Der letzte Geburtstag in Heiligendamm. Sich im Spa geschämt für den eigenen Körper, und nur in die Damensauna, wenn sonst keiner da. Trotzdem gut gegessen. Champagner und Fisch. Sich vorgenommen, im nächsten Jahr schlanker wiederzukehren.
Den Geburtstag gefeiert, ein paar Wochen später. Mit Freunden angestoßen auf ein großartiges Jahr. Am nächsten Morgen in der Küche gestanden, ein bisschen Salat vom Vortag, heißer Kaffee, dem leichten Schwindelgefühl der ersten Zigarette am Tag nachgespürt, und nachgedacht, was eigentlich fehlt, und nichts gefunden. Ein bisschen traurig gewesen.
Circa vier- bis fünfmal die Woche aus gewesen, fast das ganze Jahr, weil das der optimale Schnitt ist, um sich wohl zu fühlen und trotzdem genug zu schlafen. Mindestens fünfzig Besuche im LassunsFreundebleiben. Mindestens zwanzig im Visite ma tente. Mindestens 15 im 103. Überall hingegangen, wo was los ist, und zu diversen Anlässen, wo nichts los war, auch. Täglich mindestens eine Mahlzeit außer Haus. Meistens gut gegessen. Das schlechteste Essen des Jahres in einer nordrhein-westfälischen Kantine bekommen, ein paniertes stinkendes Schnitzel, und dann kommt gleich der schreckliche Speckknödel im Alten Zollhaus in Kreuzberg. Meistens nur einmal die Woche gekocht, leider, Samstags oder Sonntags, und fast immer die C. und die J. zu Besuch. Zu selten im Theater, kaum in der Oper. Gelangweilt in Galerien.
Am besten im Paris Moskau und im Hartmanns gegessen, und am zweitbesten im E.T.A. Hoffmann und im Grill Royal. Es wieder nicht ins Margaux geschafft, nicht im Ma Tim Raue gewesen und das Fischers Fritz erneut um ein Jahr verschoben. Drei bis fünf Mal eingeladen gewesen, ansonsten immer selbst gezahlt. Mehrfach von Freunden bekocht worden und sich warm und wohl gefühlt.
Viel zu viel gearbeitet. Gearbeitet im letzten Herbst, bis morgens um drei die Buchstaben auf dem Bildschirm ineinander verflossen, und es Mühe kostete, sie zusammenziehen und Worte zu bilden. Im Saldo hunderte von Stunden telefoniert. Weitergemacht, bis die Welt vor lauter Müdigkeit zu flackern begann, seltsam leicht und egal wurde, und sich ein bisschen erschreckt, weil sich das ziemlich gut anfühlt. Sehr wenig über mich nachgedacht und festgestellt, dass man nicht schlechter lebt dabei. Auf dem Höhepunkt der Arbeitsbelastung nicht einmal mehr Hunger gehabt. Jeden Abend ein Hamburger vom Burgermeister am Schlesischen Tor. Ich hätte alles gegessen, sogar Hundefutter oder so, und wäre nichts dagewesen: Ich hätte es auch nicht gemerkt. Oktober, November 2007. Seither wieder runter auf die üblichen 60 Stunden. Immer behauptet, nicht ehrgeizig zu sein, und nun doch festgestellt, dass das nicht stimmt.
Fast jeden Morgen den Kater gekrault, und am Abend meistens die Katze. Sich manchmal gewünscht, wie der Kater herumgetragen zu werden. Den Kopf an einer warmen Brust. Manchmal glücklich gewesen, oft zufrieden, und ab und zu den J. angeschaut und sich einfach gefreut.
Leider kaum neue Freunde kennen gelernt, und manche alte Freunde zu selten gesehen. Das ganze Jahr in niemanden verliebt gewesen, nicht einmal so ein bisschen „was wäre, wenn“. Gleichzeitig ein ganzes Jahr niemand aufgetaucht, der sich in mich verliebt hätte. Kein Versuch, mich zu küssen, weil es wohl so langsam zu Ende geht mit meinen guten Jahren. Ab und zu bedauert, nie schön gewesen zu sein und manchmal gehofft, dass es keiner merkt. Viel Zeug gekauft, vor allem Taschen, Schuhe und Kleider, und festgestellt, dass das nichts bringt bei mir. Die Einkäufe trotzdem fortgesetzt.
Zu viel beruflich und zu wenig zum Spaß gereist. Fertig promoviert. Meine Eltern zu selten gesehen, aber wenn, war es schön. Selten krank gewesen, und nie beim Arzt. Alle sechs Wochen mein Fahrrad reparieren lassen. Fast einen Couchtisch gekauft. Beschlossen, umzuziehen, das aber noch nicht in die Tat umgesetzt. Vorgestern Urlaub gebucht, morgen in aller Frühe zum Hauptbahnhof, und Mittwoch dann mit der J. und vielleicht mit der C. irgendwo sitzen, die Gläser heben auf ein neues Lebensjahr, vom Glück sprechen, dass man sich erhofft, und sich fragen, ob das das Glück vielleicht schon ist, und mehr nicht vorgesehen, für mich, hier und heute.
Zu einem solchen Jahresverlauf kann man ja gar nicht anders als Ihnen (sogar ein wenig beschämt) zu gratulieren! Mein Jahr war bei weitem nicht so kurzweilig. Kann es sein, dass der eine oder der andere Ihrer Texte sich einer gewissen ‚Wochenbett-Melancholie‚ geschuldet hat, Frau Doktor Modeste?
Ich wünsche fröhliche Urlaubstage und eine gute Zeit. Feiern Sie schön – wir erheben dann hier unsere Gläser auf Sie. Ihnen wünsche ich dann fürs neue Lebensjahr mehr Zeit – und uns, dass Sie wieder häufiger bloggen. Muss ja nicht über die neuen Verehrer sein, die ich Ihnen ebenfalls wünsche. 😉 Selbstredend sollen diese Herren
Sie immerzu küssen wollenallesamt großzügig sein und Sie zum Essen einladen.Hm. Zwar hab ich Sie nur ein einziges Mal und nur sehr kurz in D-Dorf gesehen, aber…ich fand Sie damals wirklich sehr schön. Ähm…Verzeihung.
Ach, wenn man sich vorgemerkt hat zu gratulieren, sind Sie nicht da. Hoffe ich vergesse es hinterher nicht.
Alles Gute zum Geburtstag!
Das Hartmanns und das E.T.A Hoffmann gehören auch zu meinen Favoriten.
Alles Gute zum Geburtstag!
Tiberius
ach! alles gute nachträglich! ein schönes resümee, alles in allem. mehr küssen, weniger arbeiten! und unbedingt ins MA gehen, flott!
Na, allerbeste Glückwünsche von mir! Und ich denke, wir werden noch so manches schöne Ding verspeisen, nicht!?
Na, dann: Hoch die Tassen!
Und jetzt alle: Herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum Geburtstag, liebe Modeste!
Lasst es für Madame Pralinen regnen!!
bedenken sie, daß sie das honigfarbene schnitzel
unter der aufsicht des allergrößten gegessen haben.
auch das ist glück.
Danke, allerseits.