Antifaltencreme im Krieg

(Schwesterchen ruft an):

„Wusstest Du, dass La Prairie zu Beiersdorf gehört? Nein? Ist also quasi eine Art Nivea. Nur teurer. Und besser natürlich. Also schon ganz was anderes, gar nicht miteinander zu vergleichen. Wie’n Smart neben einer S-Klasse.

Wirklich? Findest du? Finde ich nicht. Schau dir doch mal so Stars an, im Fernsehen. Hier, Nahaufnahme, die rennen seit fünfzig Jahre durchs Bild, und du siehst nichts. Tophaut. Lifting, klar, aber du siehst das schon. Mit Nivea ist da nichts zu wollen. Oder umgekehrt auch, sehr schockierend. Ganz schlimm. Da haben sie doch letztens so eine Frau interviewt, ich weiß nicht mehr genau, wann das war. Jaja, im Fernsehen. Eine Afghanin. Also so eine Frau, die in Afghanistan wohnt.

Nein, keine Ahnung, was die Frau gesagt hat, ich hatte den Ton aus und habe mit der H. telefoniert, der geht’s doch so schlecht, aber da sehe ich doch nebenbei – total hart, Süße, so erschütternd: Da steht da unten im Bild der Name von der Frau, irgendwas Islamisches. Und daneben 37. 37 war die erst. Zwei Jahre älter als Kate Moss und sieht aus wie fünfzig. Runzeln hatte die Frau. Falten und Flecken. Und ganz, ganz schlimme Zähne.

Na, aber klar ist das auch das Leben. Arbeit, Sonne, vielleicht raucht die Frau ja auch. Sieht man ja nicht. Im Fernsehen hatte sie jedenfalls keine Zigarette im Mund. Aber ich sag‘ dir, die Hautpflege ist das auch. Das bekommst du mir jetzt nicht ausgeredet. Hautpflege ist das A und O. Und La Prairie zieht da eben ganz anders als Nivea. Wobei – die Frau sah aus, als hätte sie nicht mal Nivea gehabt. Das ist doch Kriegsgebiet. Afghanistan. Liest man doch immer. Ich denk‘, Modeste, da gibt es wirklich gar nichts. Nicht einmal – also nicht einmal das Billigste vom Billigsten. Und Hautcreme: Da denkt das Rote Kreuz doch nicht mal dran. Essen, klar. Oder Medikamente. Aber Kosmetik – ich bin mir sicher, die Frau hatte nichts für die Haut. Gar nichts. Nicht mal ’ne simple Tagescreme. Kein Wunder, das die so aussah.

Aber das ist so typisch, Modeste: Männer fangen Kriege an. Und Frauen bekommen Falten.“

(Schwesterchen legt auf.)

15 Gedanken zu „Antifaltencreme im Krieg

  1. mein lieblingssatz eines befreundeten hautarztes: „wenn diese ganzen wundercremes irgendetwas bewirken würden, müßten sie gemäß arzeneimittelgesetz in der apotheke verkauft werden …“

  2. REPLY:

    Ja, ich habe da auch meine Zweifel. Aber der Zweifel reicht ja den meisten damen, um sichergehen zu wollen. Denn schaden wird es ja nicht. Und nicht wenige Herren sind ja auch zunehmend gut dabei beim Geld ausgeben für teure Cremes.

  3. REPLY:

    Ach, wenn man mal so aufschreibt, was die Leute so den ganzen Tag erzählen, dann kommt da doch immer irgendwas ganz Wüstes dabei raus. Und irgendjemand muss diese ganzen Cremes ja kaufen. Ansonsten gäbe es die einschlägigen Fabrikate schließlich gar nicht.

  4. REPLY:

    Beiersdorf gibt Unsummen für die Forschung aus, deshalb ist Schwesterchens Creme teurer als Nivea. Und was die Wirksamkeit angeht, so versuchen die Unternehmen schon, mit ihren Anti-Aging-Produkten gerade noch so an der Apothekenpflicht vorbeizukommen. Generell ist es aber schon so, dass sich die Grenzen zwischen Kosmetik und Medizin verschieben.

  5. Falten und mehr

    Viele Mensche schmieren sich von morgens bis abends mit Cremes ein. Egal was, hauptsache teuer. Die Spuren der Arbeit und des Alters erscheinen dann spät Nachts oder nach dem Erwachen am Morgen oder spätestens wenn die Cremes sich dem Ende der Tube neigen…

    Viele Menschen, mittlerweile, haben ihre Ernährung umgestellt oder waren von Anfang an Vegetarier oder Veganerinnen. Die Frauen, die ich kenne und die heute 30 oder 40 oder 50 Jahre alt sind, haben eine Haut wie eine 15jährige. Ohne Cremes, Kosmetik, Botox, Skalpelle, Fitness. Sie speisen einfach das Richtige, rauchen nicht, saufen nicht und lernen stets die richtigen Männer kennen…

  6. REPLY:

    Das die beste Hautpflege von Innen kommt, hört manche ja gar nicht gern, aber klar – gutes Essen, viel Wasser und genug Schlaf spielen da schon eine ganz erhebliche Rolle. Die Gene nicht zu vergessen.

  7. REPLY:

    Ja, ein wenig langweilig mutet das an, aber so unspektakulär ist das wahrscheinlich am Ende, wenn man nicht in die Vollen geht und ergibt sich irgendwann der kosmetischen Chirurgie.

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