Bei Dussmann in der Friedrichstraße auf einmal immer kleiner werden wie der Elephant in einer Short Story von Haruki Murakami. Nur schneller. 1,67 — 165 — 1,63 und immer so weiter. Nach einigen Sekunden schon nur noch ganz knapp über den Tisch schauen können, auf dem die Neuerscheinungen liegen. Links Clemens Meyer, rechts Juli Zeh.
Sich beherrschen zu müssen, um keine Angst zu bekommen vor den anderen Leuten, denn immer mehr Menschen drängen sich um die Tische, stoßen sich gegenseitig an, schieben sich die Rolltreppe nach oben und schreien sich gegenseitig abgehackte, knappe Sätze in die Ohren, die wie Kommandos klingen. Hoch zu den Ratgebern. Nur noch kurz zur Kunst. Ab nach unten.
Der Versuchung nachgeben, ein paar Minuten auf der Toilette die Augen zu schließen. Unsichtbare Hände trommeln gegen die Tür. Sich beruhigende Worte vorsagen. Abend etwa. Sonne, Brunnen und Licht. Sich zu erinnern versuchen, was man hier eigentlich will. Suchen, finden und ganz schnell bezahlen.
Vor der Tür weglaufen vor dem Stand mit den Billig-CDs. In die nächste Seitenstraße und kurz stehen bleiben. Atmen. Die Hände zusammenpressen, den eigenen Pulsschlag zählen, wie er sich langsam beruhigt und wieder größer werden, wachsen, lächeln und nach Hause gehen
Immer nach Hause.
oh je, was ist ihnen denn? ich hoffe, das wächst sich wieder aus. vielleicht doch öfter mal vor die tür gehen? aber dussmann ist schon ziemlich shitty, keine frage.
ist ihnen auch aufgefallen, wie die innenarchitektur von dussmann an der friedrichstraße verkaufsoptimierend gestaltet wurde? alle wege, die NICHT zur kasse führen, sind spiegelnd oder gläsern. sie sollen eine unsicherheit im tritt auslösen. dafür sind die wege zu den regalen und zur kasse wegweisend und sicherheitseinflößend mit rotem teppichboden belegt, nach dem motto: hier geht’s lang. eine solche gestaltung ist natürlich nicht neu und wird auch in den kaufhäusern gemacht, viele von denen wurden in den letzten jahren nur allein deswegen entsprechend „renoviert“. dahinter stecken jeweils ausgesuchte konzepte von marketingfachleuten. nichts wird hier dem zufall überlassen. also alles ähnlich wie auf den shopping-seiten im internet. super, oder?
ein zuhause, wo es das alles nicht gibt, ist sehr wichtig.
Fatalerweise erscheint ‚Genuss‘ immer mehr an ‚Nichts‘ gekoppelt…