Die Holzvertäfelung ist tatsächlich aus Kiefer. Auch die Möbel sehen aus, als hätten die Besitzer des Jessner-Eck sie in irgendeinem Möbelmarkt gekauft, und einen Moment bin ich ein bißchen enttäuscht. Eine Eckkneipe sieht in meiner Vorstellung anders aus, wie das Alt Berlin in der Münzstraße vielleicht.
Ein paar Minuten später aber steht die Wirtin vor dem Tisch, blond gefärbt, vielleicht fünfzig mit einer Tätowierung auf der Wade, schäkert mit meinem Begleiter, bringt mir einen warmen, süßen Piccolo, den man nur trinken kann, wenn man die Luft anhält, und im Hintergrund singen die ganze Zeit irgendwelche Sänger auf deutsch wirklich schlechte Lieder von Liebe, Sonnenuntergang und Delphinen. Vor dem Tresen hängen einige Wracks schwer abzuschätzenden Alters. Noch ein paar Minuten später kommt die Wirtin und ein Mann mit Schnäuzer und schlechten Zähnen und einem großen Kreuz mit Strasssteinen auf der Brust und wollen tanzen. Ich tanze also, bewundere den A. um seine rheinische Fähigkeit, mit nahezu jedermann Konversation zu betreiben, und dann trinke ich noch sehr schnell einen weiteren Sekt und einen Gin Tonic. Wodka trinke ich auch, das mache ich nur ganz selten. Ich vertrage eigentlich keinen Schnaps.
Kurz vor dem Aufbruch am Tresen trinke ich noch einen Likör, der Pfeffi heißt (oder so ähnlich), und schmeckt wie Mundwasser mit Alkohol drin. Den schmeckt man aber nicht, den Alkohol, und als wir gehen, sitzen immer noch ein paar der fertigsten Friedrichshainer der Welt vor dem Tresen, liegen sich in den Armen, und ihre gute Laune wirkt nicht einmal gekünstelt.
(Am Prenzlauer Berg dagegen ist es kalt, und zu essen gibt es nichts mehr außer Falafel.)
Off the trodden path? New horizons?
Ich habe ja eine gewisse Schwäche für diese Kneipen, die „Bei Günter“ oder „Rosie’s“ heißen. Sie sind halt nicht für alle Tage.
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Ich habe mich immer gefragt, wie es in diesen Höhlen aussieht, und diese Neugier nunmehr umfassend befriedigt.
REPLY:
Es war rührend.
Es sind nicht immer die schlechtesten Kneipen, auch wenn sie uns nicht unbedingt gefallen. Auch wenn es etwas tragisch klingt, für manche ist es ihre (zweite) Heimat.
Wenn es mich wieder einmal nach Berlin verschlägt, lasse ich mich von Ihnen durch dieses Miljöh ziehen.
Übrigens, was ist Falafel????????
REPLY:
Falafel sind kleinem, etwa tischtennisballgroße Kugeln aus Kichererbsenmehl, die in Öl ausgebacken von israelischen oder libanesischen Imbissen verkauft werden. Das schmeckt sehr gut. Wenn Sie in Belrin snd, werde ich Sie zu Babel bringen, da schmeckt es mir am besten.