Die Sonne ohne mich

Vor dem Aufbruch nach Hause schnell die Strumpfhose ausziehen, um die warme Luft weich an den Beinen zu spüren. An der Metzer Straße nicht, wie sonst, nach links einbiegen, sondern weiter fahren, die Danziger überqueren, noch eine Querstraße, eine zweite, und dann erst fast an der S-Bahn umkehren, quer über den Helmholtzplatz. Langsam wird es dunkel.

An der Kreuzung anhalten, ein Stück schieben, erst wegen der Fußgänger, und dann, um noch ein bißchen unterwegs zu sein und einfach draußen. An der Ampel der starke Geruch der laufenden Motoren. Ein paar Mädchen, die hoch und gepresst lachen, eine Frau auf dem Rad, ein blondes Kind im Korb. Die Sonne gelb und satt und schwer über dem Mauerpark, und sich für ein paar hundert Meter im Abendlicht unsterblich fühlen, weil es nur eine Lüge sein kann, nur unwahr sein darf, dass es das alles gibt, die Welt in Licht und Farbe, die Geräusche, Benzin und den wirbelnden Staub, dass das alles einfach weiter existiert, wenn wir selbst verschwinden und sterben und einfach nicht mehr da sein werden, und der Sommer wird doch nicht weniger schön.

5 Gedanken zu „Die Sonne ohne mich

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