Am Ufer nimmt die Nacht dich auf, die Stimmen werden leiser, und nur Carla Bruni singt von der Liebe oder von etwas, was der Liebe manchmal täuschend ähnlich sieht. Westlich der Oberbaumbrücke glänzt die Stadt dir etwas vor, und auf einmal spürst du die rauhe, warme Hand der Müdigkeit auf deinen Lidern.
Komm heim, zieht dich deine warme Wohnung nach Norden, und du lächelst über die Kinder an der Haltestelle, die sich Bier trinkend an den Händen halten und etwas singen, was du nicht verstehst mit der Musik in den Ohren. Vielleicht sind die Kinder nur drei, vier Jahre jünger als du, überlegst du und versuchst, nicht allzu auffällig hinzuschauen und bist ein bißchen traurig, weil das nun vorbei ist und nicht wiederkommt. Keiner wird dich mehr so durch die Luft schwenken, fällt dir ein, als ein Junge ein Mädchen an beiden ausgestreckten Armen um sich herumwirbelt, dass ihre Haare fliegen.
Daheim ist es warm, wünscht du dich die paar Kilometer weiter, wo Licht brennt und jemand auf dich wartet, und schaust doch den Kindern an der Haltestelle nach, die nicht in diese Bahn steigen und stehen bleiben, als du fährst. Ach, und für einen Moment stellst du dir vor, auch du würdest irgendwohin fahren, wo alles anders ist als hier, wo man auch dich herumschwenken würde, dass deine Haare fliegen, wo dein Leben leuchten würde vor Feuer und Kristall, und wo die Stadt glänzt von lauter frischem, grellen Blut auf ihren Straßen.
so ist es, ungefähr. (aber offiziell darf ich das natürlich nicht zugeben.)
REPLY:
In solchen Augenblicken widerspricht mein tatsächliches meinem gefühlten Alter.
Ha, diese Tramhaltestelle ist eine, bei der auch mir schon luftwurzelnd heimisch zumute war…
Das wunderbare Prosagedicht – haben Sie geschrieben.
REPLY:
Danke. Und wie es ist, wird es hoffentlich nicht bleiben, weder bei Frau Engl, noch bei mir.
Bestimmt nicht. Kann ja nicht. Wäre ja zu einseitig. Zu traurig. Zu unfair.