparaturen in einer kleinen Werkstatt, und so geschah es wohl im Laufe der Zeit, dass die russische Dame eine Freundschaft zum Inhaber der Reparaturwerkstatt aufbaute, und schließlich aus der Freundschaft ein vertrautes Verhältnis wurde, das am Ende in den Auszug aus dem Hause des Chefs mündete. Das Kind nahm sie mit.
Die Scheidung läuft. Der vorteilhafte Aufenthaltsstatus der Dame ist außerordentlich gesichert, sie soll in jenem kleinen Ort eine Berufstätigkeit begonnen haben, und in großer Harmonie mit dem Reparaturwerkstattinhaber durch die Straßen jenes kleinen Ortes spazieren, in dem man sich nicht selten begegnet.
Dass auch unglaublicher Undank Unterhaltsansprüche nicht ausschließt, wird wohl das Familiengericht klären.
ja, wie das leben so spielt…!
Der Chef hätte natürlich nach Russland ziehen sollen. Ist doch klar, daß die diese netten fraulichen Frauen hier ganz schnell korrumpiert werden 😉
Automechaniker scheinen ohnehin bei den Damen für solchen Extraservice sehr gefragt zu sein. Ein Freund von mir ist Kfz-Meister, der erzählte mir mal vor Jahren, dass Frauen häufiger ihre Telefonnummer mitsamt dem Trinkgeld oder sogar einem eindeutigen Spruch rüberschieben. Ich wollte das erst nicht glauben, bis ich zufällig selbst mal so eine Aktion beobachtete.
Meine Güte, wieder an der falschen Stelle gespart: Auf der Hochzeitsreise ein kleine, unauffällige Lobotomie für die Dame, und sie kommt nie auf solche wahnwitzigen Ideen. Merke: Nur ohne Hirn bliebt eine Frau richtig Frau.
Am sichersten – und am billigsten dazu – wäre es natürlich gewesen, in Russland eine Lobotomie machen zu lassen. Wäre die ganze Sache schiefgegangen, hätte der Chef die Dame dann gleich dalassen können. Nun ja, nächstesmal, die Welt ist ja noch groß.
Die Anziehungskraft von Automechanikern entzieht sich völlig meiner Vorstellungskraft, der Handwerker scheint aber in mancher weiblichen Phantasie eine bedeutende Rolle zu spielen, die wohl im wesentlichen aus einer eher physischen Interpretation von Virilität herrührt. Frau Fragmente hat letztlich eine Geschichte vom Schornsteinfeger (sic!) erzählt, die anders gar nicht zu erklären ist, als dass sich Handwerker in weiten Kreisen der Bevölkerung einer wahrlich ungewöhnlichen Beliebtheit erfreuen.
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Automechaniker haben häufig sehr schöne Oberarme, vermutlich wissen die das aber auch und tragen deshalb im Sommer bei der Arbeit gerne sehr kurzärmelige T-shirts. 😉 Jener Freund ist überhaupt recht attraktiv, dennoch wäre es mir nicht im Traum eingefallen, ihm meine Telefonnummer zuzustecken. Das übersteigt wohl meine Vorstellungskraft. So ein Auto kann ja immer wieder mal kaputt gehen oder braucht einen Öl- oder Reifenwechsel, und dann muss man wieder dahin.
Den Erfolg bei Frauen erklärte mir der Freund übrigens folgendermaßen: Die Frauen kommen völlig genervt hierher, weil sie ein Problem mit dem Auto haben. Da höre ich ihnen ganz ruhig zu, lasse sie erst einmal ihren Frust loswerden. Auf keinen Fall darf man herablassende Sprüche bringen, mit denen man ihnen das Gefühl gibt, dass sie keine Ahnung davon haben, weil sie Frauen sind, oder versuchen, ihnen irgendetwas anzudrehen. Ich beruhige sie notfalls ein bisschen und sag ihnen, dass wir das Problem schon lösen werden. Dann sind sie erleichtert und dankbar, und man hat schon halb gewonnen.
Da der Freund obendrein ein sehr charmantes Lächeln hat, funktioniert das hervorragend.
Von Handwerkern kenne ich eigentlich nur merkwürdige Geschichten: Meine Schwester hat mal einen Telekom-Techniker dabei überrascht, wie er, anstatt das neue Telefon anzuschließen, durchs Schlüsselloch des Badezimmers spannte, in dem sich gerade die Mitbewohnerin befand.
Nun ja
in Anbetracht der Tatsache, dass Osteuropa ja DER Trend in Sachen Ehefrauenbeschaffung ist (ich habe so ein Pärchen sogar in unmittelbarer Verwandschaft), hat ja diese Geschichte wenigstens mal ein Ende gefunden, das mir ein schadenfrohes Grinsen ins Gesicht brennt.
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Ja, solche Herren sind wirklich erstaunlich. Zu erklären ist so etwas natürlich nur durch einen kompletten Mangel an Empathie und überbordendes Selbstbewusstsein. Da versiegt jedes Mitgefühl mit dem armen verlassenen Kerl, das ich ja ansonsten reichlich über meine Umwelt streue.
