Reklame

Den Kapitalismus, dem ich ja bereits viele schöne Stunden verdanke, habe ich mir ja immer als eine Frau vorgestellt. Eine schon leicht abgetakelte Diva, grell geschminkt, künstliche Fingernägel, und so ein irre vollgestopftes Boudoir, in dem sie ihre Liebhaber empfängt. Die Liebhaber in dunklen Anzügen sitzen dann auf den Plüschsofas herum, halb angewidert, halb fasziniert, und die alte Diva verspricht ihnen alles Mögliche, lügt, dass sich die Balken biegen, und wenn sie von einem der Anzugmänner genug hat, schmeißt sie ihn halt wieder raus. Da sitzt er dann vor der Tür, leicht lädiert, bankrott bis zu den Ohren, schnieft ein bißchen, und kommt vielleicht eines Tages wieder.

Wie das halt so ist, reden natürlich alle möglichen Leute schlecht über die schrille Dame, besonders Professoren und so, und weisen ihr alle möglichen Vergehen nach. Tatsächlich hat sie natürlich die eine oder andere Leiche im Keller. Außerdem ist sie launisch, wahnsinnig ungerecht, hat eingewachsene Fußnägel, und zu welchen Leuten sie nett ist, verstehen nicht einmal ihre besten Freunde. Warum, fassen sich regelmäßig ernsthafte Denker seriöser Wirtschaftsfakultäten angesichts ihrer jeweiligen Liebhaber an den Kopf, ausgerechnet der?

Tatsächlich belohnt die alte Dame mit ihrer Hingabe so gut wie nie die scheuen Rehe, sehr selten die klugen, aber unfrisierten Köpfe. Nahezu niemals schäkert sie mit den Feuerköpfen mit Brillen auf der Nase, und wen schon die Musen küssen, den zieht Madame Marktwirtschaft schon aus Prinzip nicht auf ihr Lotterlager.

Ein bißchen Mühe müsse man sich schon geben, erwidert sie gern ein wenig pikiert, wenn man sie fragt, warum sie eigentlich den Maler X habe fast verhungern lassen, und den Autor Y gezwungen habe, sein Geld als Briefträger zu verdienen. Madame, so sagt man in gewöhnlich wohlunterrichteten Kreisen, lasse sich ja gern ein wenig umwerben, und Werbung sei es, die auf Seiten der Kunst meistens fehle, denn allzu stolz sind die Dichter, und vielleicht gefällt ihnen Madame auch schlicht nicht genug.

Werben Sie also, liebe Künstler, um den kommerziellen Erfolg. Bemühen Sie sich um die alternde Diva mit dem hängenden Hals und den Klauenfingern. Schmeicheln Sie ihr. Bringen Sie ihr Geschenke. Und wenn Sie keine Lust dazu haben, dann beauftragen Sie andere mit dieser Werbung, denn es kann ja nicht angehen, das immer nur die anderen, und nie Sie die Gunst der goldenen Schabracke genießen.

Und um einmal mit gutem Beispiel voranzugehen: Bestellen Sie also noch heute den sehr wohlgestalteten EXOT 4, der lauter unterhaltsame und komische Texte enthält (und einen von mir, der ist aber nicht komisch) und machen Sie außerdem beim fabelhaften Paulus-Projekt mit. Danke.

2 Gedanken zu „Reklame

  1. Exoten kann ich eh nur loben, und wenn dann noch der Herr Neft dahinter steckt erst recht. Mit Klint hab ich vor Jahren mal sehr fruchtbar zusammen gearbeitet, Schreiberlinge gebt ihm Eure Texte und er wird Wunderbares illustrierend kreieren.
    Zu Madame Kapitalisme hingegen hätt ich noch eine Frage: Wer sind ihre Freunde, von denen Sie in ihrem Texte sprechen?

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