Stockholm

In Schweden war ich ja sozusagen zweimal. Beim ersten Besuch war ich schätzungsweise sieben, es war Sommer, und alles, woran ich mich erinnere, ist ein Sturz vom Küchentisch, spektakulär und ziemlich blutig. Es muss trotzdem lustig gewesen sein, denn auf den wenigen Photos dieses Urlaubs strahle ich mit einem Mund voller Milchzahnlücken vor einer Kulisse aus Strandhafer und blaublitzendem Himmel in einem roten Badeanzug in die Kamera. In diesem Urlaub waren wir – aber das habe ich alles vergessen – auch in Stockholm. Für einen Tag.

Beim zweiten Schwedenbesuch war ich 17. Mein damaliger Freund wollte angeln, er wollte nach Schweden, er hatte alles organisiert, und weil ich den Plänen von Leuten, die alles organisieren, aus schierer Faulheit nur selten widerstehen kann, fuhr ich mit. Wir waren – das war mir im Vorfeld irgendwie entgangen – vom Meer bestürzend weit weg. Wir saßen zu zweit in einem kleinen Holzhaus, das wirklich aussah wie Bullerbü, nur ohne Nachbarn, und neben dem Haus war ein sehr, sehr großer See, aus dem mein Freund grüne, schleimige Fische zog, tötete und grillte. Sie waren alle exorbitant trocken und schmeckten nach Holzkohle und Ketchup.

Weil sich am See außer dem Haus und meinem angelnden Freund noch sehr viel Wald befand, war alles voller Mücken. Ich las mit Insektenstichen dicht gesprenkelt von morgens bis abends, unter anderem sehr viel Strindberg und Tucholskys Gripsholm, weil das so schwedisch war, aber in der Einöde mit meinem Freund und den Fischen erinnerte leider nichts an die sexy Sommerfrische des dicken Dichters aus Berlin. Es hat dann auch nicht mehr lange gedauert mit meinem Freund und mir.

Im Juni – also in so circa acht Wochen – versuche ich es noch einmal mit Schweden. Geangelt wird diesmal nicht. Zahnlücken habe ich derzeit keine. Einen Flug habe ich immerhin. Ein Hotelzimmer in Stockholm, fünf Freunde kommen mit, und niemand von uns weiß mehr von Schweden als das, was man so landläufig über Skandinavien denkt: Teurer Wein denkt man. Riesige, blonde Menschen. Weiße Nächte Ende Juni (oder war das Russland?). Ikea, H&M, Astrid Lindgren, skandinavisches Design, aber ob es da etwas zu sehen gibt, was man so macht, tagsüber und abends, wenn man drei Tage in Stockholm ist, was es zu essen gibt und wo man das essen sollte – das wissen wir alle nicht.

Für Tipps bin ich daher dankbar.

6 Gedanken zu „Stockholm

  1. Nehmen Sie Sonnenmilch mit. Denn die ist in Stockholm schwer zu bekommen und teuer, aber im Juni braucht man sie häufig. Und dann fahren Sie, gut eingeölt, mit dem Cinderellaboot bis zu einer der äußersten Schären, Möja etwa. Ob Sie am Abend auf der vornehmeren Östermalm oder der quirligeren Södermalm flanieren, bleibt Ihrem Geschmack überlassen.

    Zur Einstimmung lesen Sie vielleicht Söderberg, um der Atmosphäre vorzufühlen und die Namen einiger markanter Orte in der Innenstadt einmal gehört zu haben.

  2. Mein Tipp:
    Das rote Café am Stortorget.
    Den Schokokuchen. Chokladkaka. Mit Milchkaffee.

    Anschauen: Wasa-Museum, Modern Muset. Aber vorher schauen, was da ist. Wenn Mist, dann Mist.
    Und da ist dieses kleine Café auf Söder. Den Namen und den Ort weiß ich nicht mehr. Aber falls ihr da seid, grüßt von mir.
    Überhaupt ist Södermalm DER Ort zum Entdecken.
    Boutiquen, Kunst, Architektur.

    Viel Spaß.

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