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Das Triebleben des Handwerkers scheint ja irgendwie eine lebhaftere Sache zu sein als dasjenige der Schreibtischarbeiter. Ob das auch für die Handwerkerinnen gilt? War bereits die Entscheidung, eine Universität aufzusuchen, möglicherweise der große zölibatsauslösende Fehler? Ich kenne mich da ja nicht so aus, soweit ich weiß, hat die Krankenschwester einen festen Platz im männlichen Triebleben, während ich nie von Leuten höre oder lese, die ihre Liebste zum traulichen Spiele in Robe oder Talar verkleiden.
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Sag das nicht. Ich hatte mal eine studentische Kollegin, ihres Zeichens Jurastudentin – und nebenbei bemerkt, das schönste weibliche Wesen, dessen ich je in natura ansichtig wurde – welche nach meinen Ausführungen über meinen krummen Lebenslauf (damals noch nicht so krumm) unseren bis dahin wunderbaren Flirt unterbrach.
Ein traumatisches Ereignis. Noch jahrelang hatte ich nächtens die Vision, wie sie mich in der Robe und reitgertenbewehrt zwingt, vor ihr niederzuknien (nun gut, dazu wäre noch kein Zwang nötig; kommt darauf an) und in Kauerstellung auf einem Wahlzettel Dagmar Wöhrl (CSU) anzukreuzen.
Welch Schmerz und Demütigung! Und welche Wonne zugleich!
(Vergleiche Jean Genet, „Der Balkon“.)
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Ja.
Mitleid ist da fehl am Platze. Ich kann allerdings nicht umhin, diese Osteuropäerinnen manchmal zu bewundern für ihr Talent (oder wird das von Generation zu Generation weitervermittelt ?), Männern dieses Gefühl absoluter Zufriedenheit zu vermitteln, ohne dass sie eigentlich wirklich irgend etwas aufgäben. Ich glaube, da könnten wir manchmal tatsächlich noch etwas lernen in Sachen Geschicklichkeit 😉
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Ob man wirklich nichts aufgibt auf diese Weise? Zumindest ein Löffenlchen Selbstachtung dürfte doch auf diese Weise über den Jordan gehen, fürchte ich, benebst so einigen Dingen, die die Liebe in den eigenen Augen erst zu dem machen, was einen Sehnsuchtsort ausmacht: Nähe, Respekt, Aufgehobensein und Verstandenwerden. Eins zu sein und trotzdem bei sich zu bleiben.
Aber ich fange an zu faseln.
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Nahe am off-topic, doch noch eine kleine Anmerkung über die Eignung bzw. Nichteignung z.B. promovierter Historikerinnen für aphrodisierende Zwecke:
Vor etlichen Jahren war ich auf dem Weg zu einer für die Herren der Schöpfung, nun ja, etwas kompromittierenden fachärztlichen Untersuchung. Fast noch unangenehmer als die dem Patienten dabei zugedachte aktive Rolle, die leider so unerläßlich wie undelegierbar ist, war mir der Gedanke, vorher von einer ältlichen Sprechstundenhilfe auf einen Stapel einschlägiger bildlastiger Zeitschriften hingewiesen zu werden, etwa noch mit dem undezenten mundartlichen Kommentar: „Also, falls’S do wos braung…“
Zum Glück fiel mir ein, daß ich gerade am Briefkasten vorbei gekommen war; als erlösende humoristische Replik konnte ich also dankend verneinen, im Handumdrehen mit einem läppischen Grinsen meine frisch zugeschickte Ausgabe vom „Spektrum der Wissenschaft“ aus der Tasche ziehen und mit einer legeren Zeigegeste darauf verweisen.
Es kam natürlich alles ganz anders. Die Belehrung blieb erfreulicherweise aus, dafür lag auf dem unübersehbar drapierten Zeitschriftenstapel on top eine damals halbaktuelle Spiegel-Ausgabe — mit Brigitte Seebacher-Brandt auf dem Titelbild. (Pikanterweise, so habe ich gerade herausbekommen, auch noch Mitherausgeberin eines Buchs mit dem Titel Lachen hilft.) Von der ärgerlichen ironischen Handreichung meines Arztes einmal abgesehen, eine wahrhaft
traumatisierendeprägende Lektion in Sachen „weibliche Erotik und Intellekt“.REPLY:
Faseln? Nein.
Wieso kann man solche Begriffe eigentlich nicht ohne vorweggenommene Zensur durch den Leser an- und aussprechen?
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Brigitte Seebacher-Brandt und Dagmar Wöhrl…Heiliger Strohsack, das männliche Empfindungsleben muss eine kompliziertere Sache sein, als ich mir jemals habe träumen lassen.
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Ich bitte doch sehr zu beachten, daß der jeweils geschilderte Kontext ein verneinender ist.
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Ist mir nicht entgangen. So kompliziert soll die männliche Mitwelt nun auch wieder nicht sein. Ich träume in meinen kargen Mußestunden ja auch nicht von aufregenden Stunden mit Franz Müntefering.
Wie kommt das eigentlich,
dass Thailänderinnen und brasiliansiche Copacabana-Schönheiten so aus der Mode gekommen sind?Ich dachte immer, sie seinen das non plus ultra der männlichen Fantasiereisen? Und :gibt es einen Ort auf der Welt, wo man sich Kataloge mit deutschen Mädels unter der Hand weiterreicht? Anders gesagt, ich sorge mich um unseren Status auf dem Weltmarkt.
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Ein paar Mail-Order-Trachtenbräute aus der ehemaligen Colonia Dignidad.
Au ja, das wäre es doch.