Von fern

Ob auch, frage ich mich, eine Katze, die nie eine Maus gesehen hat, nachts von fliehenden, wuselnden, weißen Mäusen träumt? Ob ein Yorkshire Terrier mit Schleifchen im Haar träumt, wie er vor Zeiten, groß, grau und struppig, die Wälder durchstreifte? Ob auch ich, nachts, ganz selten und noch vor dem Erwachen vergessen, mit einem Schwert in der Hand, vielleicht auch nur einem roh behauenen Stein, den Feinden hinterherhetze oder selbst gejagt werde von riesigen, feuerspeienden Tieren?

Und ob vielleicht eines Tages in vielen Jahren, wenn wir selbst ein Dutzend Mal und mehr zu Staub zerfallen und aus Erde auferstanden sind, ein Anderer des Nachts an meinem Schreibtisch sitzt? Meine Furcht in seinem Nacken, es könne nicht reichen, was er da tut? Fliehend im Traum vor der verrinnenden, nicht zu stundenden Zeit, und auf dem Bildschirm vor ihm flimmern Worte in einer Sprache, die längst vergangen sein wird: Chiffren für nichts als für nächtliche Angst. Bögen und Striche. Runen, Zeichen aus Licht, Fliegenbeine, fremde, schwarze Girlanden, und zerronnen zu nichts, wenn er erwacht.

